Als der Schlusspfiff des souverän leitenden Schiedsrichters Alexander Mroß ertönte, gab es für Spieler, Trainer und Betreuer von Rot-Weiss Koblenz kein Halten mehr. Ausgelassene Jubeltänze, herzliche Umarmungen, lautes Gejohle waren allesamt Ausdruck der Freude über den 1:0-Erfolg im Viertelfinale des Rheinlandpokals. Und wieder hatte die leicht favorisierte TuS Koblenz das Nachsehen. Wie schon im Meisterschaftsduell im September 2024, wie schon im Finale des Rheinlandpokals 2018. Stets hatte Rot-Weiss in diesem brisanten Stadtduell am Ende die Nase vorn – und immer lautete das Ergebnis 1:0. In der Runde der letzten vier trifft Rot-Weiss nun auf den Sieger der Partie zwischen dem TuS Kirchberg und Trier-Tarforst.
Nao Oriyama mit dem goldenen Tor
Diesmal war der eingewechselte Nao Oriyama der Schütze des goldenen Tores. Der Japaner traf in der Nachspielzeit (112. Minute) auf Vorbereitung des ebenfalls eingewechselten Rachid Tchadjei. Während die Rot-Weissen damit eine ihrer zugegebenermaßen wenigen Chancen an diesem heißen Pokal-Nachmittag auf dem Oberwerth eiskalt zu nutzen wussten, haderten sie im Lager der TuS mit der mangelnden Chancenverwertung. Allein in den letzten Minuten der Nachspielzeit hatte Paul Selinger zweimal den Ausgleich auf dem Fuß, verzog aber entweder knapp oder fand in RW-Keeper Maximilian Grote seinen Meister. Entsprechend groß war die Enttäuschung bei den TuS-Akteuren, die nach dem Schlusspfiff völlig entkräftet und desillusioniert zu Boden sackten und ihr Schicksal beklagten.

Schon während der regulären Spielzeit hatte sich die insbesondere in Halbzeit eins feldüberlegen TuS-Elf ein klares Chancenplus erarbeitet. Den Kopfball von Yasin Yaman nach einem langen Einwurf konnte Grote mit letztem Einsatz noch von der Linie kratzen (30.). Ein Abspielfehler von Grote im Spielaufbau in Minute 85 hätte fast fatale Folgen gehabt, doch TuS-Akteur Marcel Wingender traf nach der Balleroberung aus halbrechter Position statt ins leere Tor nur das Außennetz. Mehrmals hatten also Spieler und Fans der TuS schon den Torjubel auf den Lippen – doch nach 120 packenden Pokalminuten triumphierten die Rot-Weissen.
Wenn die TuS eine von ihren vielen Chancen nutzt, können wir uns nicht beschweren.
Rot-Weiss-Trainer Fatih Cift war sich durchaus bewusst, dass dem Team das Glück zur Sete stand.
Die waren sich darüber im Klaren, dass eben auch eine Menge Glück im Spiel war, um den Rasen auf dem Oberwerth – im Übrigen in einem beklagenswerten Zustand - am Ende als Sieger zu verlassen. „Wenn die TuS eine von ihren vielen Chancen nutzt, können wir uns nicht beschweren. Spielerisch war das von unserer Seite heute sicher nicht top, wobei es auch schwer war, bei diesen Platzverhältnissen technisch sauberen Fußball zu bieten. Aber kämpferisch hat meine Mannschaft alles gegeben und sich damit den Erfolg auch verdient“, sagte Rot-Weiss-Coach Fatih Cift.
Starke Innenverteidigung und gute Kondition als maßgebliche Faktoren
Ausschlaggebend für den Rot-Weiss-Erfolg waren darüber hinaus vor allem zwei Dinge. Zum einen lieferten die beiden Innenverteidiger Daniel Brice Ndouop und Eugene Dennis eine nahezu fehlerfreie Partie ab, hatten oftmals in prekären Situationen im eigenen Strafraum immer noch ein Bein oder den Kopf dazwischen. Zum anderen machte das Rot-Weiss-Team auf dem tiefen und schweren Geläuf den fitteren Eindruck. Während sich beispielsweise nach strapaziösen 90 Minuten auf TuS-Seite etliche Spieler behandeln und massieren lassen mussten, waren die RW-Akteure, in einer Traube versammelt, schon wieder bereit, die Verlängerung anzugehen.
Hügelläufe auf dem Oberwerth zahlen sich aus
Vielleicht war das auch Teil der Taktik von Trainer Cift, dem Kontrahenten an diesem Nachmittag beizukommen. Mit der größeren Physis eben, erarbeitet in intensiven Hügelläufen – bei den Spielern wenig beliebt, im Ergebnis aber offensichtlich sehr effektiv. Erst nach der Pause jedenfalls wurde die Rot-Weiss-Mannschaft auch offensiv auffälliger. Dar war nach fußballerisch mageren ersten Halbzeit auch bitter nötig. „Wir haben in der Pause umgestellt, sind in den zweiten 45 Minuten höher angelaufen, um der TuS weniger Raum und Zeit zu geben, ihr Spiel zu machen“, verriet RW-Kapitän Eldin Hadzic.
Rot-Weiss-Bank bringt den Erfolg
Die Partie war von den Spielanteilen fortan ausgeglichen. Am Ende entschieden die Bank-Spieler diese Begegnung, wobei Rot-Weiss an diesem Tag in dieser Hinsicht klar im Vorteil war. Während bei der TuS die angeschlagenen Damir Grgic (kam erst in der Nachspielzeit ins Spiel) und Lukas Tuchscherer schmerzlich vermisst wurden und Akteure mit weniger Spielzeit wie Illia Vdovychenko oder Paul Selinger den Pokalerfolg sicherstellen sollten, konnte Rot-Weiss personell aus dem Vollen schöpfen und hatte in Tchadjei und Oriyama so gesehen noch zwei Asse im Ärmel. „Wenn zwei Spieler eingewechselt werden, von denen einer das Tor macht und der andere den Treffer vorbereitet, hat man nicht so viel falsch gemacht“, hielt Coach Cift lächelnd fest, während ein paar Meter weiter aus der Rot-Weiss-Kabine laute Musik ertönte und die Feierlichkeiten gerade erst begonnen hatten.