Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar: Engers feiert vor 1330 Zuschauern auf dem Oberwerth einen überraschenden Derbysieg gegen TuS Koblenz
1:0-Coup bei der TuS Koblenz: Simons' Tor lässt den FV Engers auf dem Oberwerth jubeln
B-WH, Fussball-Oberliga; TuS Koblenz - FV Engers (grüne T.), Foto: Wolfgang Heil, 10.08.2024, Sport: Fussball
Wolfgang Heil

Erleichterung in Engers, Ernüchterung bei TuS Koblenz: Mit dem 1:0 (0:0)-Auswärtssieg im Derby bei TuS Koblenz hat sich der FV Engers am zweiten Spieltag der Fußball-Oberliga Rheinland-Pfalz/ Saar für die 1:6-Klatsche zum Saisonstart gegen Pirmasens rehabilitiert.

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TuS-Trainer Michael Stahl kommentierte den Dämpfer nüchtern: „Wir haben bis zur letzten Minute Vollgas gegeben, aber uns hat die Qualität im letzten Drittel gefehlt.“ Sein Engerser Kollege Watzlawik freute sich: „Heute hat meine Mannschaft ihr wahres Gesicht gezeigt.“

Auf vier Positionen hatte Watzlawik seine Startelf verändert, auf Erfahrung statt auf Jugend gesetzt. Der trick- und einfallsreiche Delil Arbursu ersetzte im zentralen Mittelfeld den privat verhinderten Kevin Lahn, und dazu präsentierte der FVE ein neues, in Koblenz bestens bekanntes Gesicht. Der ehemalige TuS- und Rot-Weiss-Spieler Justin Klein, den die Engerser klammheimlich unter der Woche verpflichtet hatten, gab ein starkes Debüt im grün-weißen Trikot und freute sich: „Diese Mentalität hat mir letztes Jahr gefehlt.“ Beim Oberligisten KFC Uerdingen hatte der rechte Außenbahnspieler keinen neuen Vertrag bekommen, der FVE-Teammanager Aleksandar Naric griff zu: „So einen Spieler haben wir gesucht, deshalb haben wir ihn an Bord genommen.“

1330 Zuschauer im Stadion Oberwerth

Der gastgebende Regionalligaabsteiger, vor Wochenfrist noch stolzer 3:0-Sieger beim 1. FC Kaiserslautern II auf dem Betzenberg, gestaltete die Partie vor 1330 Zuschauern auf dem Oberwerth zwar über weite Strecken überlegen, am Ende standen 12:1-Ecken für die TuS zu Buche, fand gegen die starke Defensive der Engerser aber kaum ein Mittel. Robust in den Zweikämpfen, aufmerksam im Rennen um die zweiten Bälle und schnell im Umschaltspiel zeigte der FVE viele der Qualitäten, die vor einer Woche vermisst wurden. „Wir haben in dieser Woche viel und lang trainiert“, berichtete Watzlawik, „und wir haben taktisch und personell einiges geändert.“

Dominik Kaiser, erstmals in der TuS-Anfangself, hatte mit einem geblockten Schuss im Strafraum (8.) und einem 18-Meter-Knaller neben den Pfosten (13.) die ersten Halbchancen für die Gastgeber, auf der anderen Seite verpasste der freistehende Enrico Rößler die Hereingabe des schnellen Manuel Simons nur knapp (14.). Nach einer Trinkpause (25.), die beide Trainer mit dem Taktikbrett in der Hand zu einer kurzen Ansprache nutzten, verflachte die Partie bis zum Pausenpfiff, offenbar wollte sich in der schwülen Sommerhitze keiner frühzeitig verausgaben.

Simons hält den Fuß hin

Im zweiten Durchgang ging es gleich richtig zur Sache. Erst zwang der Koblenzer Startelfdebütant Leon Hysenaj den FVE-Keeper Franjo Serdarusic, den die TuS nach Engers verliehen hat, mit einem Distanzschuss Richtung Torwinkel zu einer Glanztat (49.), dann schlugen die Gäste zu. Rößler luchste dem unaufmerksamen Karim Zeghli den Ball ab und spielte ihn von Rechtsaußen scharf vors Tor, Manuel Simons musste nur noch den Fuß hinhalten, um den FVE in Führung zu bringen (51.). „Ein bisschen Spielglück gehört dazu“, räumte Watzlawik ein, „wir haben das Tor zum richtigen Zeitpunkt gemacht, im Mittelfeld gute Ballgewinne gehabt und die gefährlichen Aktionen der TuS in letzter Linie gestoppt.“

Der Volltreffer von Simons veränderte die Statik des Spiels entscheidend. Während bei der TuS fortan die Verunsicherung zunahm, setzten die Engerser mit neuem Selbstvertrauen nach. Rößler spitzelte nach Simons' Hereingabe von links den Ball Zentimeter am Pfosten vorbei und verpasste das 0:2 (56.). Die Koblenzer sammelten derweil fleißig Ecken, 12:1 lautete das Verhältnis am Ende, konnten sich gegen die körperbetonte Verteidigung des FVE aber nicht entscheidend durchsetzen und produzierten zahlreiche Offensivfouls, die dem Gegner Zeit zum Luftholen gaben. Die beste Chance zum Ausgleich ließ Lukas Tuchscherer aus, als er eine Flanke des eingewechselten Marco Müller freistehend am Tor vorbeiköpfte (69.).

Mit der Hereinnahme der jungen Kräfte Justin Willma, Max Schmitten und Altrin Hoti sorgte Watzlawik in der Schlussphase für Entlastung, und als der TuS-Innenverteidiger Damir Grgic in der siebenminütigen Nachspielzeit in die Sturmspitze wechselte, wartete der kopfballstärkste Koblenzer vergeblich auf verwertbare Flanken. „Wir haben zu viele Pässe gespielt, statt die Bälle einfach in den Strafraum zu schlagen. Aber wenn man bei diesen Wetterbedingungen 97 Spielmuten unterwegs ist, hat man nicht genug Sauerstoff übrig, um immer die richtige Entscheidung zu treffen“, sagte Grgic.

Stahl sieht Team auf gutem Weg

Während der TuS-Verteidiger Yasmin Yaman, der mit seinem Wechsel aus Engers über den Rhein kurz vorm Saisonstart für Verärgerung beim FVE gesorgt hatte, die Niederlage knapp kommentierte: „Engers hat eine Chance genutzt, wir nicht“, blickte Jonas von Haacke, das Engerser Zweikampfmonster, noch mal zurück: „Aussetzer wie den gegen Pirmasens hatten wir in der Vergangenheit schon öfter, aber später in der Saison. Danach ging es meistens bergab, aber diesmal konnte es für uns ja nur bergauf gehen.“

Dass die TuS trotz der Niederlage auf dem richtigen Weg ist, steht für Michael Stahl außer Frage: „Es gibt viele gute Dinge, die wir aus diesem Spiel mitnehmen können“, relativierte der TuS-Trainer Kritik. „Heute sind wir maximal enttäuscht, die Spieler sind brutal sauer auf sich selbst. Aber daraus müssen wir Kraft ziehen und unseren Weg weitergehen.“ Und Sascha Watzlawik wollte nicht mehr über die Diskrepanz zwischen dem ersten dem zweiten Saisonauftritt seines FVE grübeln: „Das geht doch jedem Trainer so: Wenn wir die Ursache dafür wüssten, könnten wir auch in der Champions League trainieren.“

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