VfB Wissen – SG Malberg/Elkenroth/Rosenheim/Kausen (Fr., 20 Uhr). Sieben Punkte aus vier Spielen – von dieser Ausbeute war der VfB Wissen in der Vorsaison weit entfernt. Vor etwas mehr als einem Jahr hatte der damalige Neuling gar bis zum vierten Spieltag gebraucht, bis er sich überhaupt mal über Zählbares freuen konnte. Was also läuft bei den Siegstädtern inzwischen besser als damals? „Wir haben eine ganz große Anzahl an Jungs, die Bock aufeinander haben und ihr eigenes Ego hinter den Erfolg der Mannschaft stellen“, erklärt Trainer Thomas Kahler. Was dieser Zusammenhalt ausmacht, habe sich jüngst beim 2:1-Erfolg in Windhagen gezeigt, als der Gegner im zweiten Durchgang eine Drangphase zum Ausgleich nutzte. „Im vergangenen Jahr hätten wir dieses Spiel nie im Leben noch gewonnen“, vermutet Kahler. Doch danach rappelte sich der VfB wieder auf, ging erneut in Führung und brachte diese über die Zeit. „Die Jungs haben mittlerweile einfach diesen Fokus, dass sie nach 90 Minuten mit ihrer Leistung zufrieden vom Platz gehen wollen.“ Aber auch im Training lassen seine Mannen nicht locker, wie Lukas Becher bewies. „Bei ihm hatte ich eigentlich keine Hoffnung, dass es gegen Windhagen mit einem Einsatz klappt“, erzählt Kahler. Denn Becher hatte sich im Spiel zuvor einen Halswirbel ausgerenkt, sein Einsatz war demnach mehr als fraglich. „Lukas hat das Abschlusstraining aber voll durchgezogen und gezeigt, dass sich manche Blessur mit viel Willen auch rauslaufen lässt“, zollt der Trainer seinem Schützling Respekt. Dass Becher mit einer beherzten Einzelleistung dann auch noch das 1:0 erzielte, macht die Geschichte zu einer runden Sache.
Diese Einstellung verhalf den Wissenern bislang zu ordentlichen Ergebnissen, wobei sich die Mannschaft von Spiel zu Spiel gesteigert habe, wie Kahler findet. „Daran müssen wir uns weiterhin messen.“ So auch am Freitagabend, wenn die SG Malberg zum Derby ins Dr.-Grosse-Sieg-Stadion kommt. Ein Gegner, der zuletzt aufhorchen ließ mit seinem 3:2-Heimsieg gegen Titelaspirant Morbach und bisher auch nur beim 0:4 in Andernach unterlegen gewesen ist. Zweimal habe Kahler die Malberger in der noch jungen Spielzeit bereits beobachtet und sie in einem „kompakten 4-4-2“ gesehen. Losgelöst von derlei Spielsystemen oder taktischen Ausrichtungen wünscht sich Kahler aber vor allen Dingen, dass im Derby „trotz aller Brisanz die Zweikämpfe diesmal dem Ball gelten.“ Das sei vor zwei Wochen in Neitersen leider nicht immer so gewesen, weshalb die Wissener auch weiterhin einige Langzeitverletzte ersetzen müssen, zu denen sich zumindest vorübergehend auch Mirkan Kasikci gesellt, der sich in Windhagen beim Aufwärmen eine Zerrung zugezogen hat. Wieder ins Aufgebot rückt indes Tom Greb.
Wieder einmal erwies sich die SG Malberg als Favoritenschreck. Volker Heun selbst hatte den FV Morbach vorab in höchsten Tönen gelobt, denn spielerisch seien die Hunsrücker in den vergangenen beiden Jahren das Beste gewesen, was es in der Rheinlandliga gegeben habe. Dass es für seine noch nicht ganz eingespielte Mannschaft dennoch zum Coup reichte, machte Heun jedoch mitunter daran fest, dass die Hunsrücker zumindest diesmal nicht die Ballsicherheit gehabt hätten, die sie sonst ausgezeichnet habe. „Das soll unsere eigene Leistung aber in keiner Weise schmälern“, betont der SG-Coach, der ohnehin durchaus angetan davon ist, wie sich seine Spieler bisher präsentiert haben. „Vom Aufwand, den die Mannschaft in den Spielen betrieben hat, geht fast nicht mehr“, findet Heun – was einerseits als Lob zu verstehen ist, dem Trainer aber auch Sorgen bereitet. „Die Frage ist, inwieweit diese verhältnismäßig junge Mannschaft in der Lage sein wird, dieses Pensum über eine ganze Saison hinweg abzuspulen. Wenn wir das Woche für Woche so hinbekommen, muss man uns jedenfalls erst mal schlagen“, sieht Heun, der zuweilen auch mal hart mit seinen Spielern ins Gericht geht, zumindest im Moment keinen Grund den Mahner zu geben.
