Beim SC Idar-Oberstein geht es gerade ordentlich zur Sache - auf dem Platz, in der Vorbereitung auf den weiteren Kampf um den Klassenverbleib in der Oberliga, und neben dem Feld, wo das Personalkarussell mächtig Fahrt aufgenommen hat.
Im wohl wichtigsten Testspiel der Winter-Vorbereitung gegen Oberliga-Konkurrent FK Pirmasens sprang auf dem heimischen Kunstrasen ein beachtliches 1:1 heraus. 100 Zuschauer erlebten eine schnelle Partie, die eher an ein Duell um Punkte denn an ein Freundschaftstreffen erinnerte. Am Rand des Spiels werkelte die SC-Führung weiter am Kader für die kommende Saison. Dabei bestätigte Christoph Hahn, der Sportliche Leiter, einerseits, dass Innenverteidiger Paulo de Souza den Verein im Sommer verlässt, und andererseits, dass dann Torjäger Jan-Uwe Audri vom FSV Blau-Weiss Idar-Oberstein in den Haag wechseln wird.
Zehn Jahre Top-Leistungen für den SC Idar
„Ja, es steht fest. Paulo wird nach der Saison in seine Heimat nach Brasilien zurückkehren“, sagte Hahn. Der Sportchef der Idarer ließ keinen Zweifel daran, dass der SC den Innenverteidiger trotz seiner mittlerweile 36 Jahre gerne gehalten hätte. „Paulo möchte aber nach Hause zu seiner Familie - und das respektieren wir selbstverständlich“, erklärte Hahn.
Paulo de Souza wird beim Saisonschluss zehn Jahre für den SC Idar-Oberstein gespielt haben. Die brasilianische Abwehrkante hat in dieser langen Zeit zuverlässig sein Leistungspotenzial abgerufen und war maßgeblich an vielen Erfolgen des SC beteiligt. Zweimal schaffte er mit der Mannschaft aus dem Haag den Aufstieg in die Oberliga - 2017 unter Trainer Murat Yasar und im vergangenen Jahr mit Coach Tomasz Kakala. In bisher insgesamt 248 Pflichtspielen (74 davon in der Oberliga) gelangen dem höchst kopfballstarken Verteidiger 30 Tore.
Jan-Uwe Audri unterschreibt bis 2027
Dem bisher fünften Abgang im Sommer (außerdem verlassen Alexander Bambach, Marius Botiseriu, Malik Yerima und Luca Baderschneider den SC) steht der zweite Neuzugang gegenüber. Und wie bei Marvin Lind vom VfR Baumholder handelt es sich dabei um einen Angreifer aus dem Kreis Birkenfeld. Jan-Uwe Audri hat sich entschlossen, den FSV Blau-Weiss Idar-Oberstein zu verlassen und zum SC Idar-Oberstein zu gehen.
Christoph Hahn bestätigte den Wechsel nur zu gerne. 45 Minuten vor dem Anpfiff des Testspiels gegen den FK Pirmasens unterschrieb Audri einen Zwei-Jahres-Vertrag beim SC Idar. Hahn war es wichtig, festzuhalten, dass beim Wechsel Offenheit im Umgang mit den Blau-Weißen geherrscht habe. „Jan-Uwe hat vor der Unterschrift erst seinen Verein und seine Mannschaften dort informiert“, erläutert der Sportliche Leiter des SC, der seine aktive Karriere einst selbst auf dem Volkesberg beim FSV-Vorgänger ASV Idar-Oberstein hatte ausklingen lassen. „Auch mit Stefan Worst, dem Vorsitzenden, habe ich gesprochen“, verriet Hahn weiter und betonte: „Mir ist es wichtig, dass der SC ein gutes Verhältnis zu den anderen Klubs in der Region hat.“

Über Audri, der aktuell nicht nur Angreifer des FSV Blau-Weiss ist, sondern dort auch die B-Jugend trainiert und kurioserweise mit seinen Junioren gut fünf Stunden nach seiner Vertragsunterschrift beim SC im Haag 4:2 gewann, sagt Hahn: „Das Schöne ist, dass Jan-Uwe unbedingt zu uns wollte. Mir zeigt das, dass er den Biss hat, es zu schaffen.“ Der Sportchef des SC lässt keinen Zweifel daran, dass er Audri zutraut, auch in der Oberliga viele Tore zu erzielen. Hahn erklärt: „Er hat bisher immer zuverlässig getroffen, 20-mal in der Landesliga, obwohl der FSV Blau-Weiss abgestiegen ist. Er trifft auch in dieser Saison. Er ist schnell, beidfüßig und physisch in einem guten Zustand. Er hat die Voraussetzungen, die nötig sind, um bei uns zu bestehen.“ Außerdem passt Audri natürlich aus einem weiteren Grund perfekt ins Personalschema der Idarer. „Er kommt, von hier, ist aus Mackenrodt. Das ist doch großartig“, lacht Hahn.
