Schelborn verfügt in der Sportplatz-Landschaft zweifellos über ein Alleinstellungsmerkmal: In der Regel sind Sportplätze am Rande der Dörfer anzutreffen. Die exponierte Lage hat bekanntlich Vor- und Nachteile. Der positive Effekt besteht darin, dass dort die Grundstücksfrage leichter zu lösen war und der durch die Benutzung hervorgerufene Lärm außen vor bleibt.
In der Entstehungszeit und in den Jahren danach ist die Euphorie groß genug, um den Weg hin und zurück noch als notwendiges Übel anzusehen. Das hat sich aber schon längst grundlegend geändert. Heutzutage sind Jugendliche kaum noch bereit für lange Wege. Ganz zu schweigen von den sogenannten Helikopter-Eltern, die ihre Sprösslinge nur ungern aus den Augen verlieren wollen.
Sportplatz befindet sich im Ort
Schelborn, früher eigenständige Kommune, heute ein Ortsteil der Gemeinde Oberdürenbach, bildet eine Ausnahme. Hier befindet sich der Sportplatz mitten im Ort und ist fußläufig leicht erreichbar. Es gibt aber in dem 200-Seelendorf einen weiteren Ausnahme-Tatbestand: Trotz intensiver Bemühungen und Recherchen war es nicht möglich, exakte Daten und Fakten zur Entstehung des Platzes und seiner Nutzung zu erhalten, weil kundige Personen inzwischen verstorben oder verzogen sind.
So viel aber scheint festzustehen: Mitte der 1970er-Jahre war es, als ein Gelände, das unmittelbar an die ehemalige Gastwirtschaft Weiler angrenzte und als Garten oder Wiese genutzt wurde, zu einem Spielfeld mit zwei Holztoren umgestaltet wurde. Es war die Zeit, als in fast allen Ortschaften sogenannte Thekenmannschaften gebildet wurden und untereinander einen regen sportlichen Austausch pflegten.
Auch die Schelborner Jugend, die teilweise schon länger in Vereinen der Nachbarschaft kickte, wollte hier mitmischen. Erst nur in loser Form, später dann in der neu gegründeten DJK Schelborn machten sich die jungen und auch die etwas älteren Männer daran, einen Hartplatz zu bauen, der zwar nicht über die Mindestmaße für den Regelspielbetrieb verfügte, aber mit rund 90 mal 40 Metern durchaus geeignet war fürs Freizeitkicken. In den Jahren danach wurden Sportfeste mit Turnieren für Freizeitmannschaften veranstaltet. 1980 verfügte die DJK über 85 Mitglieder, davon waren 34 weiblich und 49 noch im Jugendalter. 1986 ging man sogar auf große Tour.
Von dem Aufenthalt an der spanischen Costa Brava schwärmen Teilnehmer bis heute. Wie etwa Bernd Hoss, der beim FC Spessart lange zu den Stützen der ersten Mannschaft und zu dem Team gehörte, das 1980 den Aufstieg in die B-Klasse schaffte. Er war auch dabei, als einen Steinwurf von seinem Elternhaus entfernt das Spielfeld hergerichtet wurde. Eine Narbe an der Hand erinnert ihn bis heute an eine zu nahe Bekanntschaft mit der Sense.
Geduscht wurde in den heimischen vier Wänden
Der Autor dieser Zeilen weiß noch zu gut, wie er sich als Spieler der AH-Mannschaft des FC Spessart in dem nahen Saal der Gastwirtschaft umgezogen hat – geduscht hat man damals noch zu Hause. Gut in Erinnerung ist auch der 22. Juni 1980, als zwei Frauenteams (damals noch als Damenmannschaft bezeichnet) im Rahmen des Sportfestes aufeinandertrafen. Es war zu dieser Zeit üblich, dass man mit solchen Einlagespielchen den Sportfesten einen besonderen Touch verpassen wollte. Die Partie zwischen DJK und FC Spessart endete übrigens torlos.
Die Kooperation mit Spessart hielt lange an, ältere Schelborner wie Hubert Müller, der lange DJK-Vorsitzender war, gehörte den Alten Herren an, seine Söhne, die beiden Perk-Geschwister und Harald Maur waren in der A-Jugend und später bei den FC-Senioren aktiv. Gegen Ende des vergangenen Jahrhunderts erlebte der Sportplatz seine erste Verwandlung. Es wuchs immer mehr und stärker das Gras durch, sodass manche ein wenig euphorisch von einem Rasenplatz sprachen.
Auf den ersten Blick aus größerer Entfernung schien das auch zu stimmen. Bei näherem Hinsehen und vor allem beim Bespielen musste man indes erkennen, dass es lediglich eine recht holprige Wiese war – aber immerhin staubte es nicht mehr. Für einige Jahre herrschte auch wieder ein reger Betrieb auf dem Platz, Ortsbürgermeisterin Elisabeth Dahr weiß von einem sehr gut besuchten Sportfest zu Beginn der 2000er Jahre zu berichten. Bis vor rund zwei Jahren befand sich der Platz danach im Schlaf-Modus.
Neue Hoffnung keimte auf, als sich eine Gruppe von Vätern zur Aufgabe machte, die ehemalige und noch vorhandene Sportstätte umzuwandeln in einen Begegnungsraum für Kinder und Jugendliche. Derzeit ist man dabei, einen Bolzplatz (Kleinfeld) anzulegen. Viele Tonnen Mutterboden wurden bereits verteilt, es wurde Grassamen ausgesät, um auf 20 mal 40 Metern beste Voraussetzungen für einen Naturrasen zu schaffen. Dieser soll eingezäunt, die vorhandene Hütte (ein ausrangiertes Buswartehäuschen) ver- und ein Grillplatz angelegt werden. Aus einem der beiden Aluminiumtore werden kleinere hergestellt, es werden Parkplätze geschaffen und als besonderes Highlight ist sogar an eine Downhillstrecke für Kinder gedacht.
„Wir wären schon viel weiter, wenn wir öfter gleichzeitig über die nötige Freizeit verfügen würden“, bedauert Jürgen Perk als einer aus der Väter-Crew. „Es macht wenig Sinn, alleine oder nur zu zweit anzupacken.“ Der Anfang ist jedenfalls gemacht, um die Verwandlung von einem Hartplatz zu einem vorübergehenden Rasenplatz in ein Kleinspielfeld zu einem zukunftsfähigen Ende zu bringen.