Oberliga: Metin Kilic springt als Trainer ein - Patrick Reifenscheidt nimmt Mannschaft in die Pflicht
Eisbachtal vor Spiel eins ohne Alibi: Metin Kilic springt als Trainer ein
Metin Kilic, Trainer des FC HWW Niederroßbach
Andreas Egenolf/Archiv

Dem Trainerrücktritt Anfang der Woche folgten bei den Eisbachtaler Sportfreunden Tage im luftleeren Raum. Ohne die bisher für sie verantwortlichen Marco Reifenscheidt und Paul Lauer, die am Montag von ihren Ämtern beim Fußball-Oberligisten zurückgetreten sind, war die Mannschaft auf sich alleine gestellt.

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Metin Kilic, Trainer des FC HWW Niederroßbach
Andreas Egenolf/Archiv

Max Olbrich und Pascal Heene, die beiden Kapitäne, leiteten die Einheiten unter der Woche, weil auf die Schnelle kein Nachfolger gefunden werden konnte. Das änderte sich erst am Donnerstagabend, als die Verantwortlichen Metin Kilic als neuen Sportfreunde-Coach bis zum Saisonende vorstellten. Damit ist doch noch geklärt, wer am Samstag im Heimspiel gegen den FC Arminia 03 Ludwigshafen auf der Bank sitzen wird.

„Wir planen mit einer externen Lösung“, sagte Patrick Reifenscheidt, der Sportliche Leiter der stark abstiegsgefährdeten Westerwälder noch am Donnerstagmorgen. Wenige Stunden später war dann alles klar: Kilic, der von seinem bisherigen Verein, dem hessischen Kreisoberligisten TuS Frickhofen kurzfristig freigestellt wurde, soll die Eisbären vor dem Abstieg bewahren.

Wir haben kein Interesse, einen Trainer zu verbrennen, noch ehe er richtig da ist.

Patrick Reifenscheidt, Sportlicher Leiter

Den vielerorts kolportierten Gedankenspielen, Thorsten Wörsdörfer könne doch einfach sofort bei seinem Ex-Klub einsteigen statt erst zur neuen Saison, erteilte Reifenscheidt von vorn herein eine Absage: „Es ist vielleicht verständlich, wenn die Frage nach Thorsten Wörsdörfer direkt kommt. Aber wir haben kein Interesse, einen Trainer zu verbrennen, noch ehe er richtig da ist. Er soll im Sommer einen vernünftigen Einstieg bei uns haben.“

Zudem sei man als Verein an einem guten Verhältnis zu anderen Klubs interessiert. Daher habe es der Respekt vor der SG HWW Niederroßbach und deren sportlich ebenfalls schwieriger Situation in der Rheinlandliga geboten, gar nicht erst in Versuchung zu geraten, über Wörsdörfers sofortigen Einstieg bei seiner künftigen Mannschaft nachzudenken.

Trainerwechsel im Herbst wäre sinnvoll gewesen

Mit dem Wissen von heute wäre vielleicht schon im Herbst ein Wechsel auf der Trainerposition ratsam gewesen. Vor einer Woche sprach der bisherige Trainer Marco Reifenscheidt selbst noch davon, dass es ja nicht die erste Krise sei, die man in dieser Saison durchmache. Gerade das Aus im Rheinlandpokal beim Bezirksligisten TuS Burgschwalbach war eine schmerzhafte Zäsur.

Zu diesem Zeitpunkt wäre Thorsten Wörsdörfer noch frei und wohl auch bereit gewesen für seine Rückkehr nach Nentershausen, die sich dann erst im neuen Jahr entwickelte. Doch die Verantwortlichen entschieden anders – auch Patrick Reifenscheidt, für den die Situation nicht einfach war. Schließlich ging es um den Posten seines Bruders Marco, den er selbst vor sieben Jahren zurück zu ihrem Heimatverein geholt hatte.

Weil nach dem Rücktritt von Marco Reifenscheidt und Paul Lauer auf die Schnelle kein Nachfolger in Sicht war, übernahmen die beiden Eisbachtaler Kapitäne Max Olbrich (rechts) und Pascal Heene (links) Verantwortung und leiteten am Montag und am Mittwoch das Training des Oberligisten.
Andreas Egenolf

„Natürlich haben wir uns oft über die Situation unterhalten, aber letztlich ist es in der Funktion des Sportlichen Leiters mein Job, das auszublenden“, sagt er. Am Trainerteam festzuhalten, sei eine bewusste Entscheidung gewesen, „weil wir bis zuletzt daran geglaubt haben, dass wir es schaffen“, sagt Patrick Reifenscheidt.

Als Anfang der Woche sein Bruder und dessen Assistent selbst die Reißleine zogen, „musste ich das akzeptierten und habe auch keinen Versuch unternommen, sie vom Gegenteil zu überzeugen“.

Die Spieler sind diejenigen, die auf dem Platz stehen. Sie sind jetzt gefordert, die nächsten Wochen positiv zu gestalten.

Patrick Reifenscheid, Sportlicher Leiter

Die Lage, in der sich die Eisbachtaler jetzt befinden, ist eindeutig. „Schlechter kann's nicht sein“, sagt der Sportliche Leiter und legt den Finger in die Wunde: „Du willst ambitioniert aus der Winterpause kommen und noch mal angreifen, legst personell nach – und dann verlierst du alle fünf Spiele, zwei davon zu Hause gegen Tabellenletzte.“

Wie es da um die Stimmung in der Mannschaft bestellt sei, danach müsse man nicht fragen. Doch genau das ist der Punkt, an dem Patrick Reifenscheidt ansetzt: „Durch die Entwicklung der vergangenen Tage sind der Mannschaft die Alibis genommen. Die Spieler sind diejenigen, die auf dem Platz stehen. Sie sind jetzt gefordert, die nächsten Wochen positiv zu gestalten.“

Art und Weise ist entscheidend

Wenn man am Ende tatsächlich absteigen sollte, dann gehe es auch um die Art und Weise. „Wir alle haben Verantwortung dem Verein gegenüber, den Zuschauern, den ehrenamtlich Tätigen, auch der Jugend, die zur ersten Mannschaft aufschaut“, betont Patrick Reifenscheidt.

Was die Außendarstellung angeht, müsse sich jeder selbst hinterfragen. Welches Ergebnis dieser Prozess hervorbringt, zeigt sich zum ersten Mal am Samstag gegen Ludwigshafen, den zuletzt schwächelnden, aber längst geretteten Tabellenführer der Abstiegsrunde.

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