Der SC Idar-Oberstein feiert
Kakala: Der Chef wäre megaglücklich gewesen
Hans Dieter Krieger inmitten seiner Mannschaft. Natürlich widmete der SC Idar-Oberstein den Klassenverbleib in der Oberliga seinem verstorbenen Präsidenten.
Hähn Joachim. Joachim Hähn

Axel Krieger, der Sohn des verstorbenen Präsidenten Hans Dieter Krieger, gratulierte dem SC Idar-Oberstein nach dem 3:1-Sieg gegen Viktoria Herxheim zum Klassenverbleib, warb um Unterstützung für den Verein und leistete ein Versprechen.

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Eigentlich ging es gegen den SV Viktoria Herxheim in den Schlusssekunden im Haag nur noch darum, ob der SC Idar-Oberstein den Klassenverbleib wirklich perfekt machen oder ob er in einer Woche beim finalen Spieltag bei Meister Schott Mainz noch einer theoretischen Abstiegsgefahr ausgesetzt sein würde. Der SC führte 2:1, und selbst der 2:2-Ausgleich von Herxheim hätte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zum Klassenerhalt geführt, denn der SC hätte ja die um 17 Treffer bessere Tordifferenz gehabt. Doch Tobias Edinger hatte ganz offensichtlich etwas selbst gegen das allerkleinste Restrisiko. Der SC-Torwart machte sich noch einmal lang und fischte einen schnell ausgeführten Freistoß von Raphael Gerlein aus dem Winkel – es lief bereits die siebte Minute der Nachspielzeit.

Herxheim hätte selbst ein Punkt gutgetan, die Chance auf den Klassenverbleib wäre mit einem 2:2 ungleich größer für die Südpfälzer geworden. Und so warf die Viktoria bei der anschließenden letzten Ecke noch einmal wirklich alles, also auch Torwart Björn Herzig, nach vorne. Es lag noch einmal Spannung in der Luft vor 450 Zuschauern im Haag, die sich Sekunden später in grenzenlosem Jubel entlud. Die SC-Deckung wehrte die Kugel weit nach vorne ab, und Malik Yerima und Alexander Bambach hatten das gähnend leere Gehäuse vor sich. Mit einer Handbewegung machte Yerima klar, dass er den Treffer zu machen gedenke. Der Rechtsverteidiger, der wie Luca Baderschneider zu Wormatia Worms wechseln wird, schob die Kugel zum 3:1 über die Linie und war kurz darauf unter einem Berg von SC-Spielern, -Trainern und -Betreuern begraben. Kein minimales Restrisiko mehr am Samstag – der SC Idar-Oberstein wird auch nächste Saison in der Oberliga spielen.

Flavius Botiseriu (in rot) bot als Kapitän des SC Idar-Oberstein eine ganz starke Leistung als Linksverteidiger. An ihm gab es kein Vorbeikommen.
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„Der Chef wäre megaglücklich gewesen“, sagte SC-Trainer Tomasz Kakala und meinte natürlich den vor zwei Wochen verstorbenen Hans Dieter Krieger. Noch einmal war der Präsident im Haag allgegenwärtig – und beileibe nicht nur als Gesprächsthema. Ein Foto stand während der Partie auf einem Stuhl an jenem Platz, von dem aus er immer die Partien im Haag beobachtet hatte. Und – besonders ergreifend – seine engste Familie war da.

„Im Namen der Familie Krieger möchte ich der Mannschaft für die großartige Leistung danken. Der Klassenerhalt war für meinen Vater ein enorm wichtiges Ziel“
Axel Krieger

Axel Krieger, einer der Söhne, machte nach dem Abpfiff deutlich, was dieser Klassenverbleib seinem Vater bedeutet hätte: „Im Namen der Familie Krieger möchte ich der Mannschaft für die großartige Leistung danken. Der Klassenerhalt war für meinen Vater ein enorm wichtiges Ziel.“ Axel Krieger verband seinen Dank und die Glückwünsche mit einem Spendenaufruf, der Bitte um Unterstützung und einem Versprechen. Er ließ wissen: „Auf der anderen Seite ist der Verbleib in der Oberliga auch mit finanziellen Herausforderungen für den Verein verbunden. Durch den Spendenaufruf „Trauerfall Hans D. Krieger“ entsteht etwas Rückenwind für den Verein.“ Axel Krieger betonte, dass sich der SC darüber freue, weiter unterstützt zu werden und versprach: „Auch ich werde dies von meiner Seite tun.“

SC-Coach Tomasz Kakala herzt Tobias Edinger. Der Schlussmann war maßgeblich am Sieg gegen Herxheim und am Klassenverbleib beteiligt.
Hähn Joachim. Joachim Hähn