„Jan-Uwe Audri ist ein Talent aus der Region. Wenn seine Einstellung stimmt, dann ist er absolut in der Lage, es bei uns zu schaffen“
Tomasz Kakala
Bei der damaligen SG Rötsweiler-Nockenthal/Mackenrodt machte Audri unter Trainer Martin Mayer seine ersten Schritte im Aktivenbereich in der A-Klasse. E wechselte dann zum VfL Weierbach, ehe er sich vor zweieinhalb Jahren den Blau-Weissen anschloss. Seinen Weg hat er überall mit Toren gepflastert. Im Haag hinterließ der heute 25-Jährige nachhaltig Eindruck, als er vor eineinhalb Jahren im Trikot einer Regionalauswahl vor mehr als 2000 Zuschauern im Stadion des SC zwei Tore zum 3:1-Sieg gegen die Bundeswehr-Nationalmannschaft erzielte, obwohl er gerade einmal 23 Minuten auf dem Feld stand.
„Ich freue mich auf ihn. Jan-Uwe ist ein Talent aus der Region. Wenn seine Einstellung stimmt, dann ist er absolut in der Lage, es bei uns zu schaffen“, erklärt Tomasz Kakala, der Coach des SC. Audri selbst bedauert zwar, dass er seine Jugendmannschaft beim FSV Blau-Weiss nun (wohl) nicht weiter wird trainieren können, freut sich aber auf den SC Idar-Oberstein und möchte sich dort behaupten. „Ich will versuchen, mein Potenzial voll auszuschöpfen“, erklärt er und fügt hinzu: „Wenn ich die Möglichkeit habe, zum SC Idar in die Oberliga zu wechseln, dann möchte ich auch versuchen, diese Chance zu nutzen.“
David Bauer verlängert um zwei Jahre
Im Haag wird Audri unter anderem auch mit David Bauer zusammenspielen. Wie unlängst schon sein Zwillingsbruder hat nun auch David Bauer seinen Vertrag beim SC um zwei Jahre bis 2027 verlängert. „Dass die beiden Bauer-Jungs bleiben, das war mir auch sehr, sehr wichtig“, betonte Kakala.
Sein Allroundtalent demonstrierte Bauer beim 1:1 im Testspiel gegen den FK Pirmasens, bei dem er eine Halbzeit lang als Rechtsverteidiger auf sich aufmerksam machte. Die Partie war übrigens insgesamt eine flotte Angelegenheit. „Ein sehr gutes Testspiel, gegen einen starken Gegner, der schon nächste Woche wieder in den Punktspielbetrieb einsteigen wird“, kommentierte Kakala. Tatsächlich schenkten sich beide Mannschaften nichts und lieferten sich eine Partie mit viel Tempo auf sehr hohem Testspielniveau.
„Wir sind super ins Spiel gekommen“, freute sich Kakala. Tatsächlich hätte Alessandro Marino die Idarer bereits nach wenigen Sekunden in Führung bringen können. Dem SC-Coach war aber nicht entgangen, dass der FKP dann stärker wurde. „Die Pirmasenser haben Lösungen gefunden“, sagte Kakala. Der Coach ärgerte sich allerdings über den Gegentreffer zum 0:1 Sekunden vor der Pause. Marc Erhart traf nach einer Ecke (45.). „So ein Gegentor nervt mich. Natürlich ist der FKP stark bei Standards, aber irgendwann müssen wir so etwas auch mal verteidigen“, schimpfte Kakala- Die komplette Abwehr, samt Torwart Christoph Grimm, der den am Finger verletzten Tobias Edinger vertrat, sah alt aus.
Alex schafft den 1:1-Ausgleich
Ansonsten hielt Grimm aber durchaus stark und verhinderte zwei-, dreimal das 0:2 im zweiten Abschnitt. Da freilich verdiente sich der SC den Ausgleich, den Alex mit einem abgefälschten Schuss erzielte. Schön hatte ihn Danial Rafisamii eingesetzt. Überhaupt demonstrierte der ballsichere und spielstarke Kanadier im Mittelfeld an der Seite von Colin Fuchs, dass er dem SC in der Restrunde weiterhelfen wird. Das gilt selbstverständlich auch für Kevin Kraus. Allerdings ist dem Ex-FCKler noch anzumerken, dass ihm ein halbes Jahr Wettkampfpraxis fehlt. Stellungs- und Passspiel waren sicher noch nicht optimal und an der Spritzigkeit mangelt es dem ehemaligen Zweitliga-Profi noch. Bemerkenswert klar dirigierte er aber seine Mitspieler.
Dass der SC die Partie gegen den Titelkandidaten und Regionalliga-Anwärter nicht verlor, gefiel Kakala richtig gut. „Ich wollte das Unentschieden, ich wollte deshalb auch sehen, dass wir in der 90. Minute diesen letzten Standard verteidigen“, sagte der Coach. Tatsächlich ist das Remis auch vor dem Hintergrund der Personallage bemerkenswert. Beim SC fehlten doch eine ganze Reihe ziemlich wichtiger Spieler. Neben Keeper Edinger mussten auch Torjäger Florian Zimmer (Pferdekuss), Alexander Bambach, Marius Botiseriu, Dennis Kaucher, Niklas Baus, Justus Klein, Lukas Stallbaum, Hendrik Puhl und Juri Amidon passen. Für den SC erfreulich war dagegen, dass Luca Baderschneider nach seinem Kreuzbandriss wieder voll mitmischt und Lennert Arend auf dem Weg ist, wieder eine Alternative zu werden. „Der Junge hat eine schwere Zeit mit zwei Kreuzbandrissen hinter sich, braucht noch ein bisschen, aber in der Viertelstunde, die er gegen den FKP gespielt hat, hat er gezeigt, wie gut er kicken kann“, sagte Kakala.