"Längst vergessene Sportplätze der Region": Im Rosenberg-Stadion wurde hochklassiger Fußballsport geboten - 4000 Zuschauer im DFB-Pokal
Längst vergessene Sportplätze der Region: In Bad Sobernheim gab es einst Zweitliga-Fußball zu sehen
Die wohl erfolgreichste Mannschaft des 1. FC 03 Sobernheim bestritt ihre Heimspiele im Rosenberg-Stadion und schaffte in der Saison 1960/1961 den Aufstieg in die zweite Liga. Im Hintergrund ist das Schwimmbadgebäude zu erkennen.
Nitsch. Archiv FC Bad Sobernheim

Der nächste Teil unserer Sportplatz-Serie führt uns nach Bad Sobernheim. Im alt-ehrwürdigen Rosenberg-Stadion, dessen Überreste noch immer zu erkennen sind, gab es zeitweise sogar Zweitliga-Fußball und DFB-Pokal-Begegnungen zu sehen.

Zweitliga-Fußball in Bad Sobernheim: Was heutzutage nach Träumerei klingt, war vor etwas mehr als 60 Jahren Realität: In der Saison 1960/1961 erreichte der 1. FC 03, inoffizieller Vorgänger des 2015 gegründeten FC Bad Sobernheim, die Meisterschaft in der 1. Amateurliga Südwest und damit verbunden den Aufstieg in die sogenannte II. Division. Dort hielt sich der Klub zwar nur eine Spielzeit, dennoch gehört diese Periode zu den glorreichen Zeiten des Fußballs in der Felkestadt. Ausgetragen wurden die Partien nicht wie dieser Tage im Staaren, sondern im alt-ehrwürdigen Rosenberg-Stadion, dessen Grundrisse noch immer erkennbar sind.

„Ich habe 1980 mit dem Fußballspielen angefangen. Zu dieser Zeit gab es im Kreis Bad Kreuznach nicht viele vergleichbare Stadien“, weiß Martin Rupp, heute Vorsitzender des FC Bad Sobernheim. Er ergänzt: „Das war damals unsere sportliche Heimat, an die ich viele positive Erinnerungen habe. Schließlich wurde dort nicht nur Fußball gespielt. Auch der Schulsport und die Bundesjugendspiele fanden an diesem Ort statt.“ Ein besonderes Ritual ist ihm noch immer präsent: An heißen Tagen ging es nach der Schule zügig ins Schwimmbad, ehe am Abend im benachbarten Stadion das Training anstand. „Wir haben dort sehr viel Zeit verbracht“, betont Rupp.

Vom Staaren ins Rosenberg-Stadion und zurück

Dass auf der Fläche in der Nähe des Schwimmbads mal hochklassiger Sport geboten wurde, ist zumindest zu erahnen. Ein Tor erinnert an den Sportplatz an der Staudernheimer Straße, der in den 1950er-Jahren vom 1. FC 03 bezogen wurde. Zuvor waren die Fußballer übrigens schon einmal im Staaren beheimatet gewesen. Dort gab es, aufgrund der unmittelbaren Nachbarschaft zur Nahe, aber immer wieder Probleme mit dem Hochwasser.

Heute erinnert ein Tor an die fußballerischen Glanzzeiten im Rosenberg-Stadion.
Lukas Erbelding

Daher wurde das Rosenberg-Stadion gebaut, das den ambitionierten Sobernheimern als angemessene Heimstätte dienen sollte. Auch dieses Gelände hatte allerdings seine Tücken, handelte es sich doch um ein sumpfiges Gebiet, das erst einmal mit viel Aufwand für den Spielbetrieb hergerichtet werden musste.

„Wer das Gelände kennt, weiß, welch ungeheuer schwere Aufgabe wir uns gestellt hatten“, so formulierte es Otto Schaaf, eifriger Funktionär und damaliger Zweiter Vorsitzender, in einer Festschrift zum 50-jährigen Bestehen des Vereins. 1955 wurde der Rasen schließlich freigegeben, kurz darauf fand das erste Spiel statt (2:1-Sieg gegen Oberstein 08). Der 1. FC 03 befand sich zu dieser Zeit in seiner stärksten Phase und ging vorrangig in der 1. Amateurliga (dritte Stufe im damaligen Ligensystem) auf Torejagd.

Aufstieg und packende Spiele im Pokal

1953 waren die Rot-Weißen zwar aus dieser Klasse abgestiegen, kehrten aber ein Jahr später wieder zurück und legten als Neuling sogar die nächste Meisterschaft nach. In der Aufstiegsrunde zur II. Division mussten die Sobernheimer der Konkurrenz den Vortritt lassen, doch sechs Jahre später war es so weit: Das Team wurde erneut Südwestmeister, behauptete sich in der Aufstiegsrunde gegen die Kontrahenten aus Ehrang und Völklingen und schaffte den Sprung in die Zweitklassigkeit.

