Fernduell in der Rheinlandliga
Wer wird Meister: Cosmos oder Mülheim-Kärlich?
Der FC Cosmos Koblenz schwört sich ein: Die Angreifer Kelvin Lunga (links) und Alket Bajrami können am Sonntag in Schweich den Oberliga-Aufstieg perfekt machen.
Jörg Niebergall

Spannender geht es kaum: Seit dem vergangenen Wochenende steht der FC Cosmos an der Spitze der Rheinlandliga und will nun ungeachtet des Hin und Her um die Oberliga-Zulassung den Aufstieg feiern. Verfolger Mülheim muss punkten – und hoffen.

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Lasset die Spiele beginnen. Die Fußball-Rheinlandliga geizt an ihrem letzten Spieltag (alle Partien werden am Sonntag um 15.30 Uhr ausgetragen) nicht mit Spannung. Nicht im Tabellenkeller – und nicht im Kampf um den Aufstieg. Seit dem vergangenen Wochenende steht der FC Cosmos Koblenz an der Spitze, die SG 2000 Mülheim-Kärlich ist nach dem 1:3 gegen Wittlich auf Platz zwei abgerutscht. Die Ausgangslage ist denkbar einfach: Gewinnen die „Cosmonauten“ in Schweich, ist die Meisterschaft fix, bei allen anderen Ergebnissen kann es kompliziert werden. Mülheim-Kärlich muss bei der starken SG Vordereifel zumindest punkten und dann hoffen. Und dann war da ja auch noch die Debatte um die Oberliga-Zulassung für Cosmos.

„Unsere Aufgabe liegt darin, unsere Platzierung zu verteidigen.“
Cosmos-Trainer Yusuf Emre Kasal hat sich vom Hin und Her um die Oberliga-Zulassung nicht ablenken lassen.

Unter der Woche war der FC Cosmos das Thema in der Szene, samt wilder Gerüchte. Die Nachricht, dass dem Verein aufgrund fehlender Jugendmannschaften die Zulassung für die Oberliga entzogen werden könnte, ist natürlich auch zu Yusuf Emre Kasal durchgedrungen, laut dem Trainer beeinflusst das aber weder seine Vorbereitung noch die der Mannschaft. „Vor dem Training am Dienstag hat uns der Vorstand darüber informiert, dass es ein Telefonat mit dem Verband gab und die notwendigen Schritte schon in die Wege geleitet worden sind“, berichtet Kasal, „damit war die Sache dann für uns durch“. Ohnehin, so betont der Trainer: „Was außerhalb des Platzes passiert, ist nicht unser Aufgabenbereich. Unsere Aufgabe liegt darin, unsere Platzierung zu verteidigen.“ Nachdem der Spielausschuss des Regionalverbands seine ursprüngliche Empfehlung nun revidiert hat, dürften die Diskussion zwar anhalten, für den FC Cosmos besteht indes Klarheit.

Die SG 2000 Mülheim-Kärlich um Michael Rönz (rechts, in der Partie gegen Wittlich) muss sich bei der SG Vordereifel strecken - und auf einer Patzer des FC Cosmos hoffen.
Jörg Niebergall

Mit einem Sieg hätte der Klub Planungssicherheit. Schon ein Unentschieden könnte indes zu wenig sein, dann müsste allerdings Mülheim-Kärlich bei der SG Vordereifel drei Punkte holen. Was leichter gesagt als getan ist. Der Aufsteiger um Trainer Tobias Jakobs hat sich in den vergangenen Wochen nur beim 1:7 in Wissen einen heftigen Ausrutscher geleistet, im Anschluss gab’s drei Siege in Folge bei 13 erzielten Toren. „Das ist schon ein dicker Brocken“, weiß SG-Trainer Nenad Lazarevic, „sie spielen schon die ganze Saison gar nicht wie ein Aufsteiger.“

Vordereifel ohne Druck, aber dennoch fokussiert

Worte, die Vordereifel-Trainer Tobias Jakobs gern vernimmt, er kann mit seiner Mannschaft nach einer starken Saison unbeschwert in die Partie gehen. Bemerkenswert: Obwohl es für die Kombinierten aus Laubach, Müllenbach und Kaisersesch fast in der gesamten Runde weder nach oben noch nach unten gehen kann, zeugte gerade das 3:2 nach 0:2-Rückstand in der Vorwoche in Kirchberg von der guten Einstellung seiner Mannschaft. „Das macht es mir sehr einfach“, sagt Jakobs, der sich freut, Teil des Titelkampfes zu sein. „Wir wollen das Ganze nicht austrudeln lassen.“

