„Bis dahin hatten wir das super gelöst“, ärgerte sich der Koblenzer Kapitän und Abwehrchef Daniel von der Bracke über die Defensivaussetzer in den Schlussminuten, und der Koblenzer Torwart Stefan Djordjevic rätselte: „Da waren wohl ein bisschen schläfrig.“
Der Sieg der Wormser war zwar glücklich, aber dennoch verdient. Denn vor allem in der ersten Halbzeit hatte der souveräne Erste der Oberliga-Südgruppe die Partie mit feinen Kombinationen dominiert. Der quirlige Noel Eichinger wirbelte kreuz und quer über den Platz und ließ sich von den Koblenzern nicht einfangen. Seine präzise Flanke schaufelte Jean-Yves Mvoto Owono aus kurzer Distanz über das Tor (26.), wenig später köpfte der lange Abwehrmann der Wormatia eine von zahlreichen Wormser Ecken knapp über die Latte (28.), Djordjevic parierte zwei Mal gegen Lennart Grimmer (23. und 29.).
Und als der Koblenzer Keeper Gästekapitän Sandro Loechelt im Strafraum über den Haufen rannte, forderten die Wormser vehement einen Strafstoß, den ihnen Schiedsrichter Fabian Knoll aber verwehrte (35.).
Die Koblenzer stemmten sich mit Leidenschaft und Zweikampfstärke lange erfolgreich gegen den Ansturm des Favoriten, der überragende von der Bracke und seine Nebenleute räumten ab, was möglich war – hofften aber vergeblich auf Entlastung. Denn nach vorn agierte die TuS zu hektisch und nervös, kaum war der Ball gewonnen, folgte ein schlechter Pass oder ein verlorener Zweikampf.
Trainer Michael Stahl regte sich am Spielfeldrand mächtig auf und erinnerte seine Schützlinge in der Halbzeitansprache erfolgreich an die Koblenzer Tugenden. „Jetzt zeigen wir unser wahres Gesicht “, so gab der Coach den Tenor seiner Worte später wieder, „giftiger, griffiger und mit mehr Mut.“
Und tatsächlich trat die TuS nach Wiederbeginn ganz anders auf, brachte die nun bisweilen lethargisch wirkenden Wormser in echte Bedrängnis und bejubelte eine Viertelstunde vor Schluss die Führung, die Armend Qenaj nach schöner Vorarbeit des emsigen Jeon Jion mit platziertem Flachschuss von der Strafraumgrenze erzielte (76.).
Es folgte, was Gästetrainer Kristjan Glibo als „Willensleistung“ lobte und Kollege Stahl als Beweis der „enormen Wormser Klasse“ wertete. Zwei Mal durften die Gäste von ihrer starken rechten Angriffsseite aus ungehindert flanken. Zunächst brachte Grimmer den Ball herein, und der eingewechselte Alexander Biedermann, den die Wormatia im Winter dem Ligakonkurrenten TuS Mechtersheim abgeluchst hatte, köpfte ebenso ungehindert zum Ausgleich ein (85.). In die nächste Flanke von Eichinger hielt Luis Emmanuel Kiefer den Fuß, und der Ball lag erneut im Tor (90.). „Da standen mehr als 30 Tore auf dem Platz“, stellte Stahl fest – für Biedermann war es der 17, Saisontreffer, für Kiefer der 15. „Und wir hatten nur einen Feldspieler dabei, der über 23 Jahre alt ist.“ Senior von der Bracke (30) warb um Geduld mit dem jungen Team („Da funktioniert manches nicht immer, wie es soll“) und versprach den Fans: „Demnächst werden wir auch mal ein Topteam schlagen.“ Torwart Djordjevic ging noch einen Schritt weiter: „Wir werden alles versuchen, um am Ende nicht mehr auf dem letzten Platz zu stehen.“