Gleich nach dem Schlusspfiff führte Fatih Cift der Weg zu Sascha Watzlawik. Der Trainer von Rot-Weiss Koblenz ist ein Sportsmann, der den Moment der Niederlage anerkennt, auch wenn dies gerade nach einem verlorenen Finale schwerfällt. Und so schritt Cift auf den Coach des FV Engers zu, umarmte ihn herzlich und beglückwünschte ihn. Wenn schon wir nicht den Pokal gewinnen, dann wenigstens Watzlawik, mit dem Cift in den vergangenen Jahren so oft gemeinsam und gegeneinander an der Seitenlinie gestanden hatte – so ließ sich diese Szene deuten.
„Es kann eben nur einen Sieger geben, deshalb Glückwunsch an Engers.“
Rot-Weiss-Kapitän Eldin Hadzic
„In der zweiten Halbzeit hatten wir das Spiel eigentlich im Griff und geraten dann durch eine Einwurf-Situation, die wir vorher ganz klar angesprochen hatten, in Rückstand. Mit ein bisschen Glück machen wir vielleicht noch den Ausgleich, aber so müssen wir damit leben“, fasste der Rot-Weiss Coach seine Sicht der Dinge zusammen. Keine Frage, es war kein schlechtes Spiel von Rot-Weiss, aber eben auch kein gutes, weshalb Kapitän Eldin Hadzic und seine Kollegen entsprechend enttäuscht die lästige Pflicht des Verlierers erfüllten und sich bei der Siegerehrung ihre Medaille abholten. „Es kann eben nur einen Sieger geben, deshalb Glückwunsch an Engers“, sagte der 32-Jährige, „sie haben es im großen Ganzen dann auch mehr verdient als wir.“
Personalnot und fehlende Entschlossenheit
Mit seinem Resumee traf Hadzic den allgemeinen Tenor. Die Heimelf, die angesichts der zahlreichen Unterstützung aus Engers aber ein Auswärtsspiel zu bestreiten hatte, konnte sich nicht viel vorwerfen, war aber wie so oft in den vergangenen Monaten nicht zwingend genug. Was sicher auch mit der Personalsituation zu tun hatte. Cift räumte ein, dass er nach dem zunächst eher ideenlosen Auftritt zur Pause gern gewechselt hätte – aber eben auch mit Blick auf die Bank und eine mögliche Verlängerung seine Ressourcen effizient einsetzen musste. In der ersten Halbzeit hatte sich das Offensivspiel auf weite Schläge von den Innenverteidigern beschränkt, noch dazu wurden die zweiten Bälle kaum erobert. Erst anschließend zeigte die Cift-Elf, dass sie in der Lage ist, sich auch einmal durchzukombinieren. Aber, so schränkte Hadzic ein: „Uns hat der letzte Punch gefehlt, und den braucht man in einem Finale.“ Unmittelbar nach dem 0:1 brachte Cift zwar in Armin Sivic einen zweiten Stürmer, doch diese Maßnahme verpuffte. Younes Azahaf wäre mit seinen Dribbelkünsten vielleicht noch eine Option gewesen, um für Verwirrung zu stiften, doch er hatte nach seiner Verletzung am vergangenen Wochenende nicht trainieren können. Am Ende kamen dann die alten Rot-Weiss-Haudegen Thilo Kraemer und Derrick Miles sogar noch zu einem Final-Einsatz, ihre Hereinnahme zeigte jedoch auch Cifts Nöte. „Sie bringen Mentalität mit, aber sie konnten es nicht herumreißen“, so Cift.

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Die Partie reihte sich damit ein in viele weitere der vergangenen Wochen, in der sowohl Personal als auch die letzte Entschlossenheit fehlten. „Wir hatten in der Rückrunde einige Spieler, die nicht mehr so performed haben wie zuvor, die vielleicht mit ihren Gedanken woanders waren, das muss man klar sagen“, beschrieb Cift eines der Probleme des Frühjahrs – die sich dann eben nicht einfach auf Knopfdruck beheben ließen. „Man kann niemandem einen Vorwurf machen, aber der letzte Pass hat gefehlt“, drückte Tyler Wozny aus, was wohl auch viele der 2349 Zuschauer auf dem Oberwerth so empfunden hatten.
„Wir haben in vielen Spielen nicht das auf den Platz gebracht, was wir als Mannschaft können.“
Rot-Weiss-Mittelfeldmann Tyler Wozny
Gut, aber eben nicht gut genug, dieser Eindruck zieht sich wie ein roter Faden durch die jüngste Rot-Weiss-Vergangenheit. „Wir haben fast immer gezeigt, dass wir mithalten können“, sagte Wozny, „aber wir haben in vielen Spielen nicht das auf den Platz gebracht, was wir als Mannschaft können.“ Und so trottete er wie die Kollegen mit gemischten Gefühlen in die Kabine. Rot-Weiss kann auf eine sorgenfreie Runde in der Oberliga blicken, „aber wenn man dann ein Finale verliert, kann man nicht von einer gelungenen Saison reden“, fand Wozny, ehe sich selbst noch ein bisschen Trost spendete: „Ich bin stolz, das wir mit der Truppe im Endspiel waren.“
Sicher, auch Cift zeigte sich stolz, Teil eines gelungenen Fußball-Nachmittags auf dem Oberwerth gewesen zu sein, zurück blieb aber eben auch der Gedanke, dass man eine insgesamt freudlose Rückrunde mit einem Coup im Pokal hätte beenden können. Stattdessen sagte er: „Wenn wir in der ersten Phase der Saison ein paar Spiele weniger verloren und später ein paar mehr gewonnen hätten, würde ich von einer guten Saison sprechen – auch wenn wir alles in allem unsere Ziele erreicht haben.“
Rot-Weiss Koblenz - FV Engers 0:2 (0:0)
Koblenz: Grote - Ndouop (85. Kraemer), Alsela, Dennis, Matsui - Wozny, Cartus (78. Sivic) - Tchadjei (85. Sanchez), Hadzic (90. Ahmetaj), Shehada (78. Miles) - Oriyama.
Engers: Serdarusic - Schmitten, Eberhart, Meinert, Semchuk (84. L. Müller)- Stoffels, Thewalt, Klein, Mekoma (78. G. Müller) - Simons (90.+3 Kesikci), Von Haacke (85. Naric).
Schiedsrichter: Philipp Michels (Oberkyll).
Zuschauer: 2349.
Tore: 0:1 Vadym Semchuk (76.), 0:2 Goran Naric (90.+5).