Gut gespielt, wieder kein Sieg
Nichts Neues bei Rot-Weiss Koblenz
Auf dem Weg zum 2:2: Rachid Tchadjei (Mitte) erzielte den zwischenzeitlichen Ausgleich für Rot-Weiss Koblenz, ehe der FCK am Ende die Oberhand behielt und sich auf dem Oberwerth durchsetzte.
René Weiss

Die Ergebnisflaute bei Rot-Weiss Koblenz hält an. Beim 2:3 gegen Kaiserslautern II wiederholten sich die Ereignisse der vergangenen Wochen: Gut gespielt - und nicht gewonnen.

Fatih Cift könnte sich so langsam den Besuch der Pressekonferenz nach einem Meisterschaftsspiel sparen und stattdessen einen Roboter mit standardisierten Antworten vor dem Mikro platzieren. Zu sehr ähneln sich die ja durchaus passablen Auftritte seiner Oberliga-Mannschaft von Rot-Weiss Koblenz in letzter Zeit. Gut gespielt, mit dem Gegner mindestens auf Augenhöhe, aber wieder nur remis gespielt oder verloren. Das wäre die Inhaltsangabe in Kurzform.

Seit sieben Oberligaspielen kein Sieg

So war es nach der Niederlage im Derby gegen TuS Koblenz am vergangenen Wochenende nach einem Gegentor kurz vor Spielende. Und so war es auch am Mittwochabend auf dem Oberwerth. Über 90 Minuten hatte Rot-Weiss der U21 des 1. FC Kaiserslautern, auch bekannt als die Torfabrik aus der Pfalz, sehenswert Paroli geboten. Besser als in der ersten Halbzeit hat die Mannschaft von Trainer Cift in dieser Saison wohl noch nicht gespielt, die Kampf- und Laufbereitschaft war bis zum Schluss vorbildlich. Und doch scheiterte Rot-Weiss am Ende an einem Gegner, der schlichtweg die größere individuelle Klasse aufzubieten hatte. 2:3 gegen den Mitfavoriten um den Aufstieg, das ist sicher kein Beinbruch. Und doch muss die neuerliche Niederlage im Kontext der gesamten Rückrunde gesehen werden. Und da wartet Rot-Weiss seit nunmehr sieben Partien auf einen Sieg.

„Langsam wird es mal wieder Zeit für ein Erfolgserlebnis.“
Rot-Weiss-Trainer Fatih Cift wartet mit seiner Elf nun schon seit sieben Oberligaspielen auf einen Sieg

Natürlich hat Cift allen Grund, hoffnungsvoll in die nahe Zukunft zu blicken – als Pokalfinalist und eingedenk der Vorstellungen seiner Elf, die in diesen sieben Spielen ja nie wirklich enttäuscht hat. Aber auch Cift bekannte, „dass es jetzt langsam mal wieder Zeit wird für ein Erfolgserlebnis“. Und trotzdem überwog am Mittwochabend im Lager der Rot-Weissen die Zuversicht, dass es schon bald auch ergebnistechnisch wieder besser wird. Nicht ohne Grund. In der ersten Halbzeit rieben sich die Scouts auf der Haupttribüne die Augen. In Scharen zum Oberwerth gekommen, um die Pfälzer Ballkünstler unter die Lupe zu nehmen, sahen die Spielerbeobachter 30 Minuten lang so gut wie nichts von den hochgelobten Marius Bauer, Shawn Blum oder Muhammed Zor. Rot-Weiss war nach 15 Minuten durch ein Kopfballtor von Eugene Dennis in Führung gegangen. Und das war auch völlig verdient. „Wir hatten den Gegner im Griff, haben hoch gepresst und Lautern nicht zur Entfaltung kommen lassen“, resümierte Cift die erste halbe Stunde.

