Rote Teufel beim SC Idar Gast
Flavius Botiseriu glaubt an die Sensation gegen den FCK
Nein, Schiedsrichter und Flavius Botiseriu sind nicht immer einer Meinung. Am Samstag fehlt der Kapitän des SC Idar-Oberstein gegen den 1. FC Kaiserslautern II. Er sitzt eine Rot-Sperre ab.
Hähn Joachim

Wer beim SC Idar-Oberstein wissen will, wie die zweite Mannschaft des 1. FC Kaiserslautern zu schlagen ist, der sollte sich beim aktuellen Sportvorstand erkundigen. Christian Schwinn war maßgeblich am bisher einzigen Dreier im Haag beteiligt.

Flavius Botiseriu wäre so gerne am Samstag (15 Uhr) an der Spitze seines SC Idar-Oberstein ins Haag-Stadion eingelaufen. Doch der Kapitän darf nicht – ausgerechnet gegen die zweite Mannschaft des 1. FC Kaiserslautern, gegen jenen Verein, bei dem er noch vor gar nicht allzu langer Zeit von einer Profi-Karriere geträumt hatte. Zwei Spiele ist der 26-Jährige nach seiner Roten Karte wegen der Rudelbildung beim 1:5 bei der TuS Koblenz aus dem Verkehr gezogen worden. Die Sperre schmerzt, nicht nur, weil es gegen den FCK geht, sondern, weil der Spielführer seiner Mannschaft im Abstiegskampf der Fußball-Oberliga nicht helfen kann.

Die Roten Karten, die er und TuS-Kapitän André Mandt in Koblenz kassiert haben, hält Flavius Botiseriu auch fünf Tage später noch für überzogen. „Das waren keine Vergehen, für dies es Rot geben darf“, sagt der SC-Spielführer, der die Rudelbildung, die zunächst zum Einsatz der Stopp-Regel und dann zu den Platzverweisen führte, mit einer beinharten Grätsche ausgelöst hatte. Wobei – auch dazu hat Botiseriu eine andere Meinung als Referee und viele Beobachter: „Das war meines Erachtens noch nicht einmal ein Foul, sondern harter Körpereinsatz“, erklärt er.

„Das war meines Erachtens noch nicht einmal ein Foul, sondern harter Körpereinsatz“
Flavius Botiseriu über seine Grätsche in Koblenz

Wie auch immer – die Sperre steht nach seinem dritten Feldverweis in dieser Runde (zuvor hatte er gegen den FV Diefflen und beim FK Pimasens die Ampelkarte gesehen). Zwei Spiele plus eine Partie auf Bewährung lautet die Strafe, die immerhin dazu führt, dass Flavius Botiseriu im wichtigen letzten Heimspiel gegen Viktoria Herxheim wieder mitwirken darf.

Am Samstag wird der Kapitän irgendwo im Stadion Haag stehen oder sitzen und hoffen, dass seine Mannschaft an sich glaubt. „Wir dürfen uns nicht komplett verstecken“, kennt er ein Rezept, um eine Überraschung gegen den 1. FC Kaiserslautern II zu schaffen. Außerdem legt er seinen Mannschaftskameraden eine straffe Zweikampfführung ans Herz. „Ich habe das selbst jahrelang erlebt. Einer zweiten Mannschaft des FCK kannst du mit Zweikämpfen den Stecker ziehen“, erklärt Botiseriu und fügt hinzu: „Wir müssen den Lauterern die Freude am Kicken nehmen.“ Im Übrigen hält es der SC-Kapitän mit einem seiner früheren Trainer beim 1. FCK. Flavius Botiseriu grinst und erzählt: „Hans-Werner Moser hat in schwierigen Phasen immer gesagt: ’Je häufiger du verlierst, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass du das nächste Spiel gewinnst’.“

SC Idar-Oberstein steht nach wie vor über dem Strich

Die Weisheit des 281-fachen Bundesligaspielers Moser dürfte auch SC-Coach Tomasz Kakala gefallen, schließlich legt sie nah, dass nach nun fünf Partien ohne Sieg mit gerade einmal zwei Törchen mal wieder ein SC-Dreier an der Reihe wäre, wenn das auch ausgerechnet gegen den 1. FC Kaiserslautern II, der in 30 Spielen schon 114 Tore geschossen hat, eher unwahrscheinlich erscheint. Vor allem versichert Kakala, dass der Stress im Abstiegskampf die Freude, auf die Roten Teufel zu treffen, nicht nehmen kann. „Wir sind alle Fußballer. Wir freuen uns mega auf dieses Spiel, und für viele ist es auch etwas Besonderes“, sagt der Trainer und verweist zum Beispiel auf Kevin Kraus, der noch vor einem Jahr im Profikader des 1. FCK stand.

Trotzdem – der Abstiegskampf zerrt an den Nerven der Idarer. „Man spürt schon ab und zu Frustration, aber es gibt Schlimmeres als unsere Situation. Wir stehen immer noch über dem Strich, sind nach wie vor der beste Aufsteiger“, stellt Kakala klar. Tatsächlich ist der SC mit seinen 30 Punkten Zwölfter. Platz 14 muss am Ende herausspringen. Auf diesen Rang, den die Sportfreunde Eisbachtal belegen, hat der SC im Moment zwei Punkte Vorsprung. Doch nur ein weiterer Zähler weg ist der vorletzte Platz. Es ist furchtbar eng im Oberliga-Keller. „Wir haben immer noch alles selbst in der Hand“, sagt Kakala richtig.

Niklas Baus rückt wohl wieder ins Team

Hoffnung macht das Hinspiel, das der SC recht unglücklich 1:2 verlor. „Daran wollen wir anknüpfen“, erklärt der Idarer Trainer und bestätigt seinen Kapitän: „Es geht nur über Zweikampfhärte gegen diese dynamische Mannschaft.“

Die Personallage beim SC verstärkt freilich Zweifel daran, dass ausgerechnet gegen den 1. FC Kaiserslautern II eine Überraschung gelingen könnte. Neben Flavius Botiseriu fällt auch Paulo de Souza verletzt aus. Alexander Bambach ist krank, und Niklas Brach konnte wegen seines Schichtdiensts nicht trainieren. Doch Kakalas Vertrauen in sein Team erschüttern diese Nachrichten nicht. Er stärkt lieber Niklas Baus, der wohl die zweite Innenverteidigerposition übernehmen wird, den Rücken und erwägt, Philipp Schneider zu Unterstützung von Florian Zimmer aufs Feld zu schicken.

Christian Schwinn konterte Marco Reichs Führunstor mit einem Doppelpack

Draußen auf der Tribüne oder sonstwo am Spielfeldrand wird Kapitän Flavius Botiseriu sitzen und hoffen, dass Kakalas Überlegungen aufgehen und am Samstag einer jener Tage ist, von denen im Haag auch noch viele Jahre später gesprochen wird. Vielleicht trifft Botiseriu ja den aktuellen Sportvorstand des SC und den B-Junioren-Coach. Die spielten nämlich gewichtige Rollen beim bisher einzigen Sieg des SC Idar-Oberstein im Haag gegen den 1. FC Kaiserslautern II. Vor ziemlich genau 29,5 Jahren schoss Marco Reich die Lauterer vor 2000 Zuschauern 1:0 in Führung, aber Christian Schwinn dreht die Angelegenheit für die von Michael Dusek trainierten Idarer mit einem Doppelpack. Es war damals die einzige Niederlage der kleinen Roten Teufel in der kompletten Saison.

Top-News aus dem Sport