Knapp 70 Kilometer entfernt will der FC Cosmos in Schweich nun die Aufholjagd der vergangenen Monate mit der Meisterschaft und dem Aufstieg krönen. Es wäre eine Punktlandung, die Elf von Trainer Kasal steht seit dem vergangenen Wochenende erstmals in dieser Saison am Platz an der Sonne. „Es ist eine neue Situation“, weiß der 37-Jährige, „jetzt ist Mülheim der Jäger, sie werden nicht aufgeben.“ Dass es an der Mosel hitzig wird, darauf stellt Kasal sein Team ein („Wir haben einige Spieler in der Mannschaft, die vor mehreren tausend Zuschauern gespielt haben“), einen Vorteil sieht er auch darin, dass Schweich ebenfalls punkten muss. Denn: Wenn es auf den anderen Plätzen blöd für den TuS Mosella läuft, wäre man im Falle einer Niederlage abgestiegen. „Es wäre schwieriger für uns, wenn sie den Klassenverbleib schon in der Tasche hätten“, glaubt Kasal, „in ihrer Situation können sich nicht nur hinten reinstellen.“ Ein weiterer Aspekt: Im Erfolgsfall wird man sich nicht dem Vorwurf aussetzen müssen, der Gegner habe es über sich ergehen lassen und dem Cosmos-Titel Vorschub geleistet.

Erst spielen, dann feiern: Vordereifel-Trainer Tobias Jakobs richtet den Fokus auf die Partie gegen Mülheim-Kärlich, auf Verabschiedungen wird im Vorfeld verzichtet.
DENNIS IRMITER - PHOTO-MOMENTS

Die Aussicht, den direkten Wiederaufstieg zu schaffen, hat es dem Trainer in dieser Woche leicht gemacht. „Die Jungs sind heiß, sie brennen“, sagt Kasal, der sich in der Kabine keine großartigen Motivationsreden einfallen lassen muss. Nur so viel: „Es gibt immer etwas zu verlieren im Fußball. Aber für uns gibt es ungleich mehr zu gewinnen.“

„Der Kopf spielt für uns jetzt keine Rolle mehr, wir können befreit aufspielen.“
SG 2000-Trainer Nenad Lazarevic

Vielleicht hilft die neue Rollenverteilung in der Rheinlandliga ja auch der SG 2000. Flattern bei Cosmos angesichts der neuen Lage womöglich doch die Nerven? „Es ist immer noch alles drin“, sagt Mülheims Trainer Lazarevic, der ebenfalls die positiven Aspekte in den Vordergrund rückt: „Der Kopf spielt für uns jetzt keine Rolle mehr, wir können befreit aufspielen.“ Denn, so ergänzt er: „Den zweiten Platz haben wir ja schon sicher, wir haben etwas in der Hand.“ Zur Not, das hält er fest, geht’s dann eben wie im Vorjahr in die Oberliga-Aufstiegsrunde.

Vordereifel-Trainer Jakobs blickt auf starke Saison zurück

Und die SG Vordereifel? Die kann zum Abschluss der Saison das tun, was sie am meisten mag: munter nach vorn spielen, die Jakobs-Elf stellt mit 89 Toren die drittbeste Offensive der Liga. Lukas Mey ist mit 23 Toren hinter Nils Wambach (Andernach, 30) und Almir Porca (Ahrweiler, 26) drittbester Schütze, auch für Julian Schmitz stehen 19 Treffer zu Buche. „Wir haben uns vorgenommen, vor allem die Heimspiele sehr ernst zu nehmen“, sagt Jakobs, „wir haben auch die richtigen Schlüsse aus der schwächeren Phase nach der Winterpause gezogen.“ Sein Team wird die Runde als Sechster beenden, „das ist schon Wahnsinn, vor allem, wenn man sieht, welche Mannschaften wir zum Teil hinter uns gelassen haben“, so Jakobs. „Wir werden nach dem Spiel ein bisschen feiern“, so fügt er an. Aber eben erst nach dem Spiel, während der 90 Minuten will die SG Vordereifel ihren Teil zu einem packenden Titel-Duell beitragen.

Wenn die SG Vordereifel (in Rot) die SG Mülheim-Kärlich schlägt, dann kann Cosmos Koblenz zum Gewinn der Rheinlandmeisterschaft gratuliert werden.
Tobias Jenatschek

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