Fußballerische Aktivitäten stehen auf dem ehemaligen Gelände des TuS Mandel nicht mehr im Vordergrund. Auf dem idyllisch gelegenen Areal an der L 237 in Richtung Sponheim geht es aber weiterhin äußerst lebhaft zu. Mittlerweile haben auf dem früheren Sportplatz des TuS die Vierbeiner das Kommando übernommen, wie wir im Rahmen unserer Serie „Längst vergessene Sportplätze der Region“ erfahren haben.
Seit 2016 ist Isabel Marschall mit ihrer tierpsychologischen Hundeschule in Mandel beheimatet. Auch ein dazugehöriges Geschäft ist an Ort und Stelle zu finden. Vom Spatenstich 2015 bis zur Eröffnung des Hundezentrums waren jedoch einige Handgriffe nötig. „Das war schon eine Menge Arbeit“, erinnert sich Marschall. Denn: In den Jahren zuvor hatte sich auf dem Sportplatz nicht allzu viel getan. Das Gelände war lange ungenutzt geblieben und hatte sich keineswegs in einzugsfertigem Zustand befunden.
Zu früheren Zeiten, als beim TuS der Ball rollte, sah das noch ein wenig anders aus. Winfried Bamberger, ehemaliger Ortsbürgermeister von Mandel und Spieler des TuS, weiß aus Erzählungen, dass bereits in den 1930er-Jahren ein Sportplatz in Mandel errichtet wurde. Hier wurde zunächst Feldhandball gespielt. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam beim 1901 gegründeten Verein schließlich auch der Fußball als neue Sportart hinzu. „In den Schüler- und Jugendmannschaften, im Alter von zehn, elf Jahren, habe ich in Mandel mit dem Fußballspielen angefangen“, erzählt Bamberger, der bis in die 1970er-Jahre hinein für den TuS aktiv war und entsprechend zahlreiche Begegnungen im „Waldstadion“ miterlebt hat.
Dieses wurde ab 1950 wieder hergerichtet, wie aus einer Chronik des Vereins hervorgeht. „Die regelmäßigen Fußball-Sonntage und andere Turn- und Sportfeste machten es notwendig, eine feste Unterkunft am Sportplatz zu bauen“, heißt es dort. Daher folgte Ende der 1950er-Jahre in Eigenleistung die Errichtung eines Funktionsgebäudes inklusive Umkleidekabinen. Auch diverse Festlichkeiten wurden dort regelmäßig ausgetragen.
Ein weiterer Meilenstein in der Geschichte des TuS ereignete sich 1969, als am Sportplatz eine große Halle, die auch von anderen Ortsvereinen genutzt werden konnte, gebaut wurde. Zu dieser Zeit war Winfried Bamberger als Fußballer beim TuS mittendrin statt nur dabei. „In einer kleinen Gemeinde wie Mandel waren die Spiele immer ein Ereignis“, betont er. Zumeist war der TuS in der C-Klasse vertreten, und mit einigen Vereinen aus der Liga entwickelten sich im Laufe der Jahre durchaus Rivalitäten. „Der FSV Schloßböckelheim war oft ein leidenschaftlicher Gegner“, sagt Bamberger und denkt dabei vor allem an eine gut besuchte Partie in Mandel, zu der die FSV-Kicker gar mit dem Bus anreisten.
„Es waren andere Zeiten als heute. Man ist einfach auf den Platz gegangen und hat Fußball gespielt. Es gab auch zunächst noch keinen Trainer. Diese Idee kam erst etwas später. Und es wurde dann auch mal bis 5 Uhr morgens auf der Mandeler Kirmes gefeiert, ehe um 13 Uhr das Spiel anstand“, merkt der langjährige TuS-Akteur an.
