Bittere 0:1-Niederlage
SC Idar-Oberstein packt die Teufel bei den Hörnern
Der entscheidende Moment: Maksym Bochan (rechts) hängt in der Luft und befördert den Ball akrobatisch zum 1:0 für den 1. FC Kaiserslautern II in den Kasten.
Stefan Ding

Der SC Idar-Oberstein hat die kleinen Roten Teufel im Haag bei den Hörnern gepackt und ist am Ende doch aufs Kreuz gelegt worden. Die Aufstellung der Idarer war stark, die Einstellung mutig - nur das Ergebnis sprach für den 1. FC Kaiserslautern II.

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Ob es für den SC Idar-Oberstein gereicht hätte, wenn Schiedsrichter Jannis Kaufmann vom TV 1817 Mainz unmittelbar nach der Pause Anas Bouda für dessen rücksichtslose Grätsche vom Platz gestellt hätte? Die Frage ist hypothetisch, aber in Überzahl hätten die Idarer vielleicht jene Körner gespart, die am Ende fehlten, um den 1. FC Kaiserslautern II in die Knie zu zwingen. So aber endete ein großer Kampf in einem packenden Fußball-Oberliga-Spiel mit einer bitteren 0:1-Niederlage. „Wir haben alles gegeben, aber stehen ohne Punkte da“, seufzte SC-Trainer Tomasz Kakala mit einer Mischung aus Stolz und Ernüchterung. Im Kampf gegen den Abstieg hat sich die Situation weiter zugespitzt, daran änderte auch der Beifall der 645 Zuschauer im Haag nichts.

Dabei hätte die Partie nach etwa 20 Sekunden im zweiten Abschnitt komplett auf die Seite des SC Idar-Oberstein kippen können, wenn Schiedsrichter Kaufmann Rot gezogen hätte. Und nur diese Farbe war eigentlich angemessen, nachdem Bouda den Idarer Robin Hill mit Volldampf und ausgefahrenen Beinen niedergestreckt hatte (46.). „Eine klare Rote Karte“, fand auch Kakala, doch der Referee ließ Gnade vor Recht ergehen, den Lauterer mit Gelb davonkommen und gab dem Innenverteidiger so die Gelegenheit den nächsten Einsatz zu fliegen. Diesmal allerdings einen fair spektakulären, als er eine Flanke von Philipp Schneider in der Luft in mit einer Art Seitfallzieher im allerletzten Moment wegräumte. Einen Meter dahinter stand Florian Zimmer und hätte aus drei Metern nur noch einzuköpfen brauchen (51.).

Die falsche Farbe. Schiedsrichter Jannis Kaufmann hätte zwingend Rot gegen FCK-Akteur Anas Bouda ziehen müssen, nachdem er Robin Hill (am Boden) rustikal abgegrätscht hatte.
Stefan Ding

Drei Minuten nach der Rettungsflugnummer beendete FCK-Trainer Alexander Bugera den Arbeitstag Boudas sicherheitshalber und brachte Maksym Bochan. Der Coach bewies damit ein glückliches Händchen, wie sich herausstellen sollte, denn 20 Minuten später versetzte ausgerechnet Bochan dem SC Idar-Oberstein den K.o.-Schlag. Die Idarer Abwehr schaffte es einfach nicht, eine Ecke von Shawn Blum in den Fünfmeterraum sauber zu entschärfen, und Bochan gelang es dann, den Ball aus fünf Metern mit einem akrobatischen Rückzieher zum 1:0 für den FCK ins Netz zu befördern (74.). „Es ist sehr schade, dass wir durch einen Standard den Gegentreffer kassieren. Da haben wir uns nicht gut angestellt“, kritisierte Kakala.

Mindestens genauso ärgerlich war aber der Ballverlust, den Malik Yerima und Alessandro Marino zuvor beim Spielaufbau heraufbeschworen hatten und den Niklas Baus dann nur noch mit einer Grätsche zur letztlich entscheidenden Ecke ausbügeln konnte. „Ich bin nicht sicher, ob es nicht hätte Abstoß geben müssen, ich glaube, dass ich den Ball meinem Gegenspieler an den Fuß gespitzelt habe“, sagte Baus.

Niklas Baus und Philipp Schneider mit überzeugenden Auftritten

Apropos Baus. Der Innenverteidiger war Teil eines mutigen Plans, den sich das Idarer Trainerteam zurechtgelegt hatte. Lange hatte Baus verletzt gefehlt. Ausgerechnet gegen die starken Lauterer, die beim Anpfiff im Haag schon 114 Tore in dieser Saison geschossen hatten, beorderte Kakala ihn an die Seite von Kevin Kraus in die Startelf – und das gleich mit der Kapitänsbinde. „Endlich sind die Schmerzen weg. Nach fünf Monaten wieder zu spielen, das war richtig geil“, sagte Baus. Und er lieferte ab, zeigte eine richtig gute Leistung ab, biss sich durch, trotzte auch noch dem ersten Krampf, ehe nach 77 Minuten der Akku leer war.