Der Sieg, mit dem der SC den Klassenverbleib schließlich perfekt machte, war total verdient. Einmal allerdings hätte es richtig kitzlig, richtig gefährlich werden können, aber auch da war Tobias Edinger zur Stelle und unterstrich seinen Wert für den Verein. Nicht nur wegen dieser Doppelparade in der 35. Minute nach dem Fernschuss von Marcel Meinzer und dem Nachkopfball von Lennart Liebel war der Schlussmann ein ganz wichtiger Faktor beim Unternehmen Nichtabstieg. „Überragend war das“, lobte Kakala die Tat seines Keepers beim Stand von 0:0.

Dieses 0:0 war bis dahin freilich ziemlich schmeichelhaft für Herxheim. Vor allem zwischen der 14. und 27. Minute brauchten die Gäste viel Glück, gleich zwei Rettungstaten auf der Torlinie und ihren starken Keeper Herzig, um Chancen von Florian Zimmer (14., 15.), Juri Amidon (15., 22.), Baderschneider (22.) und Kevin Kraus (27.) unbeschadet zu überstehen. „Wir haben sehr viel Druck gemacht“, sagte auch Kakala.

Florian Zimmer (Mitte) lieferte auch gegen Herxheim ab. Der Torjäger traf zum 1:0 und ließ den SC Idar-Oberstein damit auf die Siegerstraße abbiegen.
Joachim Hähn

Der Coach gab seinem Team dann in der Pause einen entscheidenden Hinweis. „Wir haben gesagt, dass wir vor allem über die linke Abwehrseite der Herxeimer angreifen sollten. Erstens waren sie dort schwächer, zweitens hatte der Verteidiger dort schon Gelb“, erklärte Kakala. Tatsächlich hatte sich Ayman Kerboub kurz vor der Pause die Verwarnungskarte eingehandelt. „Dass wir dann sofort für die Umsetzung des Plans belohnt worden sind, damit hatten wir natürlich nicht gerechnet, war aber gut für uns“, grinste Kakala.

Keine 30 Sekunden war die zweite Hälfte alt, als sich Kerboub gegen den für ihn viel zu flinken Alessandro Marino nur mit einem plumpen Stoß zu helfen wusste. Schiedsrichter Julian Jung (SSV Eichelhardt), der viel besser pfiff, als es beide Lager wahrhaben wollten, schickte den Abwehrakteur mit Gelb-Rot vom Platz (46.).

Doppelschlag in Überzahl

In Überzahl setzte der SC nach, und Florian Zimmer lieferte wieder einmal. Per Lupfer traf er zum 1:0, nachdem zuvor Philipp Schneider den Weg robust, aber regelkonform freigeblockt hatte (63.). Vier Minuten später ging die Post wieder rechts mit Marino ab. Seine scharfe Flanke bugsierte Arianit Uka ins eigene Tor – 2:0 (67.). „Ich finde, meine Mannschaft hat dann Reife gezeigt – auch nach dem Anschlusstor“, sagte Kakala. Gehrlein traf sehenswert zum 2:1 (72.). Anschließend rannten die Herxheimer zwar ungestüm an, allerdings ohne sich große Möglichkeiten zu erspielen. Spätestens in letzter Linie bei Kevin Kraus, Niklas Baus oder Flavius Botiseriu, die souverän verteidigten, war Schluss. Allerdings fehlte dem SC nun die Klarheit im Spiel nach vorne. Und so kam es noch einmal zu diesem speziellen Höhepunkt in der 7. Minute der Nachspielzeit.

SC Idar-Oberstein – SV Viktoria Herxheim 3:1 (0:0)

SC Idar-Oberstein: Edinger – Yerima, Kraus, Baus, F. Botiseriu – Marino (82. Stallbaum), Amidon (75. Do. Bauer), Rafisamii, Baderschneider – Schneider (75. Fuchs), Zimmer (90.+4 Bambach).

SV Viktoria Herxheim: Herzig – Uka, Schultz, Gehrlein, Kerboub – Mankopf (69. Sommer) – Meinzer, Schädler, Kopf, Wörzler – Liebel (75. Cenusa).

Schiedsrichter: Julian Jung (SSV Eichelhardt).

Zuschauer: 450.

Gelb-Rote Karte: Kerboub (SV/46.).

Tore: 1:0 Zimmer (63.), 2:0 Uka (67. Eigentor), 2:1 Gehrlein (72.), 3:1 Yerima (90.+7).

Beste Spieler: Edinger, Kraus, Baus, Amidon – Wörzler, Herzig, Gehrlein.

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