In der Pressekonferenz hatte Tomasz Kakala nicht sonderlich viel Lust, darüber zu reden, wie der 2:1-Heimsieg gegen den SV Auersmacher zustande gekommen war. „Es ist mir echt scheißegal“, fauchte der Trainer des SC Idar-Oberstein, „nur die Punkteausbeute zählt. Wir haben jetzt sieben Punkte Vorsprung auf einen Nichtabstiegsplatz.“
Kakala übersah in seiner Freude und Erleichterung über den Dreier zwar, dass es zum durchaus gefährlichen viertletzten Platz lediglich fünf Punkte sind, doch dieser kleine Fauxpas ist geschenkt, denn der Coach hat ja recht. Seiner Mannschaft ist ein Sieg gelungen, wie man ihn im Abstiegskampf braucht: glücklich, dreckig, aber extrem hilfreich. Es war ein Dreier, mit dem die Idarer das Sumpfgebiet der Tabelle vorläufig verlassen haben und von Platz zwölf grüßen.
Beinahe-Idarer Dominik Kaiser markiert das 1:1
An Jörn Birster nagte das Spiel dagegen – und vor allem die Schiedsrichterleistung. Der Trainer des SV Auersmacher trat zwar freundlich und aufgeräumt in der Pressekonferenz auf, entschuldigte sich gar bei Kakala für einen kleinen Trainer-Zwist unmittelbar nach dem Abpfiff, stellte aber knochenhart fest: „Der Schiedsrichter hat durch die Gelb-Rote Karte starken Einfluss aufs Spiel genommen.“ Diesen Eindruck hatte der Gästecoach nicht alleine. Die Ampelkarte half dem SC, der gerade mächtig wackelte. Denn drei Minuten zuvor hatte der SV Auersmacher das 1:1 erzielt und schien auf dem Weg zum Sieg zu sein.
Diesen Ausgleich markierte ausgerechnet ein Mann, der im vergangenen Sommer beinahe beim SC Idar-Oberstein gelandet wäre. Dominik Kaiser bestritt sogar ein Vorbereitungsspiel für den SC (mit Gastspielererlaubnis gegen den TSV Gau-Odernheim; 0:3), entschied sich dann aber zu einem Wechsel zur TuS Koblenz. Dort kam er aber nicht so recht zum Zug und schloss sich in der Winterpause dem SV Auersmacher an. Nun netzte er per Kopf zum 1:1 (55.).
„Beim SC Idar hat er nicht Gelb gezogen. Da hat er lieber so ein lauwarmes Gespräch gehalten“
SVA-Coach Jörn Birster über Schiedsrichter Jan Ulmer
Die Flanke zum Gästetreffer schlug der bärenstarke Luca Bauer, der nur zwei Minuten später die Rollen wechselte. Von der Vorbereiter- zur Sünderrolle. Bauer konnte nämlich den Idarer Danial Rafisamii nur mit einem Foul bremsen. Die Verwarnung, die diese Aktion nach sich zog, war unstrittig – selbst für SVA-Coach Birster. Blöd war nur, dass Bauer bereits verwarnt war und folgerichtig mit Gelb-Rot vom Platz flog.
Es war die erste Gelbe Karte, die seinen Trainer auf die Palme brachte und für die er Schiedsrichter Jan Ulmer aus Hönningen kritisierte. Diese Verwarnung hatte Bauer nämlich eingesteckt, weil er einen Freistoß vor der Freigabe des Schiedsrichters ausgeführt hatte (38.). Für sich betrachtet, war auch diese erste Gelbe Karte korrekt, doch SVA-Trainer Birster bemängelte zurecht ein Ungleichgewicht, denn in zwei Fällen waren Idarer Akteure bei den exakt gleichen Vergehen ohne „Gelb“ davon gekommen. „Da hat er lieber so ein lauwarmes Gespräch gehalten“, knurrte Birster.
Luca Baderschneider bringt den SC in Führung
In Unterzahl hielt der SV Auersmacher nur noch mit, schaffte es nicht mehr, Akzente zu setzen. Zuvor waren die Saarländer über weite Strecken die bessere, reifere Mannschaft gewesen. Abgesehen von der Anfangsphase, denn da pennten die Gäste noch und ließen Marius Botiseriu präzise von rechts flanken und Luca Baderschneider gegen die Laufrichtung von Torwart Benjamin Sorg in den „langen“ Winkel köpfen. Gehindert wurden die beiden SC-Akteure bei ihrer Aktion nicht, und so führte Idar 1:0 (6.).
„Das Tor hat uns aber irgendwie eher geschadet als geholfen“, fand SC-Kapitän Flavius Botiseriu. Eine Minute nach diesem 1:0 musste SC-Keeper Tobias Edinger einen 20-Meter-Schuss von Bauer entschärfen, und in der 15. Minute schien der Ausgleich schon sicher, doch weder Marius Schley brachte den Ball aus zwei Metern über die Linie, noch Bauer bei seinem anschließenden gewaltigen Nachschuss, der knapp am Winkel vorbeirauschte. Keine Frage, der SV Auersmacher war gut in der Partie, hatte die reifere Spielanlage und setzte den SC unter Druck. Allerdings hatte die Gäste-Vorstellung einen Haken: Ihr fehlte die letzte Aktion, der Torabschluss. Mehrmals sauste die Kugel zwar gefährlich durch den Idarer Strafraum, aber Edinger bekam ab der 15. Minute nicht wirklich mehr etwas zu halten – am 1:1 konnte er nichts machen.
