Dass in der Kreisliga A die lediglich neun verbliebenen Teams aus dem Rhein-Lahn-Kreis auf zwei Staffeln aufgeteilt wurden, überraschte wiohl niemanden so richtig. „Das Gerücht kam bei uns schon am Donnerstag auf, so dass wir uns damit etwas befasst haben. Letztlich finden wir es schade, dass die A-Klasse Rhein-Lahn, so wie wir sie kennen, auseinander gebrochen ist“, trauert Andreas Nickel, der Coach der SG Bogel/Reitzenhain/Bornich, alten Zeiten mit Kräftemessen gegen langjährige Bekannte ein wenig hinterher. Mit der SG Rheinhöhen und der FSV Osterspai geht‘s nun auch für BoReiBo gegen sportlich wesentlich höher einzustufende Konkurrenz aus dem Kreis Koblenz. „Ich hatte zwischendurch zwar die vage Hoffnung, dass wir fußballerisch in die Rhein-Lahn-Liga zurückkehren könnten“, so Osterspais Trainer Sebastian Weinand. „Doch es war aufgrund unserer geografischen Lage schon damit zu rechnen, dass wir bei den Koblenzer Mannschaften bleiben.“
Jens Mosel, der die SG Rheinhöhen mit unverändertem Kader übernommen hat, nimmt ebenfalls die Herausforderung an. „Die A-Klasse in der seit Jahrzehnten bekannten Form wird es nicht mehr geben. Es ist zwar letztlich nicht das herausgekommen, was wir uns gewünscht haben. Aber insgesamt wird die Fahrerei für uns angenehmer. Und das war ja einer der Hauptargumente für den kreisübergreifenden Spielbetrieb. Der Weg in die Bezirksliga wird damit natürlich für die Mannschaften aus dem Rhein-Lahn-Kreis fast unerreichbar.“
„Hier ist es immer eine besondere Herausforderung die Klasse zu halten, denn man muss in jedem Spiel an seine Grenzen gehen, um das Maximale herauszuholen.“
Osterspais Trainer Sebastian Weinand kickt mit seiner FSV weiter in der „Koblenzer“ A-Klasse.
Sebastian Weinand und Co freuen sich besonders auf attraktive Derbys gegen die SG Rheinhöhen und die SG Bogel, nachdem sie noch im Vorjahr als einziger Rhein-Lahn-Vertreter in ihrer Staffel vertreten waren. „Hier ist es immer eine besondere Herausforderung die Klasse zu halten, denn man muss in jedem Spiel an seine Grenzen gehen, um das Maximale herauszuholen.“

In diesem Zusammenhang herrschte bei der SG Nievern/Arzbach nicht nur große Erleichterung über den verspäteten Verbleib in der B-Klasse. „Hätten wir runter gemusst, hätten wir den direkten Wiederaufstieg angepeilt. So haben wir nun ein Jahr gespart“, äußerte sich der neue Trainer Michael Reibel, der ein Gespann mit Timo Hoffmeyer bildet, auch hochzufrieden über die Rückkehr der Kombinierten von der Früchter Straße und den Burgwiesen in die Rhein-Lahn-Liga. „Da kennt man die Vereine doch bereits seit vielen Jahren.“
Rennerod ist von Diez aus näher als man es zunächst vermutet
Kreissachbearbeiter Alexander Wiediker (Diez) war zwar bei Bekanntgabe der Staffeleinteilung nach eigenen Angaben zunächst etwas geschockt, dass „seine“ A-Ligisten aufgeteilt wurden. „Es tut weh, dass es keine reine Rhein-Lahn-Staffel mehr gibt. Aber es war ja fast klar, dass es so kommt. Nachdem ich aber eine Nacht drüber geschlafen hatte, sehe ich es entspannter. So schlimm ist es gar nicht. Aus der Diezer Ecke ist man beispielsweise schneller in Rennerod, als es zunächst den Anschein hat. Für Holzhausen und Mühlbachtal sieht das natürlich anders aus. Und die Zuteilung zur Koblenzer Staffel sorgt vielleicht hier und da für etwas Frust, weil Derbys wegfallen.“
Wiediker betont jedoch, dass es keine Möglichkeiten zu „Verschiebungen“ der vom Computer ausgespuckten Einteilung gegeben habe. „Sonst müssten alle Mannschaften wesentlich weiter fahren. Und Härtefälle gibt es bei jeder Grenzziehung und Neueinteilung.“ In der von ihm geleiteten Staffel 3 erwartet der Funktionär aus Diez besonders einen „spannenden Abstiegskampf, in den viele Rhein-Lahn-Mannschaften verwickelt sein dürften.“
Pragmatisch sieht es Oliver Stephan, der Kreisvorsitzende aus Gückingen, nicht zuletzt angesichts nur noch 42 am Spielbetrieb teilnehmender Senioren-Mannschaften. „Die Geografie ist eben, wie sie ist. Es war zu befürchten, dass wir alleine keine eigene A-Klasse mehr bestücken können“, so Stephan, der fordert: „Wir müssen endlich aufhören, in den alten Kreisgrenzen zu denken.“ Stephan war heilfroh, dass es nicht – wie in einer früheren Version – zu einer Trennung der SG Mühlbachtal und des TuS Holzhausen gekommen ist. Er sieht darüber hinaus auch die Wahrscheinlichkeit, dass bei durchmischten Staffeln Rhein-Lahn-Vertreter den Sprung in die Bezirksliga schaffen, als recht gering an. „In den Kreisen Koblenz und im Westerwald fallen für viele Kreisliga-Vereine immer auch mal Spieler ab, die über höherklassige Erfahrung verfügen und das Niveau merklich angeben. Bei uns fehlt es eben zumeist an diesen Qualitäten.“
Da der Trend eher in Richtung Freizeitmannschaften und somit zur C-Klasse ginge, regt der erfahrene Gückinger an, über kleinere Staffeln und einer weiteren Reform nachzudenken. „Müssen wir tatsächlich in Zukunft im Verband weiter neun A-Klassen haben?“ Stephan empfiehlt einen Blick über den Tellerrand zu anderen Sportarten, die sogar mit viel weniger Mannschaften einen Spielbetrieb auf die Beine stellen.