Die Wege sind weit im Koblenzer Oberwerth-Stadion, das Zeitgefühl von Schiedsrichtern unterschiedlich und die Blase drückt auch Torjäger. Alles zusammen hat dazu geführt, dass sich Felix Ruppenthal seine dritte Gelbe Karte der Oberliga-Saison eingehandelt hat.
Pause nach neuneinhalb Minuten zu Ende
Normalerweise dauert die Halbzeitpause eines Fußballspiels auch in der Oberliga eine Viertelstunde. Für die Kicker von Cosmos Koblenz und den VfR Baumholder war sie am Sonntag aber schon viel früher vorbei. Vielleicht hatte der Schiri ja Angst, dass die Spieler den langen Weg aus den Kabinen des Oberwerth-Stadions zurück auf den Platz nicht innerhalb dieser 15 Minuten schaffen könnten. Jedenfalls beorderte er sie nach – von VfR-Co-Trainer Pascal Geibel handgestoppten – neuneinhalb Minuten mit einem schrillen Pfiff zurück aufs Feld. „Viel zu früh“, kritisierte Geibel und überlegte, ob das regeltechnisch überhaupt erlaubt sei.
Felix Ruppenthal, der kurz vor der Pause das 2:0 für Baumholder mit seinem 16. Saisontor erzielt hatte, ließ sich aber nicht aus der Ruhe bringen. Die Blase drückte schließlich, ein Toilettengang vor der zweiten Halbzeit war unvermeidlich. Co-Coach Geibel motivierte seinen Torjäger zuvor noch mit einem kuriosen Versprechen: „Wenn du noch ein Tor schießt, dann wechsele ich dich aus. Kann gerne auch schnell gehen.“
Im Vollsprint ohne Anmeldung aufs Feld
Ruppenthal mag sich Gedanken über den skurrilen Vorschlag gemacht haben, womöglich war die Blase auch besonders gut gefüllt, jedenfalls dauerte sein Toilettenbesuch etwas länger. Aber kaum hatte der Angreifer das stille Örtchen endlich doch verlassen, ertönte wieder ein Pfiff. „Das gibt es doch nicht, der Schiri muss doch durchzählen“, warf Geibel die nächste Regelfrage auf.
Hatte er aber nicht, dafür die zweiten 45 Minuten tatsächlich schon angepfiffen – ohne Ruppenthal und mit nur zehn Baumholderern. Im Vollsprint spurtete Ruppenthal deshalb aufs Feld – ohne sich anzumelden natürlich – aus dem Kabinengang durch die Coachingzone mitten in einen ersten Angriffszug von Cosmos hinein. Der dritte schrille Schiri-Pfiff war die Folge – und „Ruppe“ sah die Gelbe Karte in seinem letzten Spiel für den VfR Baumholder. Es war sicherlich die ungewöhnlichste in seiner bisherigen Laufbahn. sn