Als Marco Reifenscheidt zum dritten Mal wechseln wollte, hatte er keine große Auswahl mehr. David Quandel und Masaya Omotezako waren schon ins Spiel gekommen, womit sich der Eisbachtaler Coach aufgrund etlicher Ausfälle nur noch zwischen seinem Co-Trainer Paul Lauer und dem A-Jugendlichen Luis Hesse entscheiden konnte. Mehr gab die Bank nicht her. Reifenscheidt setzte sein Vertrauen in den 18-jährigen Hesse, dem er bereits am Mittwochabend gegen Koblenz zu einem ersten Kurzeinsatz in der Oberliga verholfen hatte. Beim Stand von 0:1 kam der Youngster nun für den Sechser Tommy Brühl in die Partie – wohl auch, um sich bei Standards vorne mit einzuschalten.
Das Problem der Eisbachtaler: Als Hesse kam, lief bereits die 78. Minute – und der Glaube an einen Torerfolg schien längst gewichen. Im Spiel nach vorne ließen die Sportfreunde die Ideen vermissen, bewegten sich schlecht und offenbarten gegen stabil stehende Gäste eine viel zu hohe Fehlpassquote. „Am Mittwoch hat man uns noch über den grünen Klee gelobt, doch heute haben wir es einfach nicht auf den Platz bekommen“, fasste Reifenscheidt die Not zusammen, die sich dadurch verstärkte, dass sich Emmelshausen „dann in so ein Spiel reinbeißt“. Sein eigenes Team habe diesmal einfach zu wenig Fußball gespielt.
Eisbachtal: Kremer – Jo. Hannappel, Jung, Kleinmann, Jost – Brühl (78. Hesse) – Tautz, Tuchscherer (58. Omotezako), Muharemi (46. Quandel), Reitz – Stahlhofen.
Emmelshausen: Börsch – Weber, Retzmann, Wolf, Kasper – Bruchmann (68. Bast), Wißfeld, Peifer, M. Christ (71. Öztürk) – Arbursu, Lenz (80. Scheid).
Schiedsrichter: Patrick Simon (Wöllstein).
Zuschauer: 280.
Tore: 0:1 Delil Arbursu (23.), 1:1 Luis Hesse (89.).
Besonderheit: Emmelshausens Torwart Jonas Börsch hält Foulelfmeter von Lukas Reitz (54.)
Wo die spielerischen Mittel fehlen, bleibt die Hoffnung auf ruhende Bälle. Bei der ersten Ecke in der heißen Schlussphase scheiterte der aufgerückte Innenverteidiger Marvin Kleinmann noch mit dem zweiten Ball an TSV-Schlussmann Jonas Börsch, der zu Beginn der zweiten Halbzeit bereits einen schwach geschossenen Strafstoß von Lukas Reitz pariert hatte (54.), sonst aber von harmlosen Eisbachtalern nach dem Wechsel wenig geprüft worden war. Bei der folgenden Ecke, diesmal von der rechten Seite von Gabriel Jost hereingebracht, war Börsch aber machtlos. Luis Hesse startete von links kommend genau richtig und wuchtete den Ball per Kopf zum 1:1 ins Tor.
„Dass Luis als A-Jugendlicher mit einer absoluten Willensleistung das Ding reinmacht, ist bezeichnend an diesem Tag“, wusste Sportfreunde-Coach Reifenscheidt, bei wem er sich zu bedanken hatte nach einem Spiel, in dem „einige Leute nicht an ihrem Maximum“ gewesen seien. Zu einer ähnlichen Einschätzung kam auf der anderen Seite auch Emmelshausens Julian Feit. „Das war unser schlechtestes Spiel“, bekannte der TSV-Trainer und sprach davon, dass 25 gute Minuten nicht reichen, „um in der Oberliga ein Spiel zu gewinnen“. Diese starke Phase sah Feit nach dem Führungstreffer seiner Mannschaft, der Mitte der ersten Spielhälfte zu einem Bruch führte.
Denn bevor Emmelshausens Stürmer Delil Arbursu den Patzer von Innenverteidiger Kleinmann eiskalt mit dem 0:1 bestrafte (23.), konnten die Gäste froh sein, nicht schon deutlich ins Hintertreffen geraten zu sein. Mehrfach setzten die Eisbachtaler den TSV in dessen Hälfte fest, schienen in dieser frühen Phase beflügelt vom Sieg gegen die TuS und kamen zu hochkarätigen Chancen. In der 7. Minute ließ Marc Tautz nach langem Ball von Jost Keeper Börsch aussteigen, zögerte dann aber einen Tick zu lange, um aus spitzem Winkel noch einschieben zu können. Der Ball kam zwar noch zu Robin Stahlhofen, der aber am starken Einsatz von TSV-Kapitän Andreas Retzmann scheiterte. Dem Torerfolg noch näher war Lukas Reitz, der nach Lukas Tuchscherers Flanke von links in den Strafraum zog und gut, aber nicht gut genug abschloss. So konnte Martin Weber einen Meter vor der Torlinie das 1:0 der Eisbachtaler verhindern.
„Die beiden Dinger müssen wir machen“, haderte Marco Reifenscheidt nach einem insgesamt schwachen Oberligaspiel. „Unser Problem war, dass wir später das Heft nicht mehr in die Hand bekommen haben.“ Auf der anderen Seite bilanzierte Julian Feit: „Wir nehmen den Punkt gerne mit, auch wenn es natürlich blöd ist, so spät den Ausgleich zu kassieren.“