Auffälligster Mann bei den Gastgebern in der Anfangsphase war Rechtsaußen Hakan Külahcioglu, der als Vertreter des an einer Zerrung laborierenden Philipp Schmitz die Kapitänsbinde trug. „Er ist ein Unterschiedsspieler, wie ihn sich jede Mannschaft wünscht“, lobte Kossmann. Külahcioglus Torschuss gleich nach dem Anstoß wurde von Jannik Weller auf der Linie geklärt, den Abpraller verwertete Ole Conrad trocken zur Führung (1.).
Und es ging ratzfatz weiter: Nach Flanke Külahcioglus markierte Jakob Weiler per Kopf das 2:0 (10.). „Das waren zehn unterirdische Minuten“, haderte Malbergs Trainer Volker Heun, „vor allem über unsere linke Seite haben wir den Gegner immer wieder eingeladen.“ Die Folge Verteidiger Bastian Bleeser musste noch vor der Pause das Feld räumen.
Wechsel auch bei Andernach in derselben Minute: Der entfesselt aufspielende Külahcioglu brach einen Sprint ab und deutete direkt an: Auswechseln. Ob Zerrung oder Muskelfaserriss – das bleibt abzuwarten. Auch Jörn Heider, den eine Knieverletzung plagte, hielt nicht bis zur Pause durch. Die rechte Seite blieb mit Louis Hild hinten und Hannes Lutz vor ihm weiter gefährlich – und mit dem 3:0 zur Pause schien eine Vorentscheidung gefallen: Weiler bediente im Sechzehner Burim Zeneli, der legte zurück für Conrad – und der zentrale Mittelfeldmann machte es wie Toni Kroos im WM-Halbfinale 2014 gegen Brasilien und traf erneut aus der zweiten Reihe (43.).
„Das sind Gegentreffer, wie sie sich keine Schülermannschaft einfängt“, zeterte Heun, der in Durchgang zwei viele weitere Andernacher Angriffe auf sein Tor zurollen sah, die aber nur ein weiteres Tor einbrachten: Kadir Mete Begen staubte nach einem Pfostenschuss von Weiler ab (55.). Kossmann-Schützling Weiler, der unter dem neuen Trainer schon in der Jugend und zuletzt in der zweiten Mannschaft der SG 99 gespielt und vorige Woche in Morbach sein Debüt in der Rheinlandliga gefeiert hatte, verbuchte somit drei Scorerpunkte. „Es war ein schönes Gefühl, als der Trainer mich anrief und sagte, dass er mich braucht“, jubelte der Shootingstar erschöpft, aber glücklich.
Den hohen Temperaturen mag es geschuldet gewesen sein, dass die Hausherren nicht bis zum Ende höchstes Tempo gingen. Die Malberger ließen ihre spielerischen Fähigkeiten nur sporadisch aufblitzen, etwa in Form einer Kombination, die Steffen Gerhardus mit einem Steilpass auf Sven Heidrich einleitete. Heidrich passte in die Mitte zu Jordi Frohn, der für Luca Antonio Groß zurücklegte – dessen Schuss aber ging vorbei (52.).
Zuvor war ein Schuss von Gabriel Müller keine Herausforderung für Andernachs Torwart Niklas Nett (18.), der Versuch s von Groß verfehlte das Gehäuse ebenfalls (28.). „So reicht’s hinten und vorne nicht“, fand Heun unterm Strich kaum etwas Positives nach der dritten Auswärtsniederlage im dritten Auswärtsspiel. Die vielen Verletzten wollte er als Entschuldigung nicht gelten lassen: „Wir suchen keine Alibis. Jeder, der heute auf dem Feld stand, hat den Anspruch, Rheinlandliga zu spielen.“
Kossmann derweil war rundum zufrieden: „Das war Herz, das war Leidenschaft, das war richtig gut. Aber wir müssen Woche für Woche genauso hart weiterarbeiten. Ein Sonderlob geht an Jan Hawel, der schon in Morbach wie ein Wahnsinniger für die Mannschaft gearbeitet hat und Kilometer um Kilometer gelaufen ist.“ Ein Tor blieb dem bulligen Stürmer zwar versagt, dennoch sendeten die Andernacher mit ihrem ersten Erfolgserlebnis ein bemerkenswertes Lebenszeichen.
Von unserem Mitarbeiter Matthias Schlenger