Bannberscheid
„Längst vergessene Sportplätze“: Als der Tonbau den Sportplatz in Bannberscheid gleich zweimal umziehen ließ
"Längst vergessene Sportplätze": TuS 07 Bannberscheid
Impressionen von Feldhandballspielen aus früheren Jahrzehnten auf dem damals dritten Sportplatz des TuS Bannberscheid.
Bernd Wagner

Dass in Bannberscheid seit Jahrzehnten guter Handball gespielt wird, ist über die Grenzen des Westerwalds hinaus bekannt. Was die wenigsten jedoch wissen, ist, dass beim TuS nicht nur Hallenhandball, sondern lange Jahre auch Feldhandball gespielt wurde. Sportliche und wirtschaftliche Umstände haben diese Spielform zwar einschlafen lassen, doch bis heute sind im Ort Überreste zu finden.

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Im Jahr 1907 gegründet, besteht der TuS Bannberscheid mittlerweile seit mehr als 100 Jahren. Seit 1923 bietet der Verein Handball als Sportart an. Fortan spielte sich der TuS über die Jahre hinweg bis in die Regionalliga der Frauen und die Oberliga der Männer hoch, brachte drei Bundesligaspieler hervor und entwickelte sich zu einem der traditionsreichsten Klubs für Hallenhandball in der Region. Doch das war nicht immer so. Während es heute üblich ist, Handball in der Halle zu spielen, begann für die Bannberscheider alles unter freiem Himmel.

"Längst vergessene Sportplätze": TuS 07 Bannberscheid
Hier auf dem ehemaligen Sportplatz in Bannberscheid wurde in den 60er- und 70er-Jahren erfolgreich Feldhandball gespielt. Mit dem Wechsel in die Halle kam der Sport auf dem Rasen rapide zum Erliegen.
Fabian Herbst

„Sporthallen gab es noch nicht. Und wenn doch, dann wurde auf Beton- oder Parkettböden gespielt“, weiß Gerd Metternich, der mit der Historie des Vereins bestens vertraut ist. Denn der gebürtige Montabaurer war lange Zeit selbst für den TuS aktiv: „In den 1960er- und 70er-Jahren habe ich dort mehr als 15 Jahre Handball gespielt. Später in den 80er-Jahren war ich als Geschäftsführer für den Verein tätig.“ Heute engagiert sich der 73-Jährige ehrenamtlich als Archivar und hütet die historischen Schriftstücke und Sammlungen des TuS.

"Längst vergessene Sportplätze": TuS 07 Bannberscheid
Heute liegt der Platz komplett brach und soll künftig als Ausgleichsfläche für das Neubaugebiet mit Bäumen bepflanzt werden.
Fabian Herbst

Erster Sportplatz ist heute ein Weiher

„Da man, wie gesagt, nicht in Hallen spielen konnte, wurde damals draußen gespielt“, erklärt Metternich. Feldhandball. Auf Rasen. „Heute kann man sich das gar nicht mehr vorstellen.“ Und so spielten auch die Bannberscheider Handballer in ihrer Anfangszeit auf einem Sportplatz. Um genau zu sein, auf drei Sportplätzen. „Unsere Spielstätte musste aufgrund der benachbarten Tongrube gleich zweimal verlegt werden“, erläutert Metternich.

Der erste Sportplatz des TuS wurde im Jahr 1923 eröffnet. Er lag ungefähr 800 Meter vom Dorfkern in der Nähe der Tongrube „Lange Wiese“, dem heutigen, gleichnamigen Weiher, entfernt. Gespielt wurde auf der Größe eines Fußballfelds mit elf Spielern. „Auch die Ergebnisse waren damals mit denen im Fußball zu vergleichen“, sagt Metternich. Erst mit den Jahren verlagerte sich der Sport auf das Kleinspielfeld. Knapp 16 Jahre, bis kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs, spielten die Handballer dort, bis der erste Umzug des Sportplatzes aufgrund einer Erweiterung der damaligen Tongrube anstand.

"Längst vergessene Sportplätze": TuS 07 Bannberscheid
Wo heute der Weiher "Lange Wiese" zum Verweilen einlädt, befand sich vor dem Zweiten Weltkrieg der erste Sportplatz des TuS 07 Bannberscheid.
Fabian Herbst

Zweiter Sportplatz ließ lange auf sich warten

Während des Zweiten Weltkriegs ruhte der Spielbetrieb zwar, doch die Planungen im Verein und die Suche nach einem neuen Standort für eine Sportstätte gingen weiter. So fanden die Vereinsverantwortlichen und die Ortsgemeinde Bannberscheid 1946 eine geeignete Fläche in unmittelbarer Nähe zur ersten Spielstätte. Aufgrund des Arbeitermangels während der Nachkriegszeit konnte mit dem Bau des Sportplatzes aber noch nicht begonnen werden. Der Verein wich zunächst auf die Sportplätze in Staudt und Moschheim aus.

