Was ihm wirklich über die Lippen ging, verschluckte der Nachthimmel über Nentershausen, doch auch so war unschwer zu erkennen, dass sich bei Patrick Kühnreich einiges entlud nach diesem Nachholspiel der Fußball-Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar. Noch im Jubelsprung drehte der Trainer des FC BW Karbach in Richtung der gegnerischen Bank ab und vermittelte dabei nicht den Eindruck, an diesem Abend auf Westerwälder Seite Freunde gesucht oder gar gefunden zu haben. „Es war vielleicht eine kleine Gegenreaktion aus der Emotion heraus“, erklärte Kühnreich nach dem 2:1 (1:1)-Erfolg seiner Mannschaft bei den Eisbachtaler Sportfreunden, durch den sich die Gäste Luft im Abstiegskampf verschafft haben und der die Lage bei den Einheimischen verschärft.
„Fußball kann grausam sein.“
Thorsten Wörsdörfer, Trainer Spfr Eisbachtal
Mit sechs Punkten binnen fünf Tagen sind die Karbacher fürs Erste raus aus dem Gröbsten. 30 Punkte sind eine Hausnummer, sechs Punkte beträgt nun der Vorsprung der Blau-Weißen auf Eisbachtal, gar sieben auf das Quartett Diefflen, Idar-Oberstein, Herxheim und Eppelborn. Auf der anderen Seite stecken die Westerwälder nach drei Unentschieden zu Beginn des Jahres nun mittendrin im Schlamassel, statt wie erhofft mit Karbach gleichzuziehen. „Fußball kann grausam sein“, eröffnete daher Thorsten Wörsdörfer seine Ausführungen zum Spiel. Der Aufstiegstrainer der Eisbachtaler attestierte seiner Mannschaft, „kein schlechtes Spiel abgeliefert“ zu haben, gerade am Anfang sei „sehr, sehr gut gespielt“ worden. Und das, nachdem der Tag alles andere als vielversprechend begonnen hatte. Während es Luis Hesse verletzungsbedingt immer noch nicht in den Kader schaffte und Jonah Arnolds gesperrt fehlte, musste sich auch Matti Jung krank abmelden. Zudem waren Jerome Zey und Lukas Reitz nicht fit genug für die Startelf.

Von alldem war den Sportfreunden zunächst aber nichts anzumerken. Hadern sie bei Eisbachtal oft, einen gewaltigen Aufwand betreiben zu müssen, um zum Torerfolg zu kommen, ging es diesmal ganz leicht. Jonas Kahles legte zurück auf Gabriel Jost, der den Ball geradezu mühelos aus rund 18 Metern versenken konnte (6.). Es war ein Start nach Maß, den Max Olbrich fast noch veredelt hätte, aber Karbachs Keeper Jonas Bast klärte im Nachfassen (18.). Zu vertikal fand Kühnreich das Spiel seines FC in dieser Phase, „löst euch mal raus“, forderte der Gäste-Coach von seiner Mannschaft. Wie es klappen kann gegen stabil stehende Eisbachtal, machte Anes Abdiovski vor, als er einen Pass in die Schnittstelle zu Max Wilschrey spielte, dessen Abschluss jedoch zu harmlos ausfiel (27.).
Wilschrey macht’s mit dem Schienbein
„Ich glaube, dass wir ab der 30., 35. Minute klar die bessere Mannschaft waren. Da hatten wir das Spiel unter Kontrolle“, analysierte FC-Coach Kühnreich später. Das Geschehen hatte sich nach und nach in die Eisbachtaler Hälfte verlagert, wobei die Sportfreunde versuchten, über schnelles Spiel Nadelstiche zu setzen. Schon in dieser Phase wurde klar, dass es beide Seiten schwer haben, über längere Phasen die Kontrolle zu behalten. Und so überraschte es nicht, dass einer der wenigen klaren Spielzüge Erfolg brachte. So wie beim 1:1, bei dem Abdiovski für die Eröffnung sorgte und sich Wilschrey einen Scorerpunkt verdiente. Dessen Abschluss konnte Niklas Kremer im Tor der Westerwälder nicht final klären, sodass der von rechts eingelaufene Kevin Leidig nur noch vollenden musste (40.).
