Heftiges 1:5 gegen FV Engers
Die Alarmglocken schrillen beim FC Karbach
Der Neu-Engerser Jeremy Mekoma (grünes Trikot, Mitte, im Hintergrund) dreht nach seinem Treffer an alter Wirkungsstätte zum 0:1 jubelnd ab, die Karbacher um Torwart Jonas Bast, Tim Puttkammer und Kapitän Jannik Mohr haben nur das Nachsehen. Es war der Beginn des FC-Untergangs beim 1:5 gegen Engers.
Hermann-Josef Stoffel

Der FC Karbach ist auf dem absteigenden Ast in der Oberliga. Das 1:5 im „Rheinland-Klassiker“ gegen den FV Engers muss allen Verantwortlichen beim FC und vor allen den Spielern zu denken geben.

Der FC Karbach steckt voll in der Krise. Das heftige 1:5 (0:4) gegen den Achten FV Engers war die vierte Pleite in Folge. Die Bilanz der Karbacher nach der Winterpause in der Fußball-Oberliga: 8 Spiele, 6 Punkte, 10:26 Tore. Gibt es für den Noch-Tabellenzehnten Karbach (30 Punkte) auch am Samstag (15.30 Uhr) beim Drittletzten Viktoria Herxheim (belegt den derzeit ersten Abstiegsplatz 16 mit 24 Zählern) eine weitere Niederlage, dann wird das Thema Abstiegskampf auf dem Quintinsberg akut werden.

0:4 nach 34 Minuten – einige der Karbacher Fans verließen noch vor der Halbzeitpause den Quintinsberg, so einen Zwischenstand nach nur rund einer halben Stunde hatte es in zehn Jahren Oberliga auf eigenem Geläuf noch nie gegeben. „Die Leistung in der ersten Halbzeit ist nicht entschuldbar“, sagte Karbachs Trainer Patrick Kühnreich: „Wenn da Kritik von Außen kommt, kann ich das absolut verstehen.“

„Jerry war der Mann des Tages.“
Sascha Watzlawik, Trainer FV Engers

Ausgerechnet Jeremy Mekoma düpierte in der Anfangsphase die Karbacher. Ende August war der Vertrag des 21-jährigen Kastellauners (bei seinem zweiten Engagement beim FC) nach nur wenigen Wochen aufgelöst worden. Das große Talent Mekoma war fast ein halbes Jahr vereinslos, bis ihn Engers Anfang Februar unter die Fittiche nahm. In Karbach gelang Mekoma sein erstes Tor für den FVE, nach fünf Minuten verwandelte er clever einlaufend einen tollen Steilpass von Max Schmitten eiskalt ins lange Eck. Zehn Minuten später legte Mekoma einen Außenrist-Pass aus dem Fußgelenk in den Lauf von Hasan Kesikci, der FVE-Mittelstürmer jagte die tolle Vorlage ebenso toll mit dem Außenspann ins lange Eck. An alter Wirkungsstätte zeigte Mekoma (in der Jugend bei Mainz 05 ausgebildet) seine Klasse. „Es hätte nicht besser für mich laufen können“, sagte der Kastellauner nach seinem Tor und seinem Assist. „Jerry war der Mann des Tages“, lobte ihn sein Trainer Sascha Watzlawik.

Ein weiterer Ex-Karbacher demonstrierte, wie gut er seinem Herzensklub vor allem in der jetzigen Situation tun würde. Der 35-jährige David Eberhardt, der mehr als 15 Jahre für Karbach spielte, schlug zum ersten Mal als Gegner auf dem Quintinsberg auf – und wie. Defensiv räumte der Innenverteidiger alles ab, und vorne bereitete Eberhardt das 0:3 mustergültig vor. Nach einer Freistoßflanke ließ ihn sein für Standards zugeteilter Gegenspieler Marco Bresser (wurde schon nach 34 Minuten ausgewechselt) aus den Augen, Eberhardt legte überlegt quer auf Vadim Semchuk, der die Vorlage nur noch ins leere Tor drücken musste (22.). „Die Karbacher kamen überhaupt nicht in die Zweikämpfe, wir haben uns gut in den Halbräumen bewegt und jeder Schuss war ein Treffer“, analysierte Eberhardt. Watzlawik ergänzte: „Wir haben die Tore zum richtigen Zeitpunkt gemacht, das waren Wirkungstreffer.“

