Abschluss der Inklusionsliga
In Polch spielt der Sieger nicht die Hauptrolle
In der Vorrunde gewannen die Polcher (weiße Trikots) noch gegen den FC Betzder, am Ende standen aber die Luxemburger im Finale.
Jörg Niebergall

Natürlich wurde auf dem Polcher Rasen auch um den Sieg gespielt, aber beim Abschlussspieltag der Inklusionsliga ging es bei den Spielern und Spielerinnen hauptsächlich um den Spaß am Fußballspiel.

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Die Leitlinien hatte man schon zum Start der Westenergie-Inklusions-Liga Anfang der Saison 2024/25 deutlich herausgestellt. Alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen sollen Spaß am Spiel haben, ihre Leidenschaft für den Fußball entdecken und letztendlich gibt es bei allen Begegnungen und Turnieren nur Gewinner. Den „Fußball für alle“, den der Fußballverband Rheinland (FVR) zuvor versprochen hatte, gab es nun auch beim großen Abschlussturnier im Polcher Stadion zu bewundern.

Hans Christmann, der für den erkrankten Stephan Urmitzer eingesprungen war, hatte die Turnierleitung übernommen. Da der CSV Neuwied kurzfristig wegen Spielermangel absagen musste, galt es noch, einen neuen Plan auf die Beine zu stellen.

Zweikampf beim Inklusionsturnier in Polch.
Jörg Niebergall

Klar wurden am Ende neben dem Turniersieger auch die Platzierungen ausgespielt (Ettringen wurde Dritter, Mülheim-Kärlich Zehnter). Klar, dass man bis auf einige Kleinigkeiten (Rückpass, Abseits) die Regeln der Fifa beachtete. Bis zu zwei Spieler ohne Beeinträchtigung dürfen mit auf dem Spielfeld stehen, dürfen aber keine Tore erzielen. Die vier Unparteiischen ließen bei manchen vielleicht fragwürdigen Einwürfen „Gnade vor Recht“ ergehen und kämpften da dann auch mehr mit den sommerlichen Bedingungen als wie gewöhnlich mit groben Fouls, Beleidigungen und Meckereien. „Da macht sogar das Pfeifen noch mehr Spaß“, sagt Schiedsrichter Hermann Krings, der im Verband für den FC St. Johann gelistet ist und aus Mendig kommt. „Und viel Arbeit haben wir ja heute auch nicht. Alle gehen sehr freundschaftlich miteinander um.“

„Bei uns spielen nur Spieler und Spielerinnen mit Beeinträchtigung“, sagt Luc Melchior, Manager vom luxemburgischen Vertreter „Special Olympics“, der im Finale den FC Betzder (ebenfalls aus Luxemburg) mit 1:0 besiegte. „Dafür setzt sich die Mannschaft dann auch aus Akteuren aus dem ganzen Land zusammen. Aber obwohl wir heute gewonnen haben, gilt auch bei uns die Devise: Erlebnis geht vor Ergebnis. Alle sollen einfach Spaß haben.“ Die „professionellen“ Voraussetzungen hatten die Luxemburger von „Special Olympics“ schon bei der Anreise gestellt, waren am Freitag losgefahren und hatten in einem Hotel in Pillig übernachtet.

Das Team der SG Mülheim-Kärlich.
Jörg Niebergall

Nach dem 2:0-Erfolg gegen Betzder in der Vorrunde hatte sich auch die Vertretung des gastgebenden VfB Polch noch Hoffnung auf eine vordere Platzierung (am Ende Siebter nach 2:0 gegen das Team DRK Sozialwerk) gemacht, doch daraus wurde es am Ende nichts. „Wir sind trotzdem zufrieden“, sagte Volker Ackermann, der zusammen mit zwei weiteren Betreuern den etatmäßigen „Cheftrainer“ Wolfgang Durben vertrat. Der VfB-Kader umfasst aktuell rund 17 Spieler und die Beteiligung an der Inklusionsliga stößt auch im Umfeld auf immer größere Resonanz. „Wir finden immer wieder nette Rentner, die ihren Fahrdienst anbieten. Und auch die Sponsoren bieten sich an.“ Und auch so manch talentierter Kicker ohne Beeinträchtigung spielt hier gerne mit. In Florian Reuter, Tobias Kretz und Nico Müllers hatte Polch bei seiner Heimpremiere gleich drei Jungs im Kader.

Einmal in der Woche absolviert das Team von Bethesda St. Martin (aus Boppard) seine Trainingseinheit. Eric Fischer, der in der Einrichtung als Gruppenleiter arbeitet, hält die Fäden zusammen. Auf dem Platz gilt Gerd Icks mit seinen 69 Jahren nicht nur als alter Hase, sondern auch als Spielmacher. „Die Lust am Fußball, das ist unser Motto“, berichtet Fischer, der mit seiner Mannschaft am Ende Sechster wurde. „Und dafür sind wir heute hier und haben das auch umgesetzt.“

Beim Abschlussturnier nicht mitgespielt, aber bei der Siegerehrung dabei: der CSV Neuwied.
Jörg Niebergall

„Wir hatten einfach zu wenig Spieler“, erzählt Dietrich Schönke, verantwortlich für den Inklusionsfußball beim CSV Neuwied, der noch am Freitagabend seine Teilnahme absagte. „Die Jungs, die da waren, waren schon ein wenig traurig, dass das heute nicht funktioniert hat. Dafür haben wir uns dann mit ihnen in Koblenz ein leckeres Eis gegönnt. Und in der nächsten Saison sind wir ja auch wieder dabei.“

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