Aus Linz bis ins Geißbockheim
Chinedu Chukwukelu will Traum vom Profifußball leben
Vom Linzer Kaiserberg über den JFV Siebengebirge und Fortuna Köln zum „Effzeh“: Chinedu Chukwukelu (am Ball, hier im A-Junioren-Spiel gegen den 1. FC Heidenheim) kämpft mit Kölns U 19 um die deutsche Meisterschaft. Seine Siegermentalität sei schon in den Bambinis spürbar gewesen, erinnert sich sein Jugendcoach.
René Weiss

Der frühere Jugendspieler des VfB Linz spielt mit Kölns U 19 um die deutsche Meisterschaft. Über seinen Weg, der auf dem Linzer Kaiserberg begann und auch in Zukunft noch weitere Schritte mit sich bringen soll.

Franz-Kremer-Stadion, Köln, Sonntagvormittag. Es ist der Tag nach dem Zweitligaspiel der FC-Profis gegen den SV Darmstadt 98. Wer sich in der Domstadt für Fußball interessiert und wissen will, was beim FC an Talenten so nachkommt, pilgert ans Geißbockheim. Dort, wo das Herz des Vereins schlägt. Ein paar Meter neben den Trainingsplätzen der Profis kämpft der Nachwuchs um drei Punkte in der DFB-Nachwuchsliga, dem Nachfolgerwettbewerb der A-Junioren-Bundesliga. Für die U19 steht dieses Spiel sinnbildlich für die Tugenden, welche die Nachwuchsspieler, die es einmal in den Profifußball schaffen wollen, mitbringen müssen.

Immer weiterkämpfen, Enttäuschungen verkraften und bis zum Schluss an sich glauben. Der FC rennt an, hat ein deutliches Übergewicht gegen den 1. FC Heidenheim, aber es dauert, bis der Ball endlich im Tor liegt. Bis zur 90. Minute, dann fällt das erlösende 1:0. Torschütze Jonathan Friemel jubelt genauso wie sein Mitspieler und FC-Stürmer Chinedu Chukwukelu. Das Achtelfinale um die deutsche Meisterschaft ist zu diesem Zeitpunkt in der ausgeglichenen Liga A ein Stück näher gerückt. Inzwischen hat die U19 des 1. FC Köln den Einzug in die Runde der 16 besten deutschen U19-Mannschaften sicher. Der Stürmer mit der Rückennummer 9 kam in dieser Saison bislang in jedem Ligaspiel zum Einsatz. Trainer Stefan Ruthenbeck kennt die Joker-Qualitäten des 18-jährigen Chukwukelu, der gegen Heidenheim seinen achten Einsatz in der Startelf verbuchte.

Chukwukelu kann auf Unterstützung der Familie bauen

Seit drei Jahren ist Köln die Heimat des jungen Mannes mit Wurzeln in Linz. Im Alter von 15 Jahren zog er ins sportartenübergreifende Sportinternat nach Köln, um vor Ort von den Bedingungen zu profitieren und sich besser auf den Fußball zu konzentrieren. Zuvor hatte Chukwukelu den vom FC angebotenen Fahrdienst und die große Unterstützung der Eltern genutzt. „Chinedu hat auf dem Weg nach Köln auf dem Beifahrersitz seine Hausaufgaben gemacht. Ich habe großen Respekt vor ihm, mit welcher Disziplin er Schule und seinen sportlichen Traum verbunden hat“, sagt Mutter Gabriele. „Er lebt seinen Traum und hatte immer die volle Unterstützung der ganzen Familie.“

Von seinen fußballerischen Anfängen auf dem Linzer Kaiserberg über den JFV Siebengebirge führte der Weg ab der U15 nach Köln, zunächst zur Fortuna. Ein Scout war bei einem Ligaspiel auf den Offensivmann aufmerksam geworden. Chinedu erinnert sich noch genau an den ersten direkten Kontakt. „Ich war gerade im Linzer Wald mit meinem Hund auf einem Spaziergang, als das Handy klingelte und ich eine Einladung erhielt“, berichtet er. Der erste Weg führt zu Bruder David. „Ich habe an seine Zimmertür geklopft und David erzählt, dass die Fortuna angerufen hat.“ Es war die Anfangszeit der Corona-Pandemie.

