Am Ende war der SC Idar-Oberstein sogar noch irgendwie gut bedient. Der 6:1-Sieg, mit dem der FC Arminia Ludwigshafen aus dem Haag abdampfte, drückte den Unterschied zwischen beiden Mannschaften gar nicht mal so drastisch aus, wie er sich tatsächlich darstellte. Eigentlich hätte der SC für seinen unsäglichen Auftritt gegen einen starken Gegner eine zweistellige Niederlage verdient gehabt. Das hätte gepasst. Mit Oberligafußball hatte das nämlich nichts zu tun, was der SC den 313 Zuschauern da anbot, während die Ludwigshafener einfach klasse waren.
„Das war die schlechteste Leistung in der Oberliga von meinen Jungs. Das war desolat“, sagte Tomasz Kakala. Der SC-Trainer fügte hinzu: „Normalerweise schütze ich meine Mannschaft immer, aber das kann und darf ich diesmal nicht. Wir waren unfassbar schlecht.“
„Normalerweise schütze ich meine Mannschaft immer, aber das kann und darf ich diesmal nicht. Wir waren unfassbar schlecht“
SC-Trainer Tomasz Kakala
Nach elf Minuten war im Haag eigentlich schon alles vorbei. Denn da hatte Arminia Ludwigshafen bereits eine 3:0-Führung vorgelegt. Gnadenlos hatten die Gäste, die zwei bis drei Klassen schneller, wacher, agiler, motivierter, ballsicherer, zweikampfstärker und ideenreicher als der SC zu Werke gingen, die Fehler der Gastgeber bestraft. Fehler, die entstanden waren aus Unkonzentriertheit, lascher Einstellung, Schläfrigkeit, mangelhafter Absprache, technischen Mängeln und Mutlosigkeit.
Nach drei Minuten brachte ein schlichter langer Ball der Arminia das SC-Kartenhaus ins Wackeln. Mehr pflichtschuldig setzte Arminia-Angreifer Giuliano Cultrera der Kugel nach, die eigentlich unerreichbar war für ihn, wenn Tobias Edinger besser und wacher mitgespielt und zehn Meter weiter vorne agiert hätte. Der SC-Keeper hätte den Ball einfach aufnehmen können. Oder Edinger hätte sich klarer mit Niklas Brach, der sich zwischen Ball und Arminia-Angreifer befand, absprechen können. Ein Rückpass wäre nämlich eine weitere einigermaßen sichere Möglichkeit gewesen, diese an sich nicht sonderlich brenzlige Szene aufzulösen. Brach schirmte die Kugel aber ab und wartete augenscheinlich auf seinen Schlussmann. Der machte aber keine Anstalten, und deshalb nahm der Innenverteidiger die Kugel nach außen mit und geriet unter Druck. Ein Freistoß für Ludwigshafen von der linken Seite war die Folge.
Drei Gegentore in sieben Minuten
Den Freistoß ballerte Steffen Straub scharf zum Tor. Nur unzureichend klärte die Idarer Deckung, und Noah Maier knallte den Abpraller zum 1:0 ins Netz (4.). Das Kartenhaus stürzte ein. Drei Minuten später ließ sich Linksverteidiger Flavius Botiseriu von einem Flugball überspielen und verhinderte anschließend eine Flanke nur auf Kosten einer Ecke. Die zog Ricardo Salvatore Antonaci zwischen Fünfmeterraum und Elfmeterpunkt, wo Wal Fall völlig ungedeckt hochsprang und das 2:0 köpfte (7.). Weitere vier Minuten später griff die SC-Deckung Cultrera nicht richtig an, begleitete ihn nur und musste dann zusehen, wie der Arminia-Angreifer die Kugel aus 18 Metern wunderschön zum 3:0 in den Winkel zirkelte (11.).