Spektakuläre Rettungstat: Rot-Weiss-Torwart Maximilian Grote (rechts).
René Weiss

Doch auch wenn der FCK nicht über Kombinationsspiel zum Erfolg kam, so hatte er ja immer noch individuelle Klasse in seinen Reihen. Und die kam zum Vorschein, als zunächst Blum mit einem Blitzantritt von links in die Mitte zog und aus 18 Metern abzog. Der nicht unhaltbare Ball glitt RW-Keeper Maximilian Grote über die Finger und zappelte kurz danach im Netz (36.). Und weil das mit der Einzelaktion so gut geklappt hatte, fasste sich Kapitän Bauer nur zwei Minuten später den Ball und drosch ihn aus rund 25 Metern, diesmal unhaltbar für Grote, zur Führung für die Gäste in die Maschen. Wer weiß, wie dieser unterhaltsame Abend verlaufen wäre, hätte Rot-Weiss-Angreifer Nao Oriyama kurz vor dem Ausgleich den Ball bei einem Konter in Überzahl nicht leichtfertig vertändelt, sondern an den dann ganz freien Mitspieler gemacht. „Das macht dann eben den Unterschied aus“, meinte Cift kurz und prägnant.

Zwei Sonntagsschüsse am Mittwochabend

Es sprach für die Einstellung der Rot-Weissen, die sich kurz schütteln mussten, dass sie nach der Pause wieder mit viel Elan auf den Platz kamen. Rachid Tchadjei, flinker und steter Unruhestifter in der nicht immer sattelfesten FCK-Abwehr, gelang das 2:2 (57.). Doch die U21 aus der Pfalz hatte wieder eine Antwort, eine sehenswerte dazu. Erneut war es der überragende Bauer, der den Ball von halblinks genau oben in den Knick nagelte (68.). „Das waren in der Tat zwei Sonntagsschüsse, die wir heute für den Sieg gebraucht haben. Rot-Weiss hat eine starke Leistung geboten und vielleicht hat heute der Glücklichere gewonnen. Aber wenn du da oben stehst, fällt es einfach leichter, das Glück auch mal zu zwingen“, sagte FCK-Coach Alexander Bugera.

Schlussoffensive bleibt ohne Erfolg

Ging der Ball beim FCK in den Winkel, so landete er auf der anderen Seite beim noch abgefälschten Schuss von Eldin Hadzic auf der Latte des FCK-Kastens. In der Schlussphase belagerte Rot-Weiss den FCK-Strafraum regelrecht, doch Zählbares wollte nicht mehr gelingen. „Ich kann der Mannschaft keinen Vorwurf machen, sie hat wirklich alles versucht“, meinte Cift abschließend. Wieder einer dieser Sätze, die beim Rot-Weiss-Coach mittlerweile zum Standard werden. „Jetzt werden wir es am Samstag eben gegen Engers versuchen“, meinte der Coach trotzig. Das wird sicher ein interessanter Vergleich. Fünf Wochen vor dem Finale um den Rheinlandpokal werden beide Trainer versucht sein, ihre Karten verdeckt zu halten und falsche Fährten zu legen, was Taktik und Personal betrifft. „Die Mannschaft, die am Samstag spielt, wird sicher nicht die sein, die im Pokalfinale auftritt“, meinte der Rot-Weiss-Coach. So oder so, den Koblenzern täte ein Sieg ganz gut. Allein schon deshalb, weil Cift dann hernach endlich mal wieder eine neue Platte auflegen kann.

Rot-Weiss Koblenz – 1. FC Kaiserslautern II 2:3 (1:2)

Rot-Weiss Koblenz: Grote – Grote – Matsui (77. Wilki), Dennis, Alsela, Sanchez – Hadzic, Wozny (78. Ahmetaj), Cartus (65. Asani), Shehada (65. Azahaf) – Tchadjei, Oriyama (77. Sivic).

1. FC Kaiserslautern II: Heck – Stadel (71. Prokopchuk), Bochan, Miftari, Kabashi, Zor (87. Muth), Gibbs, Reinheimer (71. Zeigler), Bauer, Haas, Blum.

Schiedsrichter: Nicolas Scherer (Reisbach).

Zuschauer: 224.

Tore: 1:0 Eugene Dennis (15.), 1:1 Shawn Blum (36.), 1:2 Marius Bauer (38.), 2:2 Rachid Tchadjei (57.), 2:3 Marius Bauer (78.).

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