Beim Tabellenführer liest sich der Sachverhalt nüchtern. „Das heutige Spiel gegen den FC HWW Niederroßbach findet aufgrund des Nichtantritts der Gäste nicht statt“, teilt der Verein über seine Kanäle in den sozialen Netzwerken mit, verbunden mit den Worten: „Wir wünschen euch ein entspanntes Adventswochenende und verabschieden uns damit in die Winterpause.“
So weit, so entspannt. Die Version der Gäste schlägt einen anderen Ton an: „Der FC HWW Niederroßbach muss mit Bedauern mitteilen, dass der Verein am 19. und letzten Spieltag im Jahr 2023 gegen den aktuellen Tabellenführer der Rheinlandliga, die SG Schneifel, nicht antreten wird.“
Durch die SG Schneifel sei „bereits in der vergangenen Woche frühzeitig eine Kontaktaufnahme gegenüber dem FC HWW und dem Staffelleiter“ erfolgt, „dass sich mehr betroffene Vereine aufgrund des schlechten Wetters und der dadurch fehlenden Trainingsmöglichkeit solidarisch zeigen sollen, damit der Verband einschreitet und die Partien absetzt, da andere Mannschaften vom Schnee nicht betroffen sind und dies daher unfair wäre“, wird in einer Mitteilung der Niederroßbacher weiter ausgeführt. Davon hatte am Donnerstagmorgen auch HWW-Trainer Maximilian Ramb im Gespräch mit unserer Sportredaktion berichtet.
Dem Ansatz der SG Schneifel habe der FC HWW zugestimmt und dies auch dem Verband in Person des Spielansetzers entsprechend mitgeteilt. Daraufhin seien mehrere Ausweichtermine mit verschiedenen Möglichkeiten an die SG Schneifel übermittelt worden, heißt es seitens des Niederroßbacher Vorstands. „Unter anderem auch, das noch anstehende Pokalspiel beider Mannschaften im März 2024 miteinander zu kombinieren.“ Auf Nachfrage hatte Schneifels Spielertrainer Stephan Simon bestätigt, dass er auch diesen Vorschlag mit in die Vorstandsrunde genommen habe.
Zum Knackpunkt wurde schließlich Folgendes: Nach den witterungsbedingt abgesagten Partien des 18. Spieltags und der Annahme, man sei sich mit dem Gegner einig, die für diesen Samstag geplante Partie auch aus Gründen der Solidarität ins neue Jahr zu verlegen, wurde in Niederroßbach die Winterpause eingeläutet, während in der Schneifel das Tauwetter Wirkung zeigte und zumindest der Platz in Jünkerath plötzlich wieder bespielbar war.
„Da (...) planmäßig kein Spiel mehr in diesem Jahr stattfinden sollte, nutzten einige unserer Spieler diese Pause für einen kurzfristigen Urlaub“, erklärt der FC HWW. Und weiter heißt es in der Mitteilung des Vorstands: „Anfang dieser Woche wurden dann zu unserer Überraschung alle Terminvorschläge durch die SG Schneifel abgelehnt mit dem Hinweis, dass das Spiel nun doch gemäß Spielplan dieses Jahr ausgeführt werden soll. Durch die insgesamt sieben verletzten Spieler unserer Mannschaft, die erst frühestens im Januar ins Training zurückkehren werden, und die sich im Urlaub befindlichen Spieler, kann für das Wochenende keine Mannschaft aufgeboten werden.“
Im klassischen Drama wäre dieses Ende nicht der Höhepunkt, sondern die Katastrophe. Es bleiben Verlierer allenthalben, auch wenn es am Grünen Tisch einen Gewinner geben wird. Der SG Schneifel kommen in den nächsten Tagen drei Punkte auf dem Weg zur angestrebten Meisterschaft in der ...Spielordnung braucht einen Winter-Plan B – Marco Rosbach über die Lehren aus dem Nichtantritt des FC HWW
Maximilian Ramb will gar nicht grundsätzlich über das Verhalten des Gegners urteilen. „Vielleicht würden wir in einer vergleichbaren Situation ja ähnlich reagieren“, sagt Niederroßbachs Trainer. „Womit ich aber ein Problem habe, ist die Tatsache, dass erst seitens der SG Schneifel der Kontakt aufgenommen und um Solidarität und Miteinander geworben wird, um sich dann ein paar Tage später komplett anders zu verhalten.“
Er selbst sah sich mit seinem Trainerkollegen Alexander Haller auch in der Pflicht, Spieler wie Keigo Matsuda, Florian Kolb oder Peter Ferger, „die wochenlang nicht trainieren konnten“, zu schützen, statt sie spielen zu lassen, um überhaupt auf neun oder zehn Feldspieler zu kommen. „Natürlich war es ein Abwägen bis zum Schluss“, sagt Ramb. „Aber es wäre nicht zu verantworten gewesen, unter diesen Voraussetzungen anzutreten.“ Gegenüber dem Gegner habe man auch die personelle Notlage offen kommuniziert – die erhoffte Reaktion blieb aus.
„Solch eine Vorgehensweise ist dem FC HWW in der gesamten Vereinshistorie noch nicht vorgekommen“, übt der Niederroßbacher Vorstand in seiner Erklärung scharfe Kritik am Verhalten des Tabellenführers. „Der Fall wird von Vereinsseite aufgearbeitet und es werden die richtigen Rückschlüsse gezogen, damit solch ein Vorfall nicht erneut eintritt und diskutiert werden muss.“