Abitur, Führerschein und der Sprung in die U19

Der Spielbetrieb endete nach ein paar Spielen, aber die nutzte Chinedu Chukwukelu, um den 1. FC Köln auf sich aufmerksam zu machen. Probetraining, Testspiele – Chinedu Chukwukelu war dabei. „Diese neuen Maßstäbe waren Ansporn für mich und haben mich motiviert, noch eine Schippe draufzulegen“, berichtet er. Bei allem Konkurrenzkampf lebte sich Chinedu schnell ein, fand Anschluss und lernte das gute Zusammenleben im Team lieben. Die Motivation, mehr zu erreichen, hat den Stürmer so weit gebracht und soll ihn noch weiterbringen.

Im Jahr 2024 legte er sein internationales Abitur ab, schaffte den Sprung in die U19 und machte seinen Führerschein – eine große Herausforderung durch die zeitliche Überschneidung. „Ich glaube, ein gewisses Talent wurde mir gegeben, aber die Überzeugung und alles, was mich hierhin gebracht hat, rührt aus den Trainings und Extraschichten auf dem Fußballplatz. Ich glaube, dass mich das, genauso wie mein Glaube, der mir sehr wichtig ist, noch viel weiterbringen kann“, sagt er.

„Ich werde bodenständig bleiben und weiterhin alles geben, um meinen Traum vom Profifußball leben zu können.“
Chinedu Chukwukelu

Dass viele Spieler aus der FC-Akademie Profiverträge unterschrieben haben, gibt zusätzlichen Rückenwind. „Das zeigt mir, dass der Weg nicht unerreichbar ist“, sagt der gebürtige Bad Honnefer. Er weiß: „Wo ich jetzt stehe, ist eine Momentaufnahme. Ich werde bodenständig bleiben und weiterhin alles geben, um meinen Traum vom Profifußball leben zu können.“ In Köln genießt Chukwukelu die Mentalität des Traditionsvereins. „Der Zusammenhalt zieht sich durch die ganze Stadt“, spürt er. Auch an diesem Sonntagvormittag beim Heimspiel gegen den 1. FC Heidenheim, als man auf der Tribüne noch über das Zweitligaspiel der Profis am Abend zuvor redet und interessiert verfolgt, was die U19 so zu bieten hat.

Den Weg von Chinedu Chukwukelu verfolgen sie natürlich auch in Linz. Dort, wo alles anfing. „Chinedus Siegermentalität war schon bei den Bambini spürbar. Ich erinnere mich genau an seine Tränen, die nach Niederlagen geflossen sind. Er hatte damals mit seinen körperlichen Voraussetzungen, seiner Schnelligkeit und seinen Technik Vorteile gegenüber den anderen Spielern. Es war absehbar, dass er später einmal nicht in der C-Klasse spielt“, schwelgt sein ehemaliger Trainer Sascha Emmerich in Erinnerungen, der sein größtes fußballerisches Talent von den Bambini bis zur D-Jugend begleitet hat. „Es macht einen stolz zu sehen, wo Chinedu heute spielt. Ich habe seine Mannschaft auf fussball.de unter den Favoriten abgespeichert.“

Noch ist es die U19 des FC, er ist gespannt, wie der Weg weiter verläuft. „Es kann so schnell in alle Richtungen gehen“, weiß Chukwukelu. „Man muss offen und flexibel bleiben.“ Genauso wie damals beim Spaziergang mit dem Hund in den Linzer Wäldern, als das Angebot der Fortuna kam.

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