Da saßen sie nun, die Spieler der SG 2000 Mülheim-Kärlich. Ausgelaugt und mit leerem Blick. Seit dem sechsten Spieltag stand die Mannschaft von Trainer Nenad Lazarevic an der Tabellenspitze der Fußball-Rheinlandliga, der Aufstieg rückte näher und näher. Doch nach dem 1:3 (0:1) gegen Rot-Weiss Wittlich ist Platz eins futsch, könnte es wie schon im Vorjahr in die Aufstiegsrunde gehen – in der man seinerzeit dramatisch scheiterte.
Nur zwei Punkten aus den letzten vier Spielen
„Wir haben es jetzt nicht mehr in der eigenen Hand“, sprach Lazarevic ebenso gefasst wie enttäuscht die neuen Realitäten aus. Der FC Cosmos war zwar tags zuvor nicht über ein 0:0 gegen Scheifel hinausgekommen, doch das reichte, um die Aufholjagd des Frühjahrs mit dem Sprung auf Platz eins zu krönen. Die „Cosmonauten“ können dabei sogar in Kauf nehmen, nur zwei Unentschieden aus drei Partien eingefahren zu haben. Denn: Die Mülheimer, lange Zeit souverän an der Spitze, nehmen sich zur Unzeit ihre Ergebniskrise, aus den letzten vier Partien stehen nur zwei Punkte zu Buche. „Das war in den letzten Wochen zu wenig“, sagte Lazarevic, „mit einer Leistung wie gegen Wittlich wären die Dinge anders gelaufen“.
Sonntagsschuss von Wittlichs Rizvani
In der Tat konnten sich die SG-Akteure nicht viel vorwerfen. Zur aktuellen Formdelle gesellte sich ein Gegner, der am Schulzentrum unter Beweis stellte, warum er eigentlich zu den Top-Teams der Liga zählt. Technisch versiert, hielten die Wittlicher das Spiel offen und füllten vor der Pause in Person von Ralf Rizvani den Begriff „Sonntagsschuss“ auf eindrucksvolle Art und Weise mit Leben. Rund 30 Meter vor dem Mülheimer Tor zog er von halblinks mit rechts ab, der Ball schlug vorbei am machtlosen Schlussmann Michael Wall genau im Winkel ein.
„Es passt in unsere Situation, dass wir so ein Tor kassieren. Uns fehlt ein bisschen das Glück, das der Gegner hat“, sagte Lazarevic später, dessen Team nach gut einer Stunde durch den eingewechselten Martin Jacobs aus kurzer Distanz die wohl größte Chance auf den Ausgleich hatte. Weil dessen Schuss drüber ging und wenig später auch Daniel Aretz seinen Meister in Wittlichs Torwart Julius Benz fand, trat das ein, was häufig in derlei Fällen passiert: Der Treffer fiel auf der anderen Seite. Erneut bewies Rizvani, dass er einen feinen rechten Fuß hat, nach einem Schlenzer im Strafraum war Wall erneut chancenlos (80.). „Das Tor fiel aus dem Nichts“, erkannte Lazarevic richtig.
0:2 sorgt auch bei Cosmos für Jubel
Das 0:2 wurde nicht nur vom Wittlicher Lager lautstark bejubelt, sondern auch von einer Delegation des FC Cosmos. Während sich Trainer Yusuf Emre Kasal eher im Stillen gefreut haben dürfte, wähnte sich der Anhang wohl schon in der Oberliga. Das 1:2 von Michael Rönz, der aus dem Getümmel heraus traf (89.), brachte in Mülheim kurz die Hoffnung zurück, am Ende stürmte sogar Torwart Wall mit. Doch auch das half nicht, mit dem Schlusspfiff traf Wittlichs Yannick Lauer gegen komplett aufgerückte Mülheimer ins leere Tor zum 1:3.
Gibt es ein Entscheidungsspiel?
Lazarevic begann sogleich, seine enttäuschten Spieler aufzubauen, was aber wohl nicht von jetzt auf gleich geht. „Auf dieser Leistung lässt sich aufbauen“, richtete er den Blick nach vorn auf den kommenden Sonntag, „wir haben noch ein Spiel.“ Dann geht es zur starken SG Vordereifel, die die vergangenen drei Partien allesamt gewonnen hat und in der Vorwoche sich mal eben mit 3:1 in Wittlich durchgesetzt hat. Zeitgleich hat der FC Cosmos in Schweich den vermeintlich leichteren Gegner – aber was heißt das schon in diesen Tagen? Vielleicht ist es ja dann sogar ein Vorteil, dass die Mülheimer nun die Jäger sind.
„Es ist schwieriger für den Kopf, wenn du etwas verlieren kannst“, weiß Lazarevic in dessen Worten auch mitschwang, der Druck jetzt bei Cosmos liegt. Und wer weiß: Gut möglich, dass nach den kuriosen Ergebnissen der letzten Spieltage auch am kommenden Sonntag noch nicht feststeht, wer Meister ist und wer die Aufstiegsrunde bestreiten muss. Bei Punktgleichheit, so sieht es das Reglement vor, ist die Tordifferenz unerheblich – dann muss ein Entscheidungsspiel her.
SG 2000 Mülheim-Kärlich - SV Rot-Weiss Wittlich 1:3 (0:1)
Mülheim-Kärlich: Wall – Ternes (85. Vulicevic), Wilmsmann, Fritsch, Hollendung (69. Ries) – Männchen, Fuß (73. Hillen) – Aretz (85. Heuser), Platzek (63. Jacobs), Steinmetz – Rönz.
Wittlich: Benz – Stefan (70. Saim), Habbouchi (56. Lentes), Harig, Rizvani – Tonner, Kahyaouglu, Uhlig (77. Chagraoui), Wollny – Rashidi, Lauer.
Schiedsrichter: Ingo Kreutz (Lutzerath).
Zuschauer: 332.
Tore: 0:1 Ralf Rizvani (45.), 0:2 Ralf Rizvani (80.), 1:2 Michael Rönz (89.), 1:2 Yannick Lauer (90.+6).