Ein 0:3 hätte für die zweiten 45 Minuten vielleicht noch einen Rest Hoffnung gelassen, doch die machte dann ausgerechnet Kevin Kraus zunichte. Der Innenverteidiger, der mehr als 300 Profi-Spiele auf dem Buckel hat, ließ sich an exakt der gleichen Stelle, wo der Freistoß zum 0:1 entstand, die Kugel von Maier abjagen und konnte den Angreifer nur mit plumpem Festhalten daran hindern, von links alleine aufs To zu marschieren. Gelb und ein weiterer Freistoß waren die Konsequenzen und das 0:4 die Strafe. Wieder knallte Straub die Kugel vor die Hütte, und diesmal drückte Philip Krischa den Ball über die Linie (45.+2). „Wir haben drei Gegentore nach Standards bekommen, obwohl die Zuordnung klar besprochen war“, kritisierte Kakala. Auch für die Entstehung der Freistöße und der Ecke hatte der Coach kein Verständnis und meinte nur: „Das war ganz schlimm.“
Zwei Bambach-Schüsse, drei Pausen-Wechsel und Zimmers 20. Saisontor
Zwischen dem 0:3 und dem 0:4 versuchte der SC, irgendwie doch einen Fuß in die Tür zu dieser Partie zu bekommen. Alexander Bambach schoss einmal knapp vorbei (18.) und scheiterte dann mit einem 30-Meter-Freistoß-Aufsetzer an Arminen-Torwart Robin Schneider (31.). Ansonsten rannten die Idarer, die nicht kompakt, nicht als Mannschaft auftraten, die sich nicht halfen, hinterher. Die SC-Spieler erlebten, wie Arminia Ludwigshafen „such den Ball“ mit ihnen spielte.
Im zweiten Durchgang ging es für den SC nur noch um Schadensbegrenzung. Wie schon beim 0:4 elf Tage zuvor in Eppelborn wechselte Kakala dreimal aus. „Ich habe in der Kabine gesagt, dass es jeden treffen könnte. Keiner – von der Nummer eins bis zur Nummer elf – hat seine Leistung gebracht“, erklärte der Coach. Ein bisschen besser sei es im zweiten Abschnitt geworden, ergänzte Kakala. Florian Zimmer köpfte nach Flanke von Robin Hill sein 20. Saisontor (73.). Davor und danach traf aber Ludwigshafens Cultrera – zum 5:0 (68.) und 6:1 (89.).
SC Idar gastiert am Samstag bei Wormatia Worms
„Wir sind auf dem Boden der Tatsachen angekommen. Die Jungs und auch ich müssen jetzt damit leben, dass Kritik kommt“, stellte Kakala klar, ehe er einen Wunsch äußerte: „Ich hoffe, dass wir uns schnell aufrappeln.“ Das ist dringend nötig, denn schon am Samstag (14 Uhr) gastiert der SC beim Tabellenfünften, bei Wormatia Worms, also jenem Verein, zu dem die Idarer Malik Yerima und Luca Baderschneider im Sommer wechseln werden. Im Hinspiel war der SC erfolgreich. Florian Zimmer erzielte damals den 1:0-Siegtreffer. Doch um ein ähnliches Ergebnis zu erzielen, bedarf es einer gewaltigen Leistungssteigerung des SC, denn die Wormser sind formstark. Sie haben sechs ihrer sieben Partien nach der Winterpause gewonnen.
SC Idar-Oberstein – Arminia Ludwigshafen 1:6 (0:4)
SC Idar-Oberstein: Edinger – Yerima, Kraus, Brach, F. Botiseriu (78. Amidon) – M. Botiseriu (46. Hill), Stallbaum (46. Do. Bauer), Rafisamii (69. Fuchs), Baderschneider – Bambach (46. Daragmeh), Zimmer.
FC Arminia Ludwigshafen: Schneider – Antonaci, Fall (72. Kebernik), Mosquera Carabali, Esslinger (72. Nicklis) – Hommrich, Pantano, Krischa, Straub – Cultrera, Maier (64. Rizvanovic).
Schiedsrichterin: Naemi Breier (SV Ayl).
Zuschauer: 313.
Tore: 0:1 Maier (4.), 0:2 Fall (7.), 0:3 Cultrara (11.), 0:4 Krischa (45.+2), 0:5 Cultrera ((68.), 1:5 Zimmer (73.), 1:6 Cultrera (89.).
Beste Spieler: Fehlanzeige – Straub, Cultrera, Pantano, Maier.
Nächste Aufgabe für den SC: Am Ostersamstag (14 Uhr) bei Wormatia Worms.