Der 17-jährige Fußballer aus Görgeshausen spielt mit den Hoffenheimer B-Junioren im Halbfinale um die deutsche Meisterschaft gegen Wolfsburg
David Girmann: Von solchen Spielen habe ich geträumt – Fußballer aus Görgeshausen tritt bei DM-Halbfinale an
V.li. David Girmann (Hoffenh), Noah Darvich (Freiburg) . Fussball: LIGA: Saison 22/23: TSG 1899 Hoffenheim - SC Freiburg
„Im Verteidigungsverhalten habe ich in meinen Augen den größten Fortschritt erzielt“, sagt David Girmann (links, hier im Zweikampf mit Noah Darvich vom SC Freiburg). Der 17-Jährige aus Görgeshausen hat bei der JSG Unterwesterwald mit dem Fußballspielen begonnen. Über die Eisbachtaler Sportfreunde und die TuS Koblenz kam er zur TSG 1899 Hoffenheim, mit deren B-Junioren-Team er im DM-Halbfinale steht. Foto: Ralf Poller/Imago
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Am Sonntagvormittag um 11 Uhr beginnt für David Girmann das größte Spiel seiner bisherigen Fußballkarriere. Der 17-Jährige aus Görgeshausen, der vor knapp zwei Jahren zur TSG 1899 Hoffenheim wechselte, bestreitet mit den Kraichgauern das Halbfinale um die deutsche Meisterschaft der B-Junioren gegen den VfL Wolfsburg.

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Im Interview spricht der Außenverteidiger über seine bisherige Entwicklung bei der TSG und die Vorfreude auf das anstehende Wochenende.

Ihre zweite Saison bei der TSG 1899 Hoffenheim nähert sich dem Ende. Sind Ihre Wünsche bislang in Erfüllung gegangen?

Ja, definitiv. Ich will immer besser werden und dazulernen, und hier in Hoffenheim habe ich dafür hervorragende Bedingungen. Ich habe in den beiden Jahren stets hart gearbeitet. Das wurde mit vielen Einsatzminuten belohnt. Bislang ist die Zeit bei der TSG sehr gut für mich verlaufen, und ich kann klar sagen, dass meine Wünsche in Erfüllung gegangen sind.

Wie leicht/schwer fiel es Ihnen, sich an den neuen Alltag zu gewöhnen?

Ich wurde toll aufgenommen und war vom ersten Moment an integriert, daher ist es mir leichtgefallen, mich in Hoffenheim einzugewöhnen. Wenn mal irgendwo etwas gehakt hat, war schnell jemand im Verein erreichbar, der mir weitergeholfen hat. Sei es im sportlichen oder auch im schulischen Bereich. Es war mir von Beginn an bewusst, dass es einen klaren Tagesablauf, bestehend aus Schule, Training und an manchen Tagen noch zusätzlich Nachhilfeunterricht, geben wird. Damit bin ich aber gut zurechtgekommen.

Auf dem Platz habe ich mich grundsätzlich in allen Belangen weiterentwickelt. Im Verteidigungsverhalten habe ich in meinen Augen den größten Fortschritt erzielt.

David Girmann

In welchem Bereich spüren Sie seit Ihrem Wechsel nach Hoffenheim bislang Ihre größte Weiterentwicklung – auf und neben dem Platz?

Abseits des Platzes bin ich definitiv verantwortungsbewusster und reifer geworden. Ich bin im Sommer 2022 ins Schülerwohnheim nach Hoffenheim gezogen. Hier liegt alles sehr eng beieinander, man verbringt den ganzen Tag mit Trainern, Spielern und Mitarbeitern. Jeder Spieler trägt Verantwortung und muss sich um viele Dinge auch selbstständig kümmern. Aber damit komme ich sehr gut zurecht. Auf dem Platz habe ich mich grundsätzlich in allen Belangen weiterentwickelt. Im Verteidigungsverhalten habe ich in meinen Augen den größten Fortschritt erzielt.

Ihre Mannschaft hat in dieser Saison an zwei Spieltagen die Tabellenführung in der Südwest-Staffel inne gehabt: am vorletzten und letzten Spieltag. Was hat aus Ihrer Sicht am Ende dafür gesorgt, dass die TSG noch am FC Bayern München vorbeigezogen ist?

Ich denke, dass unser Teamgeist und unsere Mentalität ausschlaggebend waren. Wir haben eine hohe Qualität im Kader. Jeder Spieler ist ein überragender Kicker. Doch wenn man nur Einzelspieler im Team hat, bringt einen das auch nicht weiter. Bei uns kämpft jeder für jeden, egal ob man auf der Bank sitzt oder auf dem Rasen steht. Wir mussten auch Rückschläge wegstecken, sind aus diesen Situationen aber gestärkt hervorgegangen und haben immer an uns geglaubt. Dass wir es als Team geschafft haben, darauf können wir stolz sein.

