Es ist jetzt nicht alles wieder rosarot bei Rot-Weiss Koblenz, nur weil die Mannschaft von Trainer Fatih Cift nach einer beachtlichen Serie von 12 Spielen ohne Sieg in der Fußball-Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar gerade noch rechtzeitig die Wende zum Guten hinbekommen hat und endlich wieder weiß, wie sich ein Erfolgserlebnis anfühlt. „Gut fühlt sich das an“, bekannte Rot-Weiss Kapitän Eldin Hadzic nach dem ungefährdeten 3:0 (1:0)-Erfolg gegen den schon als feststehenden Absteiger SV Morlautern auf dem mit 105 Zuschauern äußerst spärlich bevölkerten Oberwerth. Nach dem 1:0 gegen Mechtersheim am vergangenen Wochenende der zweite Sieg binnen vier Tagen, wieder zu null, wieder Freude statt Frust in den Gesichtern nach dem Abpfiff.
Mehr als nur Pflichterfüllung gegen das Schlusslicht
Nun könnte man dagegenhalten, dass zwei Siege gegen eine Mannschaft, die gegen den Abstieg kämpft und ein Team, das bereits abgestiegen ist, unter der Rubrik Pflichterfüllung abzuhaken sind. Nun, genau gegen solche Teams haben sich die übers spielerische Moment kommenden Rot-Weissen nicht nur in dieser Spielzeit oft schwergetan – und am Ende nicht selten mit leeren Händen dagestanden. Jetzt hat sich die Cift-Elf gegen diese oft kämpferisch-unorthodox zu Werke gehenden Mannschaften sozusagen am eigenen Schopf aus dem Sumpf gezogen.
Vier Tage nach dem „Dosenöffner“ gegen Mechtersheim trat die Rot-Weiss-Mannschaft gegen Morlautern gleich mit einem ganz anderen Selbstverständnis auf. Da war wieder der Spaß am Fußball und der unbedingte Wille zum Erfolg zu erkennen. Auch wenn die Koblenzer Akteure ihrem Trainer weit mehr beim Spiel gegen als mit dem Ball gefallen hatten. „Die Rückeroberung war stark heute, wir haben einfach gut verteidigt“, resümierte Cift. Weniger angetan war er von der Art und Weise, wie seine Mannschaft im letzten Spieldrittel agierte. Nämlich oft viel zu umständlich, unkonzentriert und damit ungenau – vor allem beim letzten Pass.
„Mit der Passqualität war ich gar nicht zufrieden.“
Rot-Weiss-Trainer Fatih Cift
„Mit der Passqualität war ich gar nicht zufrieden“, mäkelte Cift völlig zurecht mit dem Spiel der verpassten Chancen, das sein Team über Strecken bot. So oft und redlich sich beispielsweise Stürmer Armin Sivic an diesem Abend auch mühte, fast genau so oft landete der Ball in den entscheidenden Situationen entweder beim Gegner oder im Nirgendwo.

Den wenigen gelungenen Ballstafetten war kein erfolgreicher Abschluss beschieden, also mussten Einzelleistungen oder ein Standard her, um Zählbares auf die Anzeigetafel zu bekommen. Vor allem Alex Shehada tat sich da auffallend positiv hervor. Sein Treffer zum 1:0, als der Rechtsaußen nach innen kurvte und aus rund 28 Metern mit seinem starken linken Fuß abzog, war absolut sehenswert. Unhaltbar für den Gäste-Keeper schlug der Ball links oben im Eck ein (15.). Fast hätte Shehada sein Kunststück wiederholt, diesmal aber strich der Ball aus 18 Metern über den Kasten (29.). Dann wieder einer dieser Sivic-Momente, als der Angreifer, von Kapitän Eldin Hadzic schön freigespielt, eine weniger schöne Flanke folgen ließ.
Rassistische Beleidigung gegenüber Oriyama?
Zu zwei freudigen Momenten für Rot-Weiss in Halbzeit zwei gesellten sich auch zwei unschöne. Nach Ecke von Shehada köpfte der eingewechselte Dejvi Alsela das 2:0 (69.). Ebenfalls eingewechselt, erzielte Verteidiger Daniel Sanchez nach sehenswertem Solo und abschließenden Linksschuss den 3:0-Endstand (85.).
Weniger sehenswert war dann, was sich nach einem harmlos wirkenden Zweikampf zwischen Morlauterns Torben Kirch und Rot-Weiss-Stürmer Nao Oriyama abspielte. Im Wortgefecht nach dem Duell am Boden müssen schlimme Worte aus dem Mund des Morlauterners gefallen sein. Oriyama war jedenfalls nicht mehr zu beruhigen. Die Rede war von einer rassistischen Beleidigung des Gäste-Spielers, die Oriyama nicht wiederholen wollte. Der Schiedsrichter hatte auf dem Rasen davon nichts mitbekommen.
Pokal-Generalprobe am Samstag in Diefflen
Schreck Nummer zwei: Der gerade erst wieder genesene Daniel Brice Ndouop musste nach dem Foul eines Kontrahenten behandelt werden und wurde schließlich ausgewechselt (56.) . Nach der Partie war Ndouop aber schon wieder guten Mutes, was nicht auf eine schwerere Verletzung hindeutete. Mit Blick aufs Rheinlandpokal-Finale am 24. Mai meinte Cift jedenfalls trocken. „Das wird schon wieder, der Junge ist hart im Nehmen.“ So wie die gesamte Rot-Weiss-Mannschaft in dieser Spielzeit ordentlich einstecken musste, sich aber neuerdings auch wieder gut aufs Austeilen versteht. Was sie im letzten Meisterschaftsspiel vor dem Cup-Finale am Samstag in Diefflen (15.30) bestätigen muss. „Dort wollen wir genauso fokussiert weitermachen“, versprach Kapitän Hadzic.
Rot-Weiss Koblenz: Taxis – Ndouop (56. Dudkiewicz), Ahmetaj, Dennis (56. Alsela), Wozny – Cartus (67. Tchadjei), Hadzic (56. Asani), Shehada, Azahaf – Oriyama (67. Sanchez), Sivic.