Engers. Leicht amüsiert schaute Michael Stahl rüber zu den feiernden Gegnern. „Für uns war das Spiel nicht so wichtig wie offenbar für Engers“, kommentierte der Trainer der TuS Koblenz die 0:1-Niederlage seines Teams im Oberliga-internen Testspiel beim FV Engers. Bastelt FVE-Trainer Sascha Watzlawik noch fleißig an seinem durch zahlreiche gesundete Langzeitverletzte erweiterten Kader, um die beste Mischung für seine Startelf zu finden, so verfolgte Stahl nach zwei Testspielsiegen in Bestbesetzung „einen anderen Ansatz“. Nämlich: „Wir müssen gucken, dass wir die Jungs, die hintendran sind, näher an die erste Elf kriegen. Das geht nur, wenn sie Spielzeit bekommen. Nur Training hilft für die Entwicklung nicht.“
So hatten Stammspieler wie Igor Blagojevic, Damir Grgic und Dylan Esmel die Fahrt über den Rhein gar nicht mitgemacht, Lukas Tuchscherer saß 90 Minuten auf der Bank. „Wir hatten am Ende in Illia Vdovychenko, Albrim Krasniqi, Paul Selinger und Nic Alsbach vier U19-Spieler auf dem Platz“, rechnete der Koblenzer Trainer vor. „Und Engers hat mit der vollen Kapelle gespielt.“
Erster Auftritt von TuS-Neuzugang Nazif Tchadjei
Mit derlei Relativierungen wollte sich Kollege Watzlawik nicht abgeben. „Auch bei uns haben viele Junge gespielt“, stellte er fest. Nach einer „harten und intensiven Trainingswoche“ inklusive des Testspiels gegen Rheinlandliga-Spitzenreiter Mülheim-Kärlich (1:1) sah der zum Saisonende ausscheidende Langzeitcoach seinen FVE engagiert, lauffreudig und zweikampfstark, und das mit zwei fast komplett verschiedenen Formationen in den beiden Halbzeiten. Mit hohem Pressing ließen die Engerser die TuS kaum zum Kombinieren kommen und schlossen hinten die Reihen. Die beste Koblenzer Chance bot sich Nazif Tchadjei nach eleganter Vorarbeit des talentierten Nic Alsbach, doch der neue TuS-Stürmer scheiterte an FVE-Torwart Franjo Serdarusic (27.) Trotzdem war Stahl mit dem Debüt des früheren Cosmos-Akteurs nicht unzufrieden: „Sein Tiefgang, sein Speed und seine Stärke im Eins-gegen-Eins kamen heute nicht so zum Vorschein, aber man sieht, dass er viel Tempo hat.“
Auch der FVE hätte schon vor der Pause führen können, Manuel Simons Versuch wehrte Daniel von der Bracke auf der Torlinie ab (14.), nach Christian Meinerts Freistoßflanke fehlten Max Schmitten ein paar Zentimeter zum kraftvollen Kopfball (40.). Im zweiten Durchgang erhöhte der FVE den Pressing-Druck; nach einem sehenswerten Konter über Jonas von Haacke und Simons drückte Kevin Lahn den Ball über die Linie zum Tor des Tages (56.). Der schnelle Simons hätte beinahe das 2:0 nachgelegt, kam nach einem Sprint mit Ball übers halbe Feld aber nicht an TuS-Torhüter Steffen Weber vorbei (59.).
Immerhin hat sich keiner verletzt.
TuS-Trainer Michael Stahl wollte dem 0:1 in Engers keine zu große Bedeutung beimessen
Verlieren wollten die Koblenzer das Derby am Wasserturm nun aber auch nicht. Der Ex-Engerser Yasin Yaman kam dem Ausgleich nahe, doch FVE-Kapitän Meinert klärte auf der Linie (65.), und als sowohl Simons als auch Lahn kurz nacheinander verletzt raus mussten, bekam die TuS die Partie noch einmal in den Griff, brachte das Engerser Tor, das im zweiten Durchgang der lange verletzte Safet Husic hütete, aber nicht mehr ernstlich in Gefahr. „Ja, wir können es besser spielen“, fand auch Michael Stahl. „Aber immerhin hat sich keiner verletzt.“
FVE-Trainer Watzlawik sorgt sich um angeschlagenes Trio
FVE-Trainer Watzlawik sorgte sich bei aller Freude über den ersten Sieg im dritten Testspiel um die Gesundheit einiger seiner Akteure: „Lahn und Simons haben beide einen Schlag abgekriegt, und Enrico Rössler hatte kurz nach seiner Einwechslung Probleme mit dem Oberschenkel.“ Noch hat Watzlawik keine Wunschelf für den Pflichtspielstart am 8. März in Pirmasens im Kopf: „Wir haben noch drei Testspiele, mal schauen, wer am Ende fit und gesund ist.“ Goran Naric, Marcel Stieffenhofer, Manoel Splettstößer, Hasan Kesikci und Aldrin Hoti arbeiten an ihrem Comeback – so viel Auswahl hatte der Engerser Trainer lange nicht mehr. „Es freut mich natürlich, dass so viele Spieler zur Verfügung stehen, auch wenn ein Training mit 24 Spielern schwerer zu gestalten ist als mit 14. Der Konkurrenzkampf tut uns gut.“