Der FC Karbach (10.) hat zwar nur einen Punkt gegen den FV Diefflen (11.) geholt, aber das 3:3 (0:2) gegen den unteren Tabellennachbarn in der Fußball-Oberliga ist gefühlt ein Sieg für den Tabellenzehnten gewesen. Die Karbacher lagen mit 0:3 im Rückstand, machten diesen aber mit drei Treffern ab der 70. Minute wett. Verteidiger Ufuk Kömesögütlü gelang mit seinem ersten Tor für Karbach in der Nachspielzeit der 3:3-Ausgleich.
Einen Flankenball von Janik Otto legte Tim Puttkammer im Strafraum sehenswert volley ab in den Lauf von Kömesögütlü, der in der dritten Minute der Nachspielzeit mit seinem starken „Linken“ aus Nahdistanz den eigentlich nicht mehr für möglich gehaltenen Ausgleich erzielte. Der Karbacher Jubel über die tolle Aufholjagd kannte keine Grenzen. Trainer Patrick Kühnreich lobte seine Comebacker: „Das kann man nur schaffen, wenn es im Team stimmt. Eine tolle Moral. Nach dem 1:3 durch Putti in der 70. Minute hat jeder daran geglaubt.“
Auf die Karbacher hätte keiner mehr einen Cent gesetzt
Bis dahin hätte keiner mehr einen Cent auf die Karbacher gesetzt. Was der FC vor allem im ersten Durchgang an Torgefahr (null Torschüsse) und an Defensivfehlern bei gegnerischen Standards produzierte, hatte nix mit Oberliga zu tun. „Ich fand uns bemüht, aber wir hatten null Torgefahr. Wir wissen ja, woran das liegt, uns fehlt der Abschlussspieler Max Wilschrey“, sagte Kühnreich. Wilschrey soll am Samstag beim Absteiger Morlautern sein Comeback nach seiner Bänderverletzung im Fuß feiern.
Diefflen hat mit Fabian Poß einen Abschlussspieler in seinen Reihen. Das zeigte Poß in der 17. und 27. Minute. Erst köpfte er eine Freistoßflanke von Nico Wiltz zum 0:1 ein, dann legte er per Kopf eine Wiltz-Ecke ins lange Eck zum 0:2. Poß (28.) und Wiltz (41.) hätten noch vor der Pause auf 0:3 erhöhen können, das erledigten sie dann direkt nach dem Kabinengang. Diesmal spielte Poß den Vorlagengeber, sein Steilpass fand Wiltz, der überlegt zum 0:3 einschoss (48.).

„Das war eine kalte Dusche“, sagte Kühnreich, der in der Pause von 3–4-3 auf 4-4-2 umgestellt und Puttkammer als Rechtsaußen eingewechselt hatte. Der 33-jährige Rekordspieler, der mehr als 450 Spiele für den FC bestritten hat, war die ganze Woche krank und sollte nur im Notfall gegen Diefflen auflaufen. Der Notfall trat zur Pause ein, Puttkammer kam und musste direkt das 0:3 verkraften. Aber dann war er es, der mit seiner Kopfballstärke immer mehr für Unruhe in der Diefflener Hintermannschaft sorgte. Nach 70 Minuten köpfte Puttkammer eine Freistoßflanke von Kömesögütlü in den Winkel zum 1:3, die Aufholjagd konnte beginnen. „Nur wegen ihm kam die Wende“, sagte FC-Chef Daniel Bernd: „Putti war die ganze Woche krank, und dann zeigt er so eine Leistung. In den vergangenen 15 Jahren ist er der beste Spieler des FC Karbach gewesen, da braucht man kein Fußballkenner zu sein.“
Dank Puttkammers Tor glaubten alle Karbacher an die Wende, die mit dem 2:3 durch Kieran Ike in der 76. Minute noch befeuert wurde. Marian Kunz hatte auf Kevin Leidig quer gelegt, Leidigs Schuss wurde geblockt, landete aber vor den Füßen von Ike, der den Ball unter die Latte drosch. Karbach warf nach dem 2:3 alles nach vorne – und hatte zweimal Riesenglück. „Wir dürfen unseren Torwart Jonas Bast nicht vergessen, er hat uns mit zwei super Paraden weiter im Spiel gehalten“, sagte Coach Kühnreich. Bast lenkte in der 85. Minute einen Distanzschuss von Alec Rodriguez an die Latte und zwei Minuten später den Linksschuss von Max Huber an den Pfosten.
Momentan nur drei Absteiger in der Oberliga, Karbach wäre durch
Diefflen machte den Sack nicht zu und so landete die Flanke von Otto bei Puttkammer, der Kömesögütlü einsetzte, der Verteidiger krönte die Aufholjagd mit dem 3:3 (90.+3). Wieder konnten die Diefflener einen hohen Ball nicht verteidigen. „Wir spielen mit zwei 19-Jährigen in der Innenverteidigung und sind noch zu grün hinter den Ohren, das hat man in den Luftduellen gesehen“, sagte Diefflens Trainer Thomas Hofer: „Wir waren uns wohl nach dem 3:0 zu sicher, dass wir es nach Hause bringen. Bei 3:2 haben wir dann Pech mit Latte und Pfosten. Und am Ende fällt dann das 3:3. Das ist total enttäuschend, denn wir haben in dem Spiel nicht so viel falsch gemacht, deshalb ist das Ergebnis umso bitterer.“
Die Punkteteilung hatte am Ende für Karbach und Diefflen einen positiven Effekt, wenn man sich das „Wochenendgeschehen“ anschaut. Momentan gäbe es in der Oberliga wieder nur drei Absteiger aufgrund der Situation in der 3. Liga (Dortmund II statt Südwest-Klub Stuttgart II auf einem Abstiegsplatz einen Spieltag vor Saisonende) und der Regionalliga Südwest (einen Spieltag vor Schluss gäbe es nur vier Absteiger, Mainz 05 II ist Fünftletzter). Karbach hat sieben Punkte und Diefflen fünf Zähler Vorsprung auf den Drittletzten Eisbachtal (16.). Und zwischen dem FCK und dem FVD sowie der Abstiegszone liegen noch fünf Mannschaften. Drei Spieltage vor Schluss in der Oberliga muss sich Karbach bei drei Absteigern keine Sorgen mehr machen, Diefflen dürfte am Samstag gegen Rot-Weiss Koblenz vielleicht sogar schon ein Punkt in dem Fall zur Rettung reichen.
FC Karbach - FV Diefflen 3:3 (0:2)
Karbach: Bast – Mohr, Denguezli (46. Puttkammer), Kömesögütlü – Fischer (60. Bresser), Abdiovski (60. Otto), Zahnen, Ahlert (60. Kunz) – Mahrla, Leidig, Ike (86. Hoffmann).
Diefflen: Zahler – Götzinger, Holbach, Huber, Allenfort – Güclü (79. Francus), Kern – Kolodziej (79. Haase), Scheffer (57. Rodriguez), Wiltz (87. Feka) – Poß.
Schiedsrichter: Fabian Mohr (Strohn).
Zuschauer: 185.
Tore: 0:1 Poß (17.), 0:2 Poß (27.), 0:3 Wiltz (48.), 1:3 Puttkammer (70.), 2:3 Ike (76.), 3:3 Kömesögütlü (90.+3).