In den 16 Bundesliga-Saisonspielen standen Sie 13 Mal in der Anfangself. Mit welchen Qualitäten glauben Sie Ihren Trainer überzeugt zu haben?

Es ist schwierig, das selbst einzuschätzen, aber ich denke, dass mein unbändiger Wille, dem Team helfen zu wollen, sowie meine individuellen Qualitäten den Trainer überzeugt haben. Niemandem wird etwas geschenkt, jeder Spieler muss sich seinen Platz im Team mit Leistung im Training und in den Spielen erarbeiten. Unser Trainer Carsten Kuhn hat mir allerdings großes Vertrauen entgegengebracht, worüber ich sehr glücklich bin. Meine Leistung und mein Engagement haben in dieser Saison bisher gepasst. Ich bin mir aber im Klaren darüber, dass es für mich weiterhin darum gehen wird, meine persönliche Leistungsgrenze nach oben zu verschieben, damit ich das in mich gesetzte Vertrauen immer wieder zurückgeben kann.

Am Wochenende spielt Ihr Team gegen den VfL Wolfsburg im Halbfinal-Hinspiel auf dem Weg zur möglichen deutschen Meisterschaft. Wird das für Sie das bislang größte Spiel Ihrer Laufbahn?

Auf jeden Fall. Das Halbfinale in der Endrunde einer deutschen Meisterschaft bestreiten zu dürfen, ist eine große Ehre für mich. Von solchen Spielen habe ich als kleiner Junge geträumt. Es ist das erste Mal, dass ich in einem richtigen Stadion spiele mit einer hoffentlich großen Kulisse. Zudem werden die Spiele gegen Wolfsburg live im Fernsehen übertragen. Ich freue mich riesig auf diese kommenden Aufgaben und gehe sie voller Energie an.

Was ist Ihnen und ihren Mitspielern über die Wolfsburger Mannschaft bekannt?

Wir wissen, dass die Wolfsburger defensiv sehr stark stehen und mit ihren schnellen Offensivakteuren viel Qualität nach vorne haben. Sie haben sich in ihrer Staffel klar als Meister mit nur 15 Gegentoren in 16 Spielen durchgesetzt. Es wird keine einfache Aufgabe sein, diese Abwehr zu überwinden. Wir haben aber eine hohe Qualität und können zuversichtlich in die Spiele gehen. Wir werden die Wolfsburger detailliert analysieren und auf alles vorbereitet sein.

Uns als Team zeichnet es aber aus, dass wir den Glauben an den Erfolg nicht verlieren, selbst wenn die Chance gering erscheint.

David Girmann

Was zeichnet Ihre Mannschaft besonders aus?

Unsere Mannschaft ist auf jeder Position top besetzt. Wir können dem Gegner unser Spiel aufzwingen, uns aber auch anpassen, wenn es sein muss. Wir sind zielstrebig nach vorne und können mit schnellen Kombinationen jederzeit torgefährlich werden. In der Defensive stehen wir stabil und sind konsequent in den Zweikämpfen. Und wir profitieren von einem breiten Kader. Das heißt, wir haben eine sehr starke Bank und können ohne Qualitätsverlust wechseln. Dank dieser Variabilität sind wir schwer zu entschlüsseln.

Am 13. Spieltag hat die TSG gegen den VfB Stuttgart mit 2:8 verloren. Damals betrug Hoffenheims Rückstand auf Bayern und den VfB vier Punkte. Haben Sie auch damals noch gedacht, ins Halbfinale einziehen zu können?

Es standen nach dem Spiel gegen Stuttgart noch vier Spieltage an. Wir wussten, dass wir den FC Bayern als direkten Konkurrenten im ersten Spiel im Jahr 2023 noch vor der Brust haben würden. Es ging nach dem Rückschlag gegen die Stuttgarter erst einmal darum, wieder zu unserer Leistung zu finden. Uns als Team zeichnet es aber aus, dass wir den Glauben an den Erfolg nicht verlieren, selbst wenn die Chance gering erscheint. So sind wir bereits mit der U 16 vor einem Jahr Meister in der Oberliga Baden-Württemberg geworden. Von daher: Ja, wir haben definitiv noch daran geglaubt, erst recht nach dem 3:1 gegen die Bayern.

Was hat sich Ihre Mannschaft, Stand jetzt, für den 16. April vorgenommen? An diesem Tag steigt das Finale um die deutsche Meisterschaft…

Unser Ziel ist klar: Jetzt, wo wir es ins Halbfinale geschafft haben, wollen wir auch Deutscher B-Junioren-Meister werden und damit eine starke Saison krönen. Dafür müssen wir jetzt alles gegen den VfL Wolfsburg geben. Wir haben richtig Bock drauf.

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