Am Ende versagte selbst dem Vereinsboss beinahe die Stimme. Beim emotionalen Abschied von Trainer Sascha Watzlawik verlor der Fußball-Oberligist FV Engers zwar sein letztes Saisonspiel gegen Wormatia Worms mit 1:3 (1:0), doch das Ergebnis spielte an diesem besonderen Tag nur eine Nebenrolle. Im Mittelpunkt stand der scheidende Trainer, dem unter den rund 250 Zuschauern auch zahlreiche Wegbegleiter aus seinen 13 Trainerjahren beim FVE die Ehre erwiesen. FVE-Vorsitzender Martin Hahn würdigte den Langzeit-Coach als „wichtigen Bestandteil des FV Engers“, der „seit 13 Jahren für diesen Verein brennt. Wir als Vorstand sind froh, dass wir dich und deine Frau Angi in unserem Verein hatten.“

Die Rührung des Vereinschefs und Stadtpolitikers konnte Watzlawik gut nachvollziehen: „Ich hatte auch manchmal Pipi in den Augen“, gestand er angesichts der schier endlosen Würdigungen, Glückwünsche und Danksagungen, die auch in den „sozialen“ Medien ausführlich Niederschlag fanden.
„Wir sind vom letzten Platz bis ins Pokalfinale marschiert.“
FVE-Trainer Sascha Watzlawik über den besonderen Saisonverlauf
Seine erfolgreiche Zeit beim FVE krönte Sascha Watzlawik mit dem dritten Gewinn des Rheinlandpokals binnen fünf Jahren. „Wir sind vom letzten Platz bis ins Pokalfinale marschiert“, erinnerte Watzlawik an die Aufs und Abs der vergangenen Monate, „das ist so eine tolle Mannschaft!“ Sein Dank ging auch an sein Trainerteam, an den frisch verheirateten Teammanager Aleksandr Naric, die Betreuer, Ärzte und Physiotherapeuten („Sie alle haben dafür gesorgt, dass wir da sind, wo wir sind“) und endete mit der Feststellung: „Den Dank für diese 13 Jahre kann ich gar nicht in Worte fassen.“
Mallorca-Trip fordert nach der Pause seinen Tribut
Die Geschichte seines letzten Spiels auf der Engerser Trainerbank ist schnell erzählt. In seiner Anfangself bot Watzlawik nur drei Akteure auf, die auch beim Pokaltriumph begonnen hatten. Unter anderem feierte das Engerser Urgestein Manoel Splettstößer 14 Monate nach seinem Achillessehnenriss ein einstündiges Startelf-Comeback. Gegen die Wormser mit ihrem Westerwälder Trainer Marco Reifenscheidt entwickelte sich eine ansehnliche Partie, der verständlicherweise der letzte Ehrgeiz fehlte, trotz der fröhlichen Rudelbildung aus nichtigem Anlass kurz vor dem Pausenpfiff. Zur Halbzeit führte der FVE mit 1:0, Hasan Kesikci hatte eine Rechtsflanke von Justin Klein mit Vollspann unter die Latte gewuchtet (37.) und (Ersatz-)Torwart Stanley Precker mit einigen sehenswerten Paraden den Pausenvorsprung abgesichert.
Wormatia-Trainer Reifenscheidt hat kein schlechtes Gewissen
Doch der Mallorca-Trip, den insgesamt zwölf Engerser Spieler nach dem Pokaltriumph unternommen hatten, forderte im zweiten Durchgang seinen Tribut. Nach Wiederbeginn drehte die Wormatia auf, unterstützt von einer halben Hundertschaft lautstarker Anhänger, und nutzte den Engerser Leistungsabfall zu drei Auswärtstoren. Coach Reifenscheidt wollte von einem schlechten Gewissen nichts hören, das er seinem Freund und Kollegen den Abschied vermiest habe: „Watze hat mir schon so oft meine Spiele verdorben, das muss er aushalten“, grinste der langjährige Eisbachtaler Coach am Rand der Feierlichkeiten.
Die besten Wünsche für Nachfolger Julian Feit
Der Engerser Trainer nahm das 1:3 zum Abschluss in der Tat nicht allzu ernst. Schließlich hatte sein Engagement am Wasserturm ebenfalls mit einer Niederlage begonnen. In Nievern verlor der damalige Bezirksligist mit 2:3 und sah seine Felle in Sachen Rheinlandliga-Aufstieg bereits davonschwimmen: „Nach drei Spielen wollte mich der damalige Vorsitzende Dieter Neckenich schon wieder feuern“, erinnerte sich Watzlawik lachend. Am Ende der Saison standen dennoch der Aufstieg und der Beginn einer wunderbaren Freundschaft zwischen Trainer und Verein, die auch nach 13 Jahren nicht zu Ende sein soll.
Sascha Watzlawik will sich künftig um Sponsoren- und Marketingangelegenheiten beim FVE kümmern, „dieser Job wird mich wohl nicht so einspannen“, hofft Watzlawik. Und er vergaß nicht, sich auch an seinen Nachfolger Julian Feit zu wenden: „Ich hoffe, dass man Julian hier so aufnimmt wie mich vor 13 Jahren und wünsche ihm ein geiles Los im DFB-Pokal.“
FV Engers – Wormatia Worms 1:3 (1:0)
FV Engers: Precker – Borger (71. Semchuk), Eberhardt, Meinert, Willma – Splettstößer (64. Von Haacke), Lukas Müller (46. Stoffels) – Klein, Hoti, Gabriel Müller (46. Mekoma) – Kesikci (64. Simons).
Wormatia Worms: Oinishi – Gotthardt, Ota, Onyejekwe, Tamon – Graf, Kaan Özkaya – Schehl, Shaqiri, Marquardt (50. Sundin Sae-Saue) – Mert Özkaya.
Schiedsrichter: Niclas Zemke (Püttlingen).
Zuschauer: 250.
Tore: 1:0 Hasan Kesikci (37.), 1:1 Laurenz Frag (54.), 1:2 Lukas Sundin Sae-Saue (77.), 1:3 Mert Özkaya (82.).