Wer kurz mal zuschaut, der merkt eigentlich nichts. Auf dem Kunstrasenplatz in Windhagen findet die Endrunde der D-Jugend im Rahmen des Pilotprojektes „miteinander! für einen fairen Kinder- und Jugendfußball“ des Fußballverband Rheinland (FVR) statt. Eigentlich also alles wie immer, na klar die Schiedsrichter und Schiedsrichterinnen scheinen ein wenig jünger wie sonst, wenn Tore fallen, wird gejubelt, und auch die Papas und Mamas auf der Tribüne scheinen ihren Spaß zu haben.
Hohen Besuch gibt es dann trotzdem. Ralf Klohr, Projektinitiator „miteinander!“ vom südwestdeutschen Fußballverband, Sven Edinger, Verbandsjugendleiter aus Daun, Stefan Schröder (Kreisjugendleiter Westerwald/Wied), Schiedsrichter Peter Ganzer, der sich im Fußballkreis WW-Wied als Schiedsrichter-Pate um den Nachwuchs kümmert, Gerlinde Weidenfeller, Staffelleiterin F-Jugend und Fairplay-Beauftragte FVR, aber auch Lars Busch, Fußball-Schiedsrichter und Sportstudent, der sich an der Uni Landau zusammen mit Professorin Prof. Dr. Silke Sinning mit dem Pilotprojekt auseinandersetzt, sind gekommen. Heute geht es unter anderem um die Beteiligung der Unparteiischen am Pilotprojekt.

Das Projekt „miteinander! – für einen fairen Kinder- und Jugendfußball“ baut auf den Fairplay-Ligen der jüngsten Spielklassen auf, in denen Spielerinnen und Spieler die Entscheidungen alleine treffen. Dieses soll an den Außenlinien nun auch in höheren Altersklassen Einzug halten. Auch ab der D-Jugend soll eine Beteiligung der Spieler stattfinden, etwa bei Entscheidungen über Eckball oder Einwurf. Daraus entsteht eine Zusammenarbeit, die den Entscheidungsdruck der Unparteiischen an den Außenlinien reduziert und den Spielern Mitverantwortung für ihr Spiel überträgt. Doch der eigentliche Nutzen geht weit darüber hinaus.
Sensibilität für Respekt und Fairplay
Die Kinder werden ermutigt, Verantwortung zu übernehmen – für sich selbst und andere. Es entstehen dabei Lerngelegenheiten, in denen die Spieler und Schiedsrichter auch Konfliktverhalten erleben und über die Auseinandersetzung mit diesen Meinungsverschiedenheiten eine Sensibilität für Respekt und Fairplay entwickeln können. All dies sind Fähigkeiten, die nicht nur im Fußball wertvoll sind, sondern auch zur demokratischen Kompetenz der Kinder beitragen. Darüber hinaus entsteht über den eigenverantwortlichen, respektvollen Umgang mit den Regeln und den anderen Akteuren eine Kultur des Miteinanders.

Neun Teams hatten sich im Vorfeld der aktuellen Saison für diesen „Projekt“, fernab des üblichen Meisterschaftsbetriebes, im Fußballkreis Westerwald/Wied gemeldet, nachdem zwei Teams personalbedingt zurückgezogen haben, sind mit der JSG Rhein-Westerwald (zwei Teams), Laubachtal/Rengsdorf, Asbacher Land, Erpel, Oberbieber und Rheinbreitbach schließlich sieben Vereine übrig geblieben.

„Der Druck von außen ist erst einmal weg“, sagt Sven Edinger. „Alle haben einen super Lerneffekt, die Schiedsrichter sind als Unterstützer auf dem Platz und können so mal reinschnuppern.“ Ähnlich sieht es Peter Ganzer, der durch die veränderten Regeln den Fokus weg vom Schiedsrichter sieht. „Die Unparteiischen pfeifen nur Foul und bei Abseitsstellung“, so Ganzer. „Der Fairplay-Gedanke steht im Vordergrund und auch die Eltern halten sich mehr zurück.“
„Am Ende sollten alle erkennen, dass es besser nur miteinander geht.“
Ralf Klohr, Projektinitiator „miteinander!“
„Die Spielkultur auf dem Platz steht wieder im Vordergrund“, meint dann Ralf Klohr. „Am Ende sollten alle erkennen, dass es besser nur miteinander geht. Wir ändern ja nicht das Fußballspielen. Aber wir wollen vorleben, dass es auch anders geht. Dieses Projekt ist keine fertige Lösung. Es ist ein Anfang.“
Ein paar Fragen blieben aber auch in Windhagen unbeantwortet. Klappt das Modell auch, wenn der Wettbewerbsgedanke größer wird? Kann man die Vereine verpflichten an dieser Form von Spielbetrieb teilzunehmen? Oder bleiben am Ende nur die dabei, die Lust darauf haben? Darüber hinaus gab es in Windhagen auch keine „echten Verlierer“, sondern nur Gewinner. Ist das wirklich überall gewünscht?