Engers – Übers Wochenende spielte der Fußball für die Kicker und Funktionäre des Rheinlandligisten FV Engers nicht die Hauptrolle; Spielertrainer Sascha Watzlawik, sein Co-Trainer Achim Thelen und etliche Spieler verkauften auf der Engerser Kirmes Würstchen und Getränke, um die Vereinskasse aufzubessern und werden wohl auch mehr oder weniger kräftig mitgefeiert haben beim größten Volksfest im Neuwieder Vorort. Der Ernst des Fußballerlebens beginnt beim FVE am Mittwoch, wenn Watzlawik seine Schützlinge zum Trainingsauftakt begrüßt. Wir sprachen mit dem Spielertrainer des Vorjahres-Aufsteigers über seine Erwartungen für die kommende Saison.
Sascha Watzlawik, nach dem Rückzug des SV Roßbach/Verscheid in die Kreisliga B ist der FV Engers wieder die fußballerische Nummer eins im Kreis Neuwied. Welche Chancen und Verpflichtungen bringt das mit sich?
Das war mir bisher gar nicht bewusst, dass wir jetzt eine Art Aushängeschild sind. Natürlich tut uns allen leid, was in Roßbach passiert ist, und mir besonders. Schließlich habe ich ja viele Jahre dort gespielt und kenne viele Spieler und Funktionäre dort. Dass es gleich in die Kreisliga B geht, hat mich schon geschockt. Aber Ingo Dittrich und Rudi Schmitz habe ich als tüchtige Geschäftsleute kennengelernt, die wissen, was sie tun. Der Verein hat sich sauber aus der Affäre gezogen und keine Schulden hinterlassen. Da ist niemand, der noch Geld zu kriegen hat.
Zurück zum FVE: Die neue Rolle als klassenhöchster Verein im Kreis könnte Begehrlichkeiten nach mehr wecken. Schließlich haben die Engerser schon häufig hochklassig gespielt. Ist eine Oberliga-Rückkehr in absehbarer Zeit möglich oder gar ein Ziel?
Gefordert wird das auf gar keinen Fall, weder von Seiten des Vereins noch von den Zuschauern. Natürlich ist uns bewusst, dass der FV Engers ein Traditionsverein ist; schon mein Vater ist regelmäßig die Spiele in Engers gucken gegangen. Aber wir wissen genau, wo wir stehen, auch finanziell. Wir gehen mit einer stark veränderten Mannschaft, die sich erst finden muss, in die Saison. Das zweite Jahr in der neuen Klasse ist meist schwerer als das erste, da wäre es utopisch, zu fordern, dass wir uns in der Tabelle weiter verbessern. Wenn wir wieder Neunter werden wir in der letzten Saison, sind wir hochzufrieden und glücklich. Und sollte irgendwann mal die Situation eintreten, dass mehr drin ist, dann wäre das halt so und man müsste neu überlegen. Aber hier gibt es überhaupt keinen Zwang, aufzusteigen.
Sind Ihre Personalplanungen abgeschlossen?
Wir haben mit Christoph und Matthias Fink, Vitalj Karpov, Arne Moskopp und Andreas Pütz ganz wichtige Spieler verloren. Neu kommen Ahmet Akbulut, Carsten Fieth sowie Goran Naric, dem Kapitän der letztjährigen A-Jugend von TuS Kobenz, und Giovani Lubaki, Stürmer von der SG Bad Breisig. Und Raphael Bernard, der nicht, wie geplant, nach Roßbach zurückgeht, sondern bei uns bleibt, ist für mich auch wie ein Neuzugang. Ansonsten ist der Stamm zusammengeblieben.
In der Vorbereitung spielen Sie gleich gegen die Oberligisten Wirges und Burgbrohl sowie gegen einige Bezirksligisten. Haben Sie lieber stärkere Gegner, gegen die man sich beweisen muss, als unterklassige Klubs, die nicht so viel Gegenwehr leisten?
Ich denke, unser Programm enthält beide Arten von Gegnern. Gegen Wirges und Burgbrohl sind wir eine Art Sparringspartner, gegen die Bezirksligisten werden wir wohl selbst mehr Spielanteile haben. Fußball spielen können die alle. Aber es stimmt schon, ich habe es gern mit Gegnern von einer gewissen Qualität zu tun.
Wie schätzen Sie das Feld der Rheinlandligisten in der anstehenden Saison ein?
Leichter wird es gewiss nicht. Die Aufsteiger sind stark; Oberwinter und Malberg/Rosenheim haben jeweils eine überragende Saison gespielt, und Konz ist zwar für mch ein weitgehend unbeschriebenes Blatt, aber auch ein Traditionsverein. Dazu kommt Oberliga-Absteiger Mehring, aber leider nicht Roßbach. Auf dieses Derby hätte ich mich sehr gefreut. Für uns kommt es darauf an, guten Fußball zu spielen und möglichst wenig mit dem Abstieg zu tun zu haben. Konkretere Vorgaben mache ich nicht. Das wird nie meine Art sein.
Das Gespräch führte
unser Redakteur Stefan Kieffer