Nenad Lazarevic erhielt die motivierende Botschaft am Samstag von seinen eigenen Mannschaftskollegen. Der Trainer der SG 2000 Mülheim-Kärlich hat seinen Spielerpass noch beim SV Niederwerth liegen und hilft auf der „Spargelinsel“ hin und wieder gerne noch in der zweiten Mannschaft in der Kreisliga C aus.
„Vor unserem Aufstiegsrundenspiel gegen Wiesbach sagten die Jungs noch: ,Du weißt, wenn du mit Mülheim aufsteigst, steigen wir auch in die B-Klasse auf'. Das war mir zunächst gar nicht bewusst, aber ist natürlich schön zu hören“, schmunzelt Lazarevic.
Die Niederwerther Zweitvertretung steht im staffelübergreifenden Quotientenranking der Tabellenzweiten, über das die freien B-Klasse-Plätze vergeben werden, auf Rang elf und somit auf der Kippe, weil die Zahl der C-Ligisten, die nach oben rutschen können, zwischen 10 und 14 pendelt. Lazarevic winkt somit im Falle eines Erfolges seiner Mülheimer ein doppelter Erfolg – als Trainer der SG 2000 und als Spieler des SV Niederwerth.
Niederwerth fiebert im Oberwerth-Stadion mit
Die Niederwerther freuten sich am Samstag über den Mülheimer Sieg und drückten am Sonntag im Stadion Oberwerth auch dem FC Cosmos Koblenz die Daumen. Die „Cosmonauten“ sind die zweite Variable, die das Aufstiegsgeschehen bis hinunter zur C-Klasse beeinflussen können. Das Daumendrücken der Niederwerther hat genauso wenig gebracht wie das von einigen Spielern der B-Ligisten SV Rengsdorf und SC Bendorf-Sayn, die sich auf der Haupttribüne niederließen. Bendorf ist Achter, Rengsdorf Neunter im Quotientenranking der Kreisliga B. Auch sie zittern.
„Es fühlt sich toll an, dass so viele Mannschaften aus der Region hinter uns stehen. Ich war positiv überrascht, wie viele Anrufe und Nachrichten mich vor dem Spiel gegen Wiesbach erreicht haben. Das habe ich in der Kabine dem Team weitergegeben“, berichtet Lazarevic. „Wir wollen nicht nur für uns aufsteigen, sondern sehen es auch als unsere Aufgabe an, das Rheinland glücklich zu machen.“
Am Sonntag kann Sprung in Oberliga gelingen
Das kann am Sonntag gelingen, wenn die SG 2000 beim SV Viktoria Herxheim gastiert. Zuschauer und Fans merken gleichermaßen, was in diesen entscheidenden Saisonwochen auf dem Spiel steht. In Mülheim-Kärlich fiel der Torjubel deutlich intensiver aus als in einem „herkömmlichen“ Spiel – von Fans gezündete Bengalos nach dem 3:2-Siegtreffer inklusive. Cosmos freute sich gegen Baumholder über eine seiner besten Kulissen in dieser Saison. Drei unentwegte Trommler versuchten das Team von Anfang an zu pushen. Gerade, wenn das Spiel drohte abzuflachen, setzten die Zuschauer neue Impulse. Die reichten aber auch nicht, um den Ausgleich noch zu erzwingen.
Hinter den Solidarisierungen quer durch die Spielklassen steckt ein simpler Hintergrund: Die freien Plätze in der Oberliga erhöhen selbige in den tieferen Spielklassen und damit die Zahl der Aufsteiger.
Neben den Meistern aus den A-Klassen können noch zwei bis vier weitere Teams aufsteigen – entweder über die Aufstiegsrunden oder die Quotientenregelung. Timo Wüst, Co-Trainer des SV Niederfischbach (Kreis Westerwald/Sieg), rief am Sonntag noch den Verbandsspielausschuss-Vorsitzenden Jens Bachmann an, um sich auf den aktuellen Stand der Dinge bringen zu lassen. Symbolisch für die derzeitigen Verbrüderungen im rheinländischen Fußball hat sich Wüst aus den Logos der SG 2000 Mülheim-Kärlich und des FC Cosmos Koblenz ein Whatsapp-Profilbild gebastelt.
Kreisligisten wollen Aufstiegschance nutzen
Die Hoffnung der Niederfischbacher sieht genauso aus wie die des FC Plaidt. Im Quotientenranking hinken beide hinterher, sodass sie auf eine Durchführung der Aufstiegsrunde bis zum Ende setzen müssen. Dies wird nur dann nicht der Fall sein, wenn Cosmos Koblenz absteigt und Mülheim-Kärlich nicht aufsteigt. Sebastian Zerbe, Torhüter des FC Plaidt, hat sich ganz genau mit den Regularien auseinandergesetzt. „Jetzt braucht Mülheim nur noch einen Sieg – dann haben wir eine Aufstiegschance. Und die wollen wir nicht vergeigen“, strahlte er am Samstag nach dem Mülheimer Sieg beim Verlassen der Sportanlage mit der Gier im Blick in Richtung seiner Mitspieler.
Im Aufstiegskampf ist sich jeder selbst der nächste. Das zeigt auch das Beispiel der SG Rheinhöhen Dahlheim aus dem Kreis Rhein-Lahn, hinter dem TuS Montabaur Vizemeister der Kreisliga A 4. Das Team aus dem Taunus soll ein Plädoyer beim FVR eingereicht haben, warum man keine Aufstiegsrunde zur Bezirksliga spielen sollte. Dass die Dahlheimer verbandsweit den besten Quotienten der A-Klasse-Zweiten aufweisen, könnte ein möglicher Hintergrund sein.
Der Spielausschuss des Fußballverbandes Rheinland sieht sich derzeit mit vielen Anfragen von unsicheren Vereinsvertretern konfrontiert. Diese waren jedoch in dem Übergangsjahr, in dem die zum Teil unterschiedlichen Staffelgrößen auf einer Spielklassenebene begradigt wurden, zu erwarten. Zur neuen Saison wird die Auf- und Abstiegsregelung einem Feintuning unterzogen.
Das Warten ist für Klubs keine einfache Situation
Das derzeitige Warten bedeutet für die Beteiligten keine einfache Situation. „Für Verein und Spieler sind Planungen schwierig“, findet Cosmos-Trainer Yusuf Emre Kasal. Konkret für seine Mannschaft sagt er: „Von uns haben mehrere Spieler mit guten Leistungen in der Rückrunde auf sich aufmerksam gemacht und teilweise Angebote von anderen Vereinen vorliegen. Der Großteil würde bei einem Klassenverbleib bei uns verlängern.“ Den Spielern ging die verpasste Chance auf den Klassenverbleib nahe: Hokon Sossah, Yusuf Emre Kasal,Youness Benfarji und Can Moustfa lagen nach dem Abpfiff enttäuscht auf dem Rasen, bei Ayman Ed-Daoudi flossen sogar Tränen.
Ob Cosmos drinbleibt oder in die Rheinlandliga absteigt, klärt sich spätestens am Mittwoch kommender Woche, wenn die Aufstiegsrunde zur Regionalliga Südwest beendet ist. Auch dort wird der eine oder andere rheinländische Verein die Daumen drücken, und zwar dem SV Gonsenheim.