Bereits zwei Tage zuvor hatten sich Spieler und Verantwortliche getroffen, um die derzeit gültigen Coronaregeln für einen geregelten Trainingsbetrieb zu besprechen. Außerdem wurden die Spieler einem kurzen medizinischen Check unterzogen. Dazu gehörte auch das traditionelle Wiegen. „Einige brachten sogar deutlich weniger Pfunde auf die Waage. Ich war insgesamt positiv überrascht, als mir die Ergebnisse mitgeteilt wurden. Die Jungs haben sich trotz der langen Pause ordentlich fit gehalten“, berichtet der Engerser Trainer Sascha Watzlawik, der insgesamt 22 Feldspieler und drei Torhüter inclusive der Neuzugänge begrüßen konnte.
„Da einige der Spieler bereits geimpft sind, oder zu den genesenen Covid-19 Patienten zählen, können wir ohne personelle Beeinträchtigungen trainieren. Wir müssen keine Gruppen bilden. Das erleichtert die Rahmenbedingungen enorm“, freut sich Watzlawik darüber, dass er in Bezug auf die personelle Höchstzahl im Training keine Kompromisse machen muss. Nun will er mit Blick auf einen möglichen Saisonstart am 14. August die Form der Spieler behutsam aufbauen. Zunächst sind höchstens drei Einheiten pro Woche geplant. „Sieben Monate sind eine lange Zeit. Es gilt höchste Vorsicht, die Spieler wieder langsam an ihr gewohntes Niveau zurückzuführen. Deshalb verzichten wir zunächst auf Torschusstraining und Spielformen. Das Gefühl mit dem Ball muss wieder erarbeitet werden“, sagt Watzlawik, der einen klaren Plan hat, wie er seine Mannschaft wieder auf Topniveau bringen kann.
Dazu gehören trotz der Planungen und Wünsche des Fußballverband Rheinland (FVR) bei Watzlawik nicht die mittlerweile terminierten Pokalspiele aus der abgelaufenen Saison. „Der Pokal hat keine Priorität in meinen Planungen. Wir sollen schon am 20. Juni in Westerburg auflaufen. Das macht keinen Sinn. Die Gesundheit meiner Spieler steht über allem. Wir werden alles versuchen, dass wir ohne große Muskelverletzungen über die Runden kommen. Nur das zählt. Alleine aus diesem Grund ist die Partie sinnlos“, betont Watzlawik, der sich in dieser Einschätzung mit den Verantwortlichen aus Westerburg einig ist. In die gleiche Kerbe schlägt auch Finkenbusch: „Der Gewinn des Rheinlandpokals hatte seinen höchsten sportlichen Wert für uns Spieler darin, dass man in die erste Runde des DFB-Pokals einziehen durfte. Die vorzeitige Entscheidung pro Rot-Weiß Koblenz war in Ordnung. Doch der Reiz ist nun weg.“ Aus diesem Grund plädiert auch Finkenbusch auf „eine sauber aufgebaute Vorbereitung, ohne großen Fokus auf den Pokal“. Neben dem behutsamen Aufbau der sportlichen, durch die lange Pause bedingten Defizite sieht Finkenbusch auch ein mentales Problem: „Es wird am Anfang sicher für uns ungewohnt sein, wieder die vielen Verpflichtungen zu Training und Spielen einzuhalten. Wir hatten zuletzt alle viele Freiheiten und viel Freizeit ohne Fußball. Doch der Plan von Sascha mit nur drei Einheiten zu starten, ist optimal. So können wir uns auch wieder langsam an den alten Rhythmus gewöhnen. Doch unterm Strich bleibt Freude pur. Wir haben unseren Kader qualitativ und in der Breite deutlich verbessert. Ich sehe der neuen Saison optimistisch entgegen“, sagt Finkenbusch, der den Einzug in die Play-offs als oberstes Saisonziel ansieht.
Auch Watzlawik schaut optimistisch in die Zukunft: „Es steckt viel Substanz im Kader mit den vielen jungen Spielern. Ich bin total gespannt, wo wir in ein paar Wochen stehen. Es gibt keine Erfahrungswerte nach so einer langen Pause. Das ist auch für mich absolutes Neuland.“