Es ist 20.56 Uhr am Dienstagabend auf der Bezirkssportanlage im Mainzer Stadtteil Mombach, als Frederik Schumann den Ball von der rechten Seite in die Mitte bringt, Luca Piljek verwandelt, sich den Ball schnappt, ihn küsst, abdreht und der grenzenlose Jubel des 1. Göppinger SV ausbricht.
Schiedsrichter Marcel Rühl pfeift das dritte Spiel der Aufstiegsrunde zur Fußball-Regionalliga Südwest nach dem Treffer zum 4:2 für die Baden-Württemberger in der fünften Minute der Nachspielzeit gegen den SV Gonsenheim erst gar nicht mehr an. „Besser hätte es nicht zu Ende gehen können“, jubelt Schumann, für den es zur Saison 2024/25 noch eine Klasse höher hinausgeht.
Enttäuschung bei Cosmos
Er wechselt zu Drittliga-Aufsteiger VfB Stuttgart II. Ein Mann mit zumindest zweitägigem Berührungspunkt zum Fußballverband Rheinland (FVR): Vor fünfeinhalb Jahren kickte Schumann mit der B-Jugend des VfB bei einer der letzten Auflagen des Montabaurer Hallenturniers um den Westerwälder Keramik-Cup. Auswirkungen auf die Konstellationen im FVR hatte Göppingens Sieg und der damit verbundene Gonsenheimer Nichtaufstieg einige.
Der Moment des Jubels bei den Baden-Württembergern war bei dem einen oder anderen rheinländischen Vereinen der Moment der Enttäuschung. Zum Beispiel beim FC Cosmos Koblenz, der aus der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar absteigt. Spieler und Verantwortliche des Vereins sahen sich ihr „Schicksalsspiel“ gespannt vor dem Livestream an.
Wir machen das alles nicht nur, um ein Jahr Oberliga gespielt zu haben, sondern greifen an wie nie zuvor.
Remo Rashica
„Es gab natürlich immer noch etwas Hoffnung, dass es klappt. Aber wir hatten den Klassenverbleib einige Male selbst in der Hand und konnten uns nicht belohnen. Der Abstieg ist bitter und tut mir sehr leid, weil ich weiß, was bei Cosmos in einem familiären Umfeld alles für die Spieler getan wird. Das kenne ich so nicht aus der Oberliga. Der Verein gehört weiter nach oben als in die Rheinlandliga“, sagt Stürmer Hokon Sossah, der die Gonsenheim-Partie mit Freunden in seiner saarländischen Heimat verfolgte.
Cosmos' Hoffnung auf ein Happy End erhielt im Laufe der zweiten Halbzeit nach einer verdienten Göppinger 2:0-Führung zur Pause noch einmal Nahrung. Rafael Barroso Rennstich und Abdellatif El Mahaoui glichen den Doppelpack von Noah Lulic aus. Noch ein Gonsenheimer Tor, und der Koblenzer Klassenverbleib wäre wieder in Reichweite. Aber nur sieben Minuten nach dem Ausgleich erzielte Luca Piljek seinen und in der Nachspielzeit schließlich seinen zweiten Treffer zum 2:4-Endstand.
Jubel bei der SG Rheinhöhen
„Es steckt nicht in meiner DNA, auf andere Vereine angewiesen sein zu wollen. Natürlich wäre es schön gewesen, wenn wir dringeblieben wären, aber ich bin nicht unbedingt davon ausgegangen, dass Gonsenheim aufsteigt. Für mich war der Abstieg nach unserem letzten Punktspiel gegen Baumholder besiegelt“, sagt Cosmos-Förderer Remo Rashica. Das „Projekt“ Cosmos geht mit vollem Elan weiter.
„Wir machen das alles nicht nur, um ein Jahr Oberliga gespielt zu haben, sondern greifen an wie nie zuvor. Wir lecken nach diesem Unfall unsere Wunden, krempeln die Ärmel hoch und greifen mit unveränderter Begeisterung an. Die Lehren aus dieser Saison mit dem Abstieg sind gezogen.“ Kein Cosmos-Gegner in der neuen Runde wird der FSV Salmrohr sein. Der ehemalige Zweitligist, der in Person von Frank Thieltges einen Nachfolger für Trainer Paul Linz gefunden hat, muss in die Bezirksliga absteigen.
Noch am Dienstagabend abgesetzt wurden derweil die für Mittwoch vorgesehenen Aufstiegsrundenspiele zur Bezirksliga. Die bereits absolvierten Begegnungen in den drei Staffeln verlieren ihre Bedeutung. Die beiden Aufsteiger neben den A-Klasse-Meistern werden nun über die Quotientenregelung vergeben. Die SG Rheinhöhen Dahlheim und der SV Sirzenich dürfen sich demnach Aufsteiger nennen, was mehrere Spieler beider Mannschaften in Gonsenheim gemeinsam feierten...