„Wir haben uns schwergetan, aber jeder, der schon einmal im Abstiegskampf Fußball gespielt hat, der weiß, dass in solch einer Situation alles schwerfällt“
SC-Kapitän Flavius Botiseriu
Die besseren Chancen, und vor allen Dingen deutlich mehr davon, besaßen die Idarer, obwohl sie sich auf dem Haag-Rasen etwas zurecht stocherten, was nur schwer mit anzusehen war. Das SC-Team leistete sich enorm viele Fehler und hatte gewaltige Probleme geschlossen zu bleiben. Nur schwerfällig rückte die Kakala-Elf bei Umschaltaktionen nach und rannte dann anschließend wieder hinter Auersmacher her. Die SC-Equipe wirkte total ausgelaugt.
„Wir haben uns schwergetan, aber jeder, der schon einmal im Abstiegskampf Fußball gespielt hat, der weiß, dass in solch einer Situation alles schwerfällt“, bat Kapitän Flavius Botiseriu um Verständnis. Und obwohl ein baderschneider Lupfer gerade noch von der Linie gekratzt wurde (23.) und Florian Zimmer nach einem klasse Solo an Keeper Sorgs Block gescheitert war, obwohl also durchaus auch ein 2:0 zur Pause möglich gewesen wäre, gingen die Idarer mit dem Gefühl in die Halbzeit, glücklich vorne zu liegen. Kakala wechselte jedenfalls doppelt – und damit den Sieg ein.
„Ich wollte schon in die Ecke schießen, aber halt hoch“
Colin Fuchs über seinen Flachschuss zum 2:1
Doch das war zunächst nicht abzusehen. Robin Hill und Colin Fuchs, die für Dennis Kaucher und Juri Amidon kamen, hatten zunächst die selben Probleme wie ihre Mitspieler. Auersmacher war einfach agiler, wuchtiger, schneller. Der Ausgleich von Kaiser war folgerichtig (55.). „Da war ich der Überzeugung, dass wir gewinnen werden“, sagte Trainer Birster. Doch dann bremste die Ampelkarte des Schiedsrichters (der übrigens siebenmal Gelb gegen den SC und dreimal gegen die Gäste zog) Auersmacher ein.
Und dann kam der Auftritt von Colin Fuchs. Zimmer war knapp an Torwart Sorg gescheitert, aber am Ball geblieben. Der SC-Torjäger legte die Kugel auf Alessandro Marino zurück, der sie weiterleitete zu Fuchs. Als Fuchs dann aus 18 Metern abschloss, meckerten einige Zuschauer auf der Tribüne schon, weil der Ball nicht stramm, sondern eher lau unterwegs war. „Ich wollte schon in die Ecke schießen, aber halt hoch“, grinste Fuchs später schelmisch. Nein – hoch flog der Ball nicht. Er hoppelte flach durch den Strafraum – und durch die Beine eines Abwehrspielers. Ganz sicher sah Sorg dieses langsame Ding viel zu spät – und hatte dann keine Chance mehr. Neben dem Pfosten rollte die Kugel ins Netz – 2:1 (70.). Alexander Bambach, der schon bereitstand, um irgendwie den SC-Sieg herauszuschießen, trollte sich zu weiteren Aufwärmübungen. Statt des Torjägers kam acht Minuten später Lukas Stallbaum.

Kakalas Wechselsignal war eindeutig. Trotz Überzahl galt es nun, den Punkt über die Runden zu kämpfen. Und genau das tat der SC. Nicht mehr, aber eben auch nicht weniger. „Die Jungs sind körperlich in einem Loch, und vielleicht lähmt uns auch die Situation, aber sie haben alles gegeben“, betonte Kakala, und Kapitän Flavius Botiseriu fand: „Von der Einstellung, dem Herz und der Leidenschaft, die wir gezeigt haben, war das die richtige Reaktion auf Eppelborn.“ Dort hatte der SC bekanntlich eine Woche zuvor 0:4 verloren.
Während Luca Baderschneider mit einem Freistoß (85.) und Zimmer aus einem Meter (90.+5) das 3:1 liegen ließen, hatte der SV Auersmacher keine wirkliche Chance mehr. Das hatte übrigens viel mit Kevin Kraus zu tun, der wieder als Autorität in der SC-Abwehr auftrat und ganz eindeutig der beste Mann im Idarer Trikot war – ganz einfach deshalb, weil er praktisch jeden Zweikampf für sich entschied und nahezu fehlerlos kickte. „Ich weiß, dass wir nicht gut gespielt haben. Ich weiß, dass das nicht schön ausgesehen hat, aber das Wichtigste waren diesmal einfach die drei Punkte“, stellte Kakala klar. Ein ausgelaugter SC hatte sie ins Ziel gerettet. Bis am Mittwoch, zum nächsten Heimspiel gegen den FC Arminia Ludwigshafen (Anstoß 19.30 Uhr) müssen die Idarer wieder Kraft tanken.
SC Idar-Oberstein – SV Auersmacher 2:1 (1:0)
SC Idar-Obersein: Edinger – Yerima (65. Do. Bauer), Kraus, Brach, Kaucher (46. Hill) – Amidin (46. Fuchs), F. Botiseriu – M. Botiseriu (68. Marino), Rafisamii (78. Stallbaum), Baderschneider – Zimmer.
SV Auersmacher: Sorg – Straub, L. Birster, Schley, Sah – Kaiser (68. Kempf), Allhof (68. Judith), Escher, Walle (46. Long) – Jantzen, Bauer .
Schiedsrichter: Jan Ulmer (Hönningen).
Zuschauer: 350.
Gelb-Rote Karte: Bauer (57./SVA).
Tore: 1:0 Baderschneider (6.), 1:1 Kaiser (55.), 2:1 Fuchs (70.).
Beste Spieler: Kraus, Brach – Bauer, Walle.
Nächste Aufgabe für den SC: Am Mittwoch (19.30 Uhr) gegen Armina Ludwigshafen.