Erst 1951 fiel der Startschuss für die Bauarbeiten an der neuen Anlage „Jahnplatz“ im Buschart. Im Juni 1952 wurde die Spielstätte eingeweiht. Sie verfügte laut Archivaufzeichnungen über eine Rasenspielfläche sowie zwei Weitsprunggräben. „Da die Sportstätte von Bäumen und Sträuchern umgeben war, reduzierte sich der Einfluss des Windes, was sich als Vorteil für den Handball erwies“, ist in alten Vereinsschriften zu lesen. 1956 wurde die Anlage um ein Geräte- und Umkleideraum erweitert.

Archivbilder TuS 07 Bannberscheid - 1
Die Feldhandballmannschaft des TuS Bannberscheid im Jahr 1962.
Archiv TuS 07 Bannberscheid/Gerd Metternich. Archiv TuS 07 Bannberscheid/Gerd
"Längst vergessene Sportplätze": TuS 07 Bannberscheid
Einweihung des dritten Sportplatzes des TuS Bannberscheid im Jahr 1965.
Archiv TuS 07 Bannberscheid/Gerd Metternich. Archiv TuS 07 Bannberscheid/Gerd
Impressionen von Feldhandballspielen aus früheren Jahrzehnten auf dem damals dritten Sportplatz des TuS Bannberscheid.
Bernd Wagner
"Längst vergessene Sportplätze": TuS 07 Bannberscheid
Impressionen von Feldhandballspielen aus früheren Jahrzehnten auf dem damals dritten Sportplatz des TuS Bannberscheid.
Bernd Wagner
"Längst vergessene Sportplätze": TuS 07 Bannberscheid
Impressionen von Feldhandballspielen aus früheren Jahrzehnten auf dem damals dritten Sportplatz des TuS Bannberscheid.
Bernd Wagner
"Längst vergessene Sportplätze": TuS 07 Bannberscheid
Impressionen von Feldhandballspielen aus früheren Jahrzehnten auf dem damals dritten Sportplatz des TuS Bannberscheid.
Bernd Wagner
"Längst vergessene Sportplätze": TuS 07 Bannberscheid
Mit Herzblut dabei: TuS-Archivar Gerd Metternich und 1. Vorsitzende des Vereins, Annette Goldhausen, kümmern sich heute um den Verein.
Fabian Herbst
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Das Ende des Feldhandballs in Bannberscheid

1962, zehn Jahre nach Einweihung des neuen Sportplatzes, erhielt der TuS die Information, dass die Spielstätte aufgrund des Tonabbaus erneut verlegt werden musste. Das für den Tonabbau zuständige Unternehmen bot jedoch seine Hilfe an. Ende 1963 wurde ein neuer, geeigneter Standort am Ortsausgang in Richtung Moschheim gefunden. Da der Boden an dieser Stelle immer wieder absackte, verzögerte sich die Errichtung. Am 21. Juni 1965 konnte die dritte Sportstätte schließlich eingeweiht werden. Die Anlage verfügte über ein Funktionsgebäude inklusive Geräteraum und Umkleidekabinen mit Duschen und Toiletten sowie einen Weitsprunggraben, Laufbahn und Kugelstoßring.

Lange konnten die Feldhandballer ihren Rasenplatz aber nicht genießen. In der Saison 1969/70 fand letztmalig ein Punktspiel auf dem Großfeld statt. „Anfang der 1970er-Jahre verlagerte sich das Handballspiel im Rheinland komplett in die Halle“, erinnert sich Metternich. Zwar gab es zwischendurch immer wieder Hobbyturniere auf dem Rasen, zuletzt Anfang 2000, doch seither liegt der Sportplatz in Bannberscheid brach.

Er soll künftig als Ausgleichsfläche für das Neubaugebiet dienen und teilweise renaturiert werden. In der Halle spielt der TuS (die Männer in der Bezirksliga, die Frauen als SG mit dem TuS Ahrbach in der Landesliga) unterdessen weiter Handball.

Zur Serie: Längst vergessene Sportplätze der Region

„König Fußball“ zieht auch in unserer Region die Massen an. Ob nun im höherklassigen Bereich oder beim B-Klasse-Derby: Die Zuschauerzahlen können sich oftmals sehen lassen. Doch vielerorts rollt das runde Leder schon lange nicht mehr − und genau darum geht es bei unserer Serie „Längst vergessene Sportplätze der Region“. Wir schauen in losen Abständen auf Orte, in denen früher mal Fußball gespielt wurde, betrachten deren Geschichte und lassen alte Erinnerungen noch einmal aufleben. Denn auch in unseren Gefilden gibt es einige (ehemalige) Sportplätze, auf denen vor Jahren noch hoch herging, die nun aber verwaist sind oder anderen Zwecken dienen. In dieser Serie stellen wir einige von ihnen vor.

Wenn Sie Tipps zu weiteren, vergessenen Sportplätzen haben, schreiben Sie uns gern eine E-Mail an: online@rhein-zeitung.net.

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