In der Spielzeit 1954/1955 schnappte sich die Mannschaft des 1. FC 03 Sobernheim die Meisterschaft in der 1. Amateurliga Südwest sowie den Sieg im Südwestpokal.
Nitsch. Archiv FC Bad Sobernheim

Die Zuschauerzahlen konnten sich dabei stets sehen lassen, zumal die Sobernheimer in besagter Saison auch im DFB-Pokal positive Schlagzeilen schrieben: Nach Siegen gegen Zweitligist Theley und Erstligist Eintracht Kreuznach empfing der 1. FC 03 am 4. März 1961 vor 4000 Zuschauern den 1. FC Saarbrücken, musste dabei aber eine 1:4-Niederlage hinnehmen. In der Zweitliga-Spielzeit 1961/1962 kam es dann zu einigen interessanten Duellen mit bekannten Traditionsvereinen wie zum Beispiel dem FV Engers oder Hassia Bingen. Aus sportlicher Sicht war die Liga eine Nummer zu groß für die Sobernheimer. Mit einem Punkteverhältnis von 19:41 mussten sie den Abstieg hinnehmen.

Offiziell eingeweiht wurde das Rosenberg-Stadion übrigens erst 1963, also acht Jahre nach dem ersten Spiel. „Nach 13 Jahren Bauzeit war aus dem Sumpfgelände an der Hähnebach ein Stadion mit 400-Meter-Bahn, Wurf- und Sprunganlagen, einem Clubheim mit Umkleide-, Wasch- und Aufenthaltsräumen als Eigentum des FC entstanden, das seinesgleichen suchte“, heißt es in einer Vereinschronik.

Bezirksliga-Hit vor 1200 Zuschauern

Abseits des Liga-Alltags fanden immer mal wieder besondere Begegnungen statt, beispielsweise ein Freundschaftsspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern, das der damalige Bundesligist Anfang der 1970er-Jahre mit 8:0 für sich entschied. „Doch auch in der Liga waren 500 oder mehr Zuschauer die Normalität. Ich habe als Kind zwei Kilometer vom Stadion entfernt gewohnt. Selbst von dort konnte man manchmal die Jubelschreie hören, wenn ein Tor gefallen war“, sagt Martin Rupp.

Triathlon Sobernheim
Heute wird das Rosenberg-Stadion noch für die beliebte Triathlon-Veranstaltung genutzt.
Klaus Castor. Archiv Oeffentlicher Anzeiger

Zurück zum sportlichen Werdegang: Nach dem Abstieg aus der zweiten Liga 1962 ging es zunächst in der 1. und 2. Amateurliga weiter. 1987 musste der 1. FC 03 erstmals sogar in die A-Klasse absteigen. Sechs Jahre darauf benannte sich der Verein in SC Sobernheim um, im Rahmen der Fusion mit dem VfL Pferdsfeld-Eckweiler. Später wurde noch das für Kurorte typische „Bad“ dem Namen hinzugefügt.

Richtig viel los war im Rosenberg-Stadion nochmals im Jahr 2000, als der SC zum Bezirksliga-Hit den VfR Kirn empfing – vor rund 1200 Zuschauern. „Wir standen an der Tabellenspitze und haben gegen den VfR 0:0 gespielt. Es war keine gute Partie, aber wir konnten den Vorsprung halten, und ein paar Wochen später haben wir dann die Meisterschaft und den Landesliga-Aufstieg perfekt gemacht“, erinnert sich Rupp.

Der SC, der sich 2009 aus finanziellen Gründen aus dem Spielbetrieb zurückziehen musste und später komplett aufgelöst wurde, war ab 2004 wieder fest in der modernisierten Staaren-Anlage beheimatet, wobei der Um- beziehungsweise Rückzug schrittweise erfolgte. Seit 2015 ist der FC Bad Sobernheim hier ansässig. Dazwischen (von 2010 bis 2016) existierte in der Felkestadt im FC Phönix ein weiterer Klub, hinzu kam zeitweise der TV Bad Sobernheim mit seiner Jugendfußball-Abteilung.

Das Rosenberg-Stadion wurde nach und nach aufgegeben und versprüht heute in erster Linie als Erinnerungsort seinen Charme – wobei es vereinzelt noch immer als Sportstätte zum Einsatz kommt, etwa im Rahmen des Bad Sobernheimer Triathlons. Außerdem wird das Areal als Parkplatz benutzt, wenn beispielsweise im Schwimmbad großer Andrang herrscht oder sich bei Veranstaltungen im Staaren besonders viele Zuschauer ankündigen.

Zur Serie: Längst vergessene Sportplätze der Region

„König Fußball“ zieht auch in unserer Region die Massen an. Ob nun im höherklassigen Bereich oder beim B-Klassen-Derby: Die Zuschauerzahlen können sich oftmals sehen lassen. Doch vielerorts rollt das runde Leder schon lange nicht mehr − und genau darum geht es in unserer Serie „Längst vergessene Sportplätze der Region“. Wir schauen in losen Abständen auf Orte, in denen früher mal Fußball gespielt wurde, betrachten deren Geschichte und lassen alte Erinnerungen noch einmal aufleben. Denn auch in unseren Gefilden gibt es einige (ehemalige) Sportplätze, auf denen es vor Jahren noch hoch herging, die nun aber verwaist sind oder mittlerweile anderen Zwecken dienen. In dieser Serie stellen wir einige von ihnen vor.

Wenn Sie Tipps zu weiteren, vergessenen Sportplätzen haben, schreiben Sie uns gern eine E-Mail an: online@rhein-zeitung.net.

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