Als pfeilschneller und treffsicherer Torjäger lehrte Bamberger so manch gegnerischer Abwehr das Fürchten. „In einer Saison habe ich mal so viele Tore wie Gerd Müller geschossen“, erinnert er sich mit einem Schmunzeln. „Ich möchte mich aber nicht zu sehr in den Vordergrund stellen. Denn der Fußball, der damals für uns das A und O war, ist immer noch eine Mannschaftssportart“, unterstreicht Bamberger, dass die Gemeinschaft und der Teamgedanke bei den TuS-Kickern stets vordergründig waren.
Auch dank dieser Attribute konnten die Mandeler 1974 schließlich einen großen Erfolg feiern, als unter Trainer Ludwig Schlapp der umjubelte Aufstieg in die B-Klasse gelang. Hier hielt sich die Mannschaft jedoch nur eine Saison, ehe es wieder in der C-Klasse zur Sache ging. „Ob gegen Hargesheim, Schöneberg, Bockenau, Gutenberg, Hergenfeld oder auch Schwarz-Weiß Kreuznach: Wir haben mit dem TuS einige interessante Derbys und Spiele bestritten“, sagt Bamberger.
Als wichtige Einnahmequelle diente dem Verein darüber hinaus ein Fußballturnier, das ab 1950 regelmäßig ausgetragen wurde. Zunächst nahmen hier Teams aus der Umgebung teil, ab 1968 kam eine Besonderheit hinzu: Der Wettbewerb wurde fortan als „Fußballturnier deutscher Weinbaugebiete“ veranstaltet. Hierzu wurden Klubs aus den verschiedenen Regionen, etwa von der Mosel, vom Mittelrhein oder aus Rheinhessen, eingeladen, die gerne auch mal das ganze Wochenende in Mandel verbrachten. Bei der Ausgabe im Jahr 1961 wurde zudem ein spezielles Einlagespiel gegen eine Mannschaft aus der DDR bestritten: Hier setzten sich die Gäste aus Cottbus mit 3:2 gegen eine Kreuznacher Kreisauswahl durch.
Bis 1987 fand das Turnier noch statt, anschließend war Schluss. Das Zuschauerinteresse und die fußballerische Begeisterung im Ort hatten schrittweise nachgelassen. So musste 1992 das Männerteam abgemeldet werden, nachdem sich die Pläne, eine Spielgemeinschaft mit einem Nachbarverein einzugehen, zerschlagen hatten. Am Gelände selbst war zwar 1999 noch mit dem Bau eines neuen Klubheims begonnen worden. Dieses Projekt wurde aber nicht weiter verfolgt, da sich das Vereinsleben zunehmend in den Ort und an die 1986 errichtete Schlossberghalle verlagert hatte.
Es folgte eine Periode, in der der Sportplatz seines Schicksals überlassen wurde und gewissermaßen in Vergessenheit geriet, ehe Isabel Marschall mit ihrer Hundeschule einzog und dem Areal neues Leben einhauchte. Das weitläufige und gut gepflegte Gelände ist zweifelsohne ein echter Hingucker geworden – auch wenn der Fußball hier mittlerweile nebensächlich geworden ist und höchstens noch als Spielgerät für die Vierbeiner zum Einsatz kommen dürfte...
Zur Serie: Längst vergessene Sportplätze der Region
„König Fußball“ zieht auch in unserer Region die Massen an. Ob nun im höherklassigen Bereich oder beim B-Klasse-Derby: Die Zuschauerzahlen können sich oftmals sehen lassen. Doch vielerorts rollt das runde Leder schon lange nicht mehr − und genau darum geht es bei unserer Serie „Längst vergessene Sportplätze der Region“. Wir schauen in losen Abständen auf Orte, in denen früher mal Fußball gespielt wurde, betrachten deren Geschichte und lassen alte Erinnerungen noch einmal aufleben. Denn auch in unseren Gefilden gibt es einige (ehemalige) Sportplätze, auf denen vor Jahren noch hoch herging, die nun aber verwaist sind oder anderen Zwecken dienen. In dieser Serie stellen wir einige von ihnen vor.
Wenn Sie Tipps zu weiteren, vergessenen Sportplätzen haben, schreiben Sie uns gern eine E-Mail an: online@rhein-zeitung.net.