Auch deshalb wird der erfahrene Übungsleiter davon absehen, seinen Spielern vor dem Derby in irgendeiner Weise Druck zu machen – schon gar nicht in der Öffentlichkeit. So bezeichnet er das Kräftemessen heute Abend auch nur „als ein Spiel von 34“, in dem es „auch nur drei Punkte“ gebe. Selbstredend, dass er den Gegner in der Favoritenrolle sieht, was gemessen am Saisonstart der Wissener auch nachvollziehbar ist. „Man muss bedenken, dass sie das erste Spiel in zweifacher Überzahl unglücklich verloren haben. Hätten sie das erwartungsgemäß gewonnen, stünden sie jetzt ganz vorne mit dabei.“ Überraschend kommen die guten Ergebnisse des VfB für Heun nicht. „Für meine Begriffe haben sie im Vergleich zur Vorsaison einen besseren Kader, auch weil sie da ein wenig aufgeräumt haben. Aber auch so sind sie vom ganzen Drumherum her eine andere Hausnummer als wir, wenngleich wir uns auch nicht kleiner machen müssen als wir sind.“
Was die Personalien angeht, kehrt Tim Pfeiffer ins SG-Aufgebot zurück, sodass die Malberger fürs Derby ordentlich aufgestellt sind. Trotzdem ist Heun nicht verborgen geblieben, dass bereits zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison viele andere Mannschaften mit Verletzungssorgen kämpfen. „Daran lässt sich erahnen, dass die Spieler nach der ungewöhnlich langen Pause körperlich doch noch nicht so weit sind“, findet Heun, der es in dieser Hinsicht auch für unglücklich hielt, dass die Spielzeit gleich mit einer Englischen Woche eröffnet wurde. Als Ausrede für eine mögliche Derbypleite würde er das allerdings niemals gelten lassen.
FC Bitburg – SG Neitersen/Altenkirchen (Sa., 18 Uhr). Die Personalsituation und die Eindrücke aus den Trainingseinheiten waren vielversprechend gewesen, spricht Torsten Gerhardt auch mit einigen Tagen Abstand noch von idealen Voraussetzungen für das Heimspiel am vergangenen Sonntag gegen Ahrweiler. Letztlich hatten es die Neiterser aber nicht geschafft, einen angeschlagenen Gegner noch weiter zu demoralisieren. „Wir haben ihm sogar dabei geholfen, dass der Knoten bei ihm platzt“, bringt Gerhardt die 0:3-Niederlage auf den Punkt. Bei seiner eigenen Mannschaft sei die Situation im Moment hingegen schwierig. Nur ein Punkt und ein erzielter Treffer, dazu zehn Gegentore, von denen sieben allein in den letzten beiden Partien gefallen sind, schlagen natürlich aufs Gemüt. Deshalb ist Gerhardt zurzeit auch mehr als Psychologe denn als Fußballtrainer gefragt. „Es liegt momentan eher am Kopf als in den Füßen“, sind für den Trainer die fußballerischen Qualitäten seine Spieler nach wie vor unbestritten. Nur brauche es eben auch mal ein Momentum, in dem sich der saisonübergreifende Negativtrend ins Positive umkehrt. Ein solches Momentum hätte es gegen den Ahrweiler BC beinahe gegeben, als der 18-jährige Til Cordes nach fünf gespielten Minuten zur vermeintlichen Neiterser Führung traf, diese aber wegen einer Abseitsstellung nicht anerkannt wurde.
So aber müssen die jungen SG-Kicker weiter auf eine Trendwende hinarbeiten, die es schon am Samstagabend beim Gastspiel in Bitburg endlich geben soll. Dass es nach den Touren nach Morbach und Hentern bereits die dritte weite Auswärtsfahrt für die Westerwälder ist, macht die Sache grundsätzlich nicht leichter. Allerdings wird anders als bei den ersten beiden Auswärtsspielen der Kader diesmal wesentlich besser aufgestellt sein, wenngleich mit Jan-Marc Heuten eine der wenigen erfahrenen Säulen fehlen wird.
Während die Neiterser vor allem mental vor einer großen Herausforderung stehen, sieht die Welt beim kommenden Gegner vermutlich ganz anders aus. Mit einer gewissen Aufstiegseuphorie erspielten sich die Bitburger bereits fünf Zähler und gehen nun mit dem Selbstvertrauen des ersten Saisonsieges in ihr nächstes Heimspiel. Nach dem 3:2 in Mehring sprach FC-Trainer Fabian Ewertz von einer Last, die seiner Mannschaft dank des ersten Dreiers von den Schultern gefallen sei. Genau das will Torsten Gerhardt auch am Samstagabend sagen können.