Ähnlich stark wie Baus agierte Philipp Schneider einige Meter weiter vorne im SC-Gebilde. „Flo Zimmer braucht einfach Unterstützung“, erklärte Kakala seine Maßnahme, Schneider als zweite Spitze aufzubieten. Auch diese Idee ging auf, denn „Pippo“ machte einen blendenden Eindruck als Abklemmer, Ballklauer, Kombinationsspieler und Vorlagengeber.

„Es war eigentlich ein typisches 0:0-Spiel, vielleicht sogar mit ein bisschen Vorteil für die Idarer“
FCK-Trainer Alexander Bugera

Mutig, im 4:4:2-System, und sehr bissig und aggressiv störte der SC den Spielaufbau des 1. FC Kaiserslautern II. „Das war sehr, sehr schwierig für uns“, räumte Bugera ein und kritisierte: „Wir haben wenig spielerische Lösungen gefunden.“ Und dann fasste der FCK-Coach die Partie zusammen, wie es fairer und besser kaum geht: „Es war eigentlich ein typisches 0:0-Spiel, vielleicht sogar mit ein bisschen Vorteil für die Idarer.“

Tatsächlich bekämpfte der SC den FCK nicht nur, verlegte sich nicht wie zuletzt oft nur aus Verteidigen, sondern kickte auch munter nach vorne. Der SC kam immer wieder zu Möglichkeiten. Öfter zu Halbchancen, aber zweimal in Abschnitt eins auch zu Großgelegenheiten. Zimmer schoss nach einer Kombination zunächst minimal am Pfosten vorbei (17.) und scheiterte dann mit einem Heber am baumlangen Enis Kamga, dem 17 Jahre alten frisch gebackenen U-18-Nationaltorhüter im Kasten des FCK (35).

FCK-Chancen und Idarer Druckphase

Die starken Lauterer ganz auszuschalten, das schaffte auch der hoch engagierte SC nicht. Zwischen Zimmers Möglichkeiten meldeten sich auch Bugeras Schützlinge – und die Idarer brauchten zwei Top-Reaktionen von Tobias Edinger gegen Marius Bauer (25.) und Ben Rheinheimer (34.) sowie etwas Spielglück, als Oskar Prokopchuk aus spitzem Winkel unter Druck das verlassene SC-Tor verfehlte, um das 0:0 zu halten.

Der Aufwand, den der SC betrieb, ließ daran zweifeln, dass den Gastgebern die Kraft reichen würde. Das Führungstor wäre deshalb wichtig gewesen. Und für eine Viertelstunde im zweiten Abschnitt schienen die Idarer drauf und dran am 1:0. Der FCK II wurde regelrecht eingeschnürt und musste sich einer Eckenserie erwehren. „Da hat uns dann aber die allerletzte Entschlossenheit gefehlt“, fand Kakala. Tatsächlich brannte zwar irgendwie ständig die Luft, aber nur Luca Baderschneider zwang Keeper Kamga mit einem fiesen langen Ball in Richtung Winkel zu einer Parade (59.).

Nach einer Stunde kippte die Partie. Die Tankuhr der Idarer war offenbar im tiefroten Bereich. Blum (64.) und Bauer (66.) vergaben noch Möglichkeiten, ehe Bochan die Partie entschied. Der SC gab auch jetzt nicht auf, Kakala versuchte, mit frischen Kräften neuen Schwung zu bringen, Lennert Arend kam zu seinem Oberliga-Debüt, doch es reichte auch nicht mehr zu einer klaren Ausgleichsmöglichkeit, als selbst Keeper Edinger mitstürmte.

SC Idar-Oberstein – 1. FC Kaiserslautern II 0:1 (0:0)

SC Idar-Oberstein: Edinger – Yerima, Kraus, Baus (77. Brach), Kaucher (55. Marino) – Hill, Amidon, Rafisamii (81. Arend), Baderscneider (81. Stallbaum) – Zimmer, Schneider (77. M. Botiseriu).

1. FC Kaiserslautern II: Kamga – Zeigler, Miftari, Bouda (54. Bochan), Gibs – Kabasi, Bauer – Zor, Reinheimer (72. Leibrock), Blum – Prokopchuk (72. Nauth).

Schiedsrichter: Jannis Kaufmann (TV 1817 Mainz)

Zuschauer: 645.

Tor: 0:1 Bochan (74.).

Beste Spieler: Baus, Schneider, Amidon – Zeigler, Miftari, Bauer.

Nächste Aufgabe für den SC: Am Samstag beim FV Engers.

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