So kurz vor der Pause den Ausgleich zu bekommen, war für Eisbachtal maximal bitter, zumal es kurz nach dem Wechsel noch schlimmer kam. Die Hereingabe des aufgerückten Abwehrchefs Tim Puttkammer verwandelte Wilschrey mit dem Rücken zum Tor stehend und vielleicht mehr mit dem Schienbein denn mit dem Fuß (51.). „Das ist seine Qualität“, erkannte Sportfreunde-Coach Wörsdörfer an, bedauerte aber zugleich, dass seinem Team solche Tore verwehrt blieben. „Unter dem Strich hatte Karbach eine hohe Effektivität, die wir nicht hatten“, stellte der Ex-Profi fest. Nach Jonathan Kaps Vorarbeit sei Raoul Petak wohl etwas überrascht gewesen (70,), „aber der muss drin sein“, so Wörsdörfer. Auch Kap selbst hätte ein, zwei dicke Möglichkeiten gehabt, „die er normalerweise machen muss“.
„Ich glaube, Eisbachtal sollte sich auf seine fußballerischen Qualitäten beschränken.“
Patrick Kühnreich, Trainer FC BW Karbach
„Das Spiel kann sicherlich auch unentschieden ausgehen“, gestand Karbachs Patrick Kühnrich. „Wir mussten ein paar brenzlige Situationen überstehen, gerade zum Schluss. Ich glaube aber, dass wir viele Umschaltmomente hatten. Wenn wir die besser ausspielen, machen wir vorher das dritte oder vierte Tor. Dann ist der Deckel drauf. Das haben wir nicht gemacht, deshalb bleibt das Spiel offen.“ Bleibt die Frage, warum der Trainer der Gäste nach dem Schlusspfiff im Jubel so reagierte, wie er es getan hat. War es allein die abfallende Anspannung nach dem engen und zunehmend hektischer werdenden Spiel? Wohl kaum.
„Ich glaube, dass es Eisbachtal nicht nötig hat, die Kommentare immer wieder in Richtung anderer Etats zu richten“, erklärte er seine „Gegenreaktion aus der Emotion“. Drei Wochen in Folge habe er gelesen, dass die Gegner alle einen höheren Etat hätten, auch im Vorfeld des Nachholspiels gegen seine Mannschaft sei das der Fall gewesen. „Ich glaube, Eisbachtal sollte sich auf seine fußballerischen Qualitäten beschränken“, meinte der FC-Coach. „Davon haben sie genug, um auch die Klasse zu halten.“ Zeit, dies auf dem Platz zu beweisen, hatten die Sportfreunde nach eigenem Empfinden am Ende zu wenig. Trotz etlicher Unterbrechungen zeigte Schiedsrichter Steffen Rößler nur zwei Minuten Nachspielzeit an und beendete die Partie nach insgesamt drei zusätzlichen Minuten. Das schmeckte Eisbachtals Trainer Thorsten Wörsdörfer überhaupt nicht, doch er meinte nur vielsagend: „Zu Schwarz sage ich nichts.“ Vielleicht wollte er Worte vermeiden, die dann besser der Nachthimmel über Nentershausen verschlucken würde.
Spfr Eisbachtal - FC BW Karbach 1:2 (1:1)
Spfr Eisbachtal: Kremer - Erol, Plum, Müller, J. Muth (84. Kilic) - Olbrich, Jost, Heuser (72. Reitz), Kahles - Petak (72. Zey), Kap.
FC BW Karbach: Bast - Leidig (75. Niemczyk), Puttkammer, Denguezli, Abdiovski - Zahnen, Ahlert (89. Hoffmann), Saftig, Ike (65. Engels) - Wilschrey, Otto (65. Mahrla).
Schiedsrichter: Steffen Rößler (Lonsheim).
Zuschauer: 259.
Tore: 1:0 Gabriel Jost (6.), 1:1 Kevin Leidig (40.), 1:2 Max Wilschrey (51.).