Defensiv eine Bank und vorne bei jeder Standardsituation gefährlich - so wie in dieser Szene, als David Eberhardt (grünes Trikot) das 0:3 von Vadim Semchuk per Querpass mustergültig vorbereitete. Die Karbacher Legende Eberhardt, die nach mehr als 15 Jahren im vergangenen Sommer den FC verlassen musste, zeigte allen, dass er mit 35 Jahren immer noch ein Top-Mann in der Oberliga ist.
Hermann-Josef Stoffel

Karbach zeigte in der ersten Halbzeit keine Gegenwehr, vor allem defensiv war es ein erschreckender Auftritt. So auch beim 0:4 nach 34 Minuten, als Justin Klein ungehindert im Strafraum aufziehen konnte und den Ball im kurzen Eck versenkte. „Engers war gnadenlos effektiv, aber wir haben es ihnen auch leicht gemacht. Wir haben glaube ich in der ersten halben Stunde kein Foul gemacht, da muss man auch mal ein Zeichen setzen“, sagte Kühnreich.

Im zweiten Durchgang bäumte sich Karbach auf, kam durch Anes Abdiovskis Volleyschuss schnell zum 1:4 (48.). Wenn Jonas Ahlerts Linksschuss im Tor statt an der Latte gelandet wäre (57.), hätte es noch mal spannend werden können. Aber Engers verwaltete dann das Ergebnis und kam in der 86. Minute durch Kleins zweitem Treffer noch zum 1:5-Endstand. Dazwischen lagen zwei böse Fouls und zwei Rote Karten: Nach 71 Minuten grätschte der Engerser Serkan Göcer Karbachs Abdiovski von hinten um, nach 77 Minuten grätschte Karbachs Selim Denguezli von vorne in Jannik Stoffels rein. Göcer und Denguezli werden mindestens zwei Spiele gesperrt sein.

Doppelter Bänderiss im Fuß: Wilschrey fällt wochenlang aus

Während der Achte Engers mit 41 Punkten schon sieben Spieltage vor Schluss einen Platz in der oberen Tabellenhälfte sicher hat und sich voll auf das Pokalfinale am 24. Mai gegen Rot-Weiss Koblenz (am Samstag gibt es das „Vorspiel“ in der Oberliga am Wasserturm) konzentrieren kann, geht der Blick des Zehnten Karbach (30 Punkte) nach unten. Die erste Hälfte gegen Engers hatte mit Oberliga in allen Mannschaftsteilen nix zu tun. Vor allem vorne drückte der Schuh, der Treffer von Abdiovski und der Lattenschuss von Ahlert waren die zwei einzigen Abschlüsse in den 90 Minuten, das Fehlen von Torjäger Max Wilschrey kann Karbach nicht kompensieren. Wilschrey wird mit einem doppelten Bänderriss im Fuß, den er sich am Montag in der Baller League zugezogen hat, noch wochenlang ausfallen.

„Es ist ja nicht so, dass es für uns noch um was geht“, hatte FC-Chef Daniel Bernd süffisant noch Minuten vor dem Engers-Debakel mit dem Blick auf die Gesamtsituation gesagt. „Wir wissen, was die Stunde geschlagen hat“, meinte Trainer Kühnreich nach den verheerenden 90 Minuten. Die Alarmglocken schrillen beim FC Karbach, am Samstag (15.30 Uhr) könnte man beim Drittletzten Herxheim mit einem Sieg für Durchatmen sorgen. Wenn nicht, kann es ein bitteres Saisonfinale für den FC Karbach (seit 2015 in der Oberliga) werden.

FC Karbach - FV Engers 1:5 (0:4)

Karbach: Bast – Puttkammer, Mohr, Abdiovski, Bresser (34. Fischer) – Mahrla (34. Engels), Zahnen (46. Kömesögütlü), Denguezli, Ike (13. Niemczyk/82. Kunz) – Leidig, Ahlert.

Engers: Serdarusic – Schmitten (16. Müller), Eberhardt (89. Splettstößer), Meinert, Semchuk – Thewalt (46. Göcer), Von Haacke, Stoffels – Klein, Kesikci (46. Willma), Mekoma (86. Borger).

Schiedsrichter: Jan-Hagen Engel (Monzelfeld).

Zuschauer: 230.

Tore: 0:1 Mekoma (5.), 0:2 Kesikci (15.), 0:3 Semchuk (22.), 0:4 Klein (34.), 1:4 Abdiovski (48.), 1:5 Klein (86.).

Besonderheiten: Rot für Göcer (Engers) wegen groben Foulspiels (71.), Rot für Denguezli (Karbach) wegen groben Foulspiels (77.).

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