Allerdings hatte es sich die Elf vom Wasserturm schwerer gemacht als nötig. „Auch mit zwei Mann mehr ist es uns nicht gelungen, das Heft in die Hand zu nehmen“, haderte Sören Klappert, der mit einem Treffer und einer Vorlage herausstach. „Wir haben auch in den drei Wochen zuvor nicht schlecht gespielt“, ergänzte der Engerser Verteidiger Aleksandar Naric, „wir wollten und haben alles gegeben.“ Im Heimspiel gegen die Saarländer hatte sich der FV Engers erneut genug Torchancen herausgespielt, um nicht so lange zittern zu müssen. Aber der Reihe nach...
Schon im ersten Durchgang ging es Schlag auf Schlag. Kristijan Grzobic (18. ) und Christian Wiersch per Kopf (27.) hätten die Führung besorgen können, ebenso Marcel Horz, bei dessen Kopfball nach einem Freistoß von Noel Schlesiger nur Zentimeter fehlten (33.). Doch auch der Gegner setzte immer wieder Nadelstiche. „Wir hatten immer unsere Momente“, befand der Gästetrainer Thomas Hofer.
Richtig zur Sache ging es erst nach dem Seitenwechsel, als der FVE zwischen der 50. und 60. Minute beinahe im Minutentakt Hochkaräter produzierte, doch blieben Sören Klappert (51., nach Zuspiel Schlesigers, und 53. nach Flanke von Christopher Freisberg) ebenso wie der eingewechselte Niklas Hermann (56.) und Kapitän Yannik Finkenbusch (57.) – beide Male klärte der glänzend aufgelegte Gästekeeper Francisco Migliara zur Ecke – glücklos. Dann griff der hessische Austauschreferee Frederik Angermaier entscheidend ins Spielgeschehen ein. Saß bei ihm die Gelbe Karte ohnehin schon sehr locker, so leitete er die Partie nicht nur mit den Augen, sondern auch mit den Ohren. Leidtragender war Diefflens Michael Fritsch. „Was haste denn gesagt?“, wollte einer der heimischen Fans wissen, nachdem Fritsch mit Roter Karte des Feldes verwiesen worden war. „Leck mich am A…“, erwiderte Fritsch ehrlich. „Das war nicht mal auf den Schiedsrichter bezogen“, ereiferte sich Hofer verständlicherweise, „wenn Emotionen nicht auch mal raus dürfen, dann weiß ich auch nicht weiter.“ Doch dem FV Engers nutzte die Überzahl nichts. Im Gegenteil: Nach einem Freistoß von Kapitän Fabian Poß schob Diefflens Mittelstürmer Chris-Peter Haase den Ball zum 0:1 ein (75.).
„Die Rote Karte hat uns nicht gut getan“, hatte Watzlawik das Unheil irgendwie kommen sehen, „doch wir sind cool geblieben.“ Besonders Sören Klappert, der als Zehner weite Wege ging und richtig stand, als ihn das Zuspiel Hermanns erreichte und er postwendend den Ausgleich markierte (76.). Die Ampel schien endgültig auf Grün geschaltet, als auch Diefflens Haase mit Gelb-Rot hinunter musste (85.).
Längst waren die Engerser Außenverteidiger Freisberg und Horz zu Außenstürmern geworden. 90. Minute: Nach einem Steilpass des eingewechselten Jonathan Kap kommt Freisberg am langen Pfosten nur einen Schritt zu spät .Vierte Minute der Nachspielzeit: Letzter Angriff, Sören Klappert passt ebenfalls steil zu Finkenbusch, dem der umjubelte Siegtreffer gelingt.
„Wir hätten ein Unentschieden verdient gehabt“, haderte Hofer nach dem Abpfiff, der den kämpferischen Auftritt seiner Akteure unterstrich. „Der Kopf spielt nach drei Partien ohne Sieg natürlich mit“, befand Watzlawik, „Wir haben zu viele Standards zugelassen. Am Ende zählt nur der Sieg. Ich hoffe, dass jetzt auch das Selbstbewusstsein wieder da ist.“ Jedenfalls dürfte sich all das, was gegen Diefflen nicht optimal funktionierte, vor dem Auswärtsspiel beim TSV Schott Mainz am kommenden Freitagabend mit dem jüngsten Sieg im Hinterkopf leichter aufarbeiten lassen.
Von unserem Mitarbeiter Matthias Schlenger