Laues Lüftchen im Angriff
FV Engers macht es Gonsenheim zu leicht
Der FV Engers ging nicht in jeder Situation so entschlossen zu Werke wie in dieser Szene Justin Klein (links). Am Mai-Feiertag musste sich die Watzlawik-Elf dem Tabellennachbarn aus Gonsenheim knapp geschlagen geben.
Jörg Niebergall

Während die meisten Menschen eine Mai-Tour machten, stand für die Fußballer des FV Engers das Heimspiel gegen den SV Gonsenheim auf dem Plan. Von Erfolg gekrönt war dieses Unterfangen nicht. Die Gäste nahmen drei Punkte mit nach Mainz.

Es ging „nur“ noch um Prestige und Platzierung, doch dafür ging es gehörig zur Sache im Oberligaduell zwischen den Tabellennachbarn FV Engers und SV Gonsenheim. „In Engers sind es immer schwierige und zweikampfbetonte Spiele“, kommentierte Gästetrainer Anouar Ddaou den etwas glücklichen, aber nicht unverdienten 2:1 (1:1)-Auswärtssieg seiner Mannschaft, die in der Tabelle wieder am FVE vorbeizog. „Wir haben bis zum letzten Moment geackert, gekämpft und geschwitzt.“

„Ich hatte mir mehr vorgestellt. Wir haben es dem Gegner viel zu leicht gemacht, Tore zu erzielen, und unser Angriff war nur ein laues Lüftchen.“
Sascha Watzlawik, Trainer FV Engers

Sein Engerser Kollege Sascha Watzlawik ist ebenfalls nicht als Trainer bekannt, der leichtfertig Punkte verschenkt; entsprechend angesäuert war der zum Saisonende aus dem Amt scheidende Coach über die Heimpleite: „Ich hatte mir mehr vorgestellt. Wir haben es dem Gegner viel zu leicht gemacht, Tore zu erzielen, und unser Angriff war nur ein laues Lüftchen.“

In Engers richten sich bekanntlich alle Blicke auf den 24. Mai, wenn der FVE im Finale gegen RW Koblenz zum dritten Mal den Rheinlandpokal gewinnen will. Watzlawik beobachtete genau, wo sein Team noch Schwächen aufweist. Nicht nur im Torabschluss: „Wir sind nicht in die Tiefe gekommen“, analysierte er. „Wir haben gut kombiniert, aber manchmal zu umständlich gespielt.“ Bis in den Gonsenheimer Strafraum schafften es die Engerser meist nur mit Hilfe von Standards, wie in der 11. Minute. Da kam Delil Arbursu nach einem abgewehrten Freistoß zum Schuss, den SVG-Torwart Paul Simon erst im zweiten Versuch zu fassen bekam. Zwei Minuten später wurde David Eberhardts Kopfball kurz vor der Linie geblockt.

„Das Tor war uns für uns wie gemalt. Danach konnte wir uns tiefer fallen lassen.“
Anouar Ddaou, Trainer SV Gonsenheim

Effizienter agierten die Mainzer Vorstädter in der 23. Minute, als Enis Coric ungehindert von der Mittellinie bis kurz vor dem Strafraum dribbelte, mit einem perfekten Steckpass Maurice Neukirch bediente, dessen Schuss im langen Eck zum 0:1 einschlug. „Das Tor war uns für uns wie gemalt“, freute sich Ddaou, „danach konnte wir uns tiefer fallen lassen.“ Dennoch kassierten seine Gonsenheimer kurz vor dem Pausenpfiff den Ausgleich, als Eberhardt aus gut 30 Metern weit ausholte und den Ball zum Ausgleich ins Tor schmetterte (44.). „Winkel oder Wasserturm“, kommentierte Watzlawik den Meisterschuss.

Zur zweiten Halbzeit kamen die Gonsenheimer, wie von Watzlawik vorhergesagt, aggressiver aus der Kabine und holten gleich zwei Freistöße in Strafraumnähe heraus. Den zweiten zirkelte Yannik Ischdonat von der 16-Meter-Linie an der Mauer vorbei zum 1:2 ins Eck. Watzlawik haderte mit seinen Abwehrleuten: „Wir bekommen vorher drei Mal die Kugel nicht weg. Du kannst nicht alles spielerisch lösen, da musst du auch mal lang spielen.“

Eberhardts zweiter Frühling am Wasserturm

Bei sommerlichen Temperaturen geriet die Engerser Aufholjagd zur schweißtreibenden Angelegenheit. Hasan Kesikci kam im Strafraum knapp zu spät (60.), Mike Borger fand bei seiner scharfen Hereingabe keinen Abnehmer (72.), und Gabriel Müller erzielte ein Abseitstor (85.). Für die letzten Minuten schickte Coach Watzlawik seine Allzweckwaffe David Eberhardt ins Sturmzentrum und ließ hohe Bälle in den Strafraum schlagen. Das hätte beinahe funktioniert, doch nach Chris Meinerts Freistoßflanke bekam der Ex-Karbacher keine Wucht hinter seinen letzten Kopfball (90.+5).

Der 1,93 Meter lange Innenverteidiger hat seinen Wechsel nach Engers nicht bereut: „Nachdem ich mir von meinem Ex-Trainer sagen lassen musste, dass ich für Karbach nicht mehr gut genug bin, ist das schon eine Genugtuung, dass ich hier aktuell eine wichtige Stütze bin“, kommentierte der 36-Jährige seinen „zweiten Frühling“ am Wasserturm.

Endspurt Richtung Finale läuft an

Nach einem verlängerten freien Wochenende beginnt für den FVE am Montag der Endspurt Richtung Pokalfinale, für das Sascha Watzlawik auf die Rückkehr von Offensivkräften wie Manuel Simons, Enrico Rößler und Louis Klapperich hofft. Der 24. Mai wird auch für David Eberhardt ein besonderes Datum werden, nachdem er zwei Mal im Karbacher Trikot gegen Engers als Finalverlierer vom Platz gegangen war: „Mit dem Pokalsieg wollen wir unserem Trainer ein Abschiedsgeschenk machen, und mir persönlich fehlt dieser Titel noch.“

FV Engers – SV Gonsenheim 1:2 (1:1)

FV Engers: Serdarusic – Schmitten (83. Hoti), Eberhardt, Meinert, Semchuk – Lukas Müller (66. Thewalt), Göcer – Klein, Arbursu (83. Gabriel Müller), Mekoma (79. Willma) – Kesikci (66. Borger).

SV Gonsenheim: Simon – Lapre, Karkaya (82. Matsumara, 90.+4 Wilhelm), Hangatta, Tepedibi- Rodwald, Neukirch – Babovic, Cucchiara, Coris (73. Neal) – Ischodnat (82. Heine).

Schiedsrichter: Philipp Michels (Lissendorf).

Zuschauer: 246.

Tore: 0:1 Maurice Neukirch (24.), 1:1 David Eberhardt (44.), 1:2 Yannik Ischdonat (49.).

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