Das 0:5 des TuS Kirchberg in der Fußball-Rheinlandliga am Sonntag bei der SG Vordereifel war das letzte Spiel für Thorsten Haubst als Trainer der abstiegsgefährdeten Hunsrücker. Kirchbergs Sportlicher Leiter Christian Schneider war es, der Haubst die nicht so frohe Botschaft rund einen Monat vor Weihnachten überbrachte. Um zu verhindern, dass an Heiligabend der Baum richtig brennt beim Vorletzten, zogen die Kirchberger Verantwortlichen nun die Reißleine. Haubsts Nachfolger wird Artem Sagel, in der vergangenen Saison noch spielender „Co“ unter Haubst-Vorgänger Patrick Joerg und mittlerweile als Sportlicher Koordinator beim TuS – und nun Trainer.
Sicherlich war das Telefonat, das Christian Schneider mit Haubst führte, kein einfaches. Aber es war eines, das aus Sicht des Sportlichen Leiters geführt werden musste: „Letztendlich habe ich den Impuls dafür gegeben, wir mussten die Handbremse ziehen, das ist meine Aufgabe. Der TuS soll in der Rheinlandliga bleiben, das ist unser aller Wunsch.“ Vier Spiele stehen noch vor der Winterpause aus. „Das sind wichtige Spiele, die wollten wir nicht einfach so an uns vorbeiziehen lassen“, sagt Schneider.
Die Gründe für die Trennung
Bestärkt wurde sein Eindruck, dass sich etwas verändern müsse, bei der Niederlage am Sonntag, womit wir bei den Gründen für die Trennung sind: „Es ist natürlich, weil wir keinen Erfolg haben. Wenn du so viele Spiele verlierst und dann 0:5 gegen einen Aufsteiger, dann denkst du: Okay, so können wir keinen Erfolg haben.“ Und den brauchen die Kirchberger am besten schon am Sonntag (15.30 Uhr) gegen Schneifel Stadtkyll, das mit vier Punkten mehr auf dem ersten Nichtabstiegsplatz 14 steht, vier Mannschaften müssen runter in die Bezirksliga.
Haubst selbst hatte schon vor Wochen und einer Niederlagenserie zu den Verantwortlichen ehrlich gesagt, dass sie sich über einen Plan B Gedanken machen müssten, wenn es so weitergeht. Ging es aber erst einmal nicht, die beste Phase der Saison folgte mit Siegen gegen Malberg, in Wissen und gegen Trier-Tarforst plus Weiterkommen im Rheinlandpokal beim TuS Rheinböllen. Dort wurde danach noch gegen Liga-Rivale TuS Immendorf ins Viertelfinale Mitte März 2025 eingezogen, aber der Liga-Alltag wurde trister und trister. Vier Niederlagen gab es hintereinander, beim Nebelabbruch gegen Cosmos Koblenz stand es nach 75 Minuten 0:2. Zu viel des Schlechten.
TuS macht sich die Entscheidung nicht leicht
Schneider hat sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, weil: „Thorsten hat alles reingeschmissen, was er hat, er hat alles versucht, aber er hat zu wenig Punkte geholt. Wir mussten was machen – und der Trainer ist dann immer ein Weg. Er hat es so angenommen und ich muss sagen, dass wir da im Guten auseinandergehen, wir waren da auch immer in einem offenen Dialog.“ Haubst, der im Sommer nach erfolgreichen acht Jahren aus Morbach zum TuS gewechselt war, war am Abend nach dem Telefonat mit Schneider nicht mehr beim Training, verabschiedet hat er sich auf anderem Weg von der Mannschaft.
Wir brauchen jetzt einen Stimmungswechsel und positive Energie. Ich hoffe, dass Artem das gelingt.
Christian Schneider, Sportlicher Leiter des TuS Kirchberg
Die ist nun natürlich ebenfalls gefordert. „Die Mannschaft hat sich kein Alibi gegeben“, berichtet Schneider von den Gesprächen, die statt des Trainings liefen, „wir haben ehrlich miteinander geredet, sie stehen auf dem Platz, aber es gab Dinge, die gestört haben. Die spielen eine größere Rolle, wenn es nicht läuft. Wir müssen mehr füreinander da sein, nicht so viel an sich denken, sondern an die Gruppe. Wir brauchen jetzt einen Stimmungswechsel und positive Energie. Ich hoffe, dass Artem das gelingt.“

Der 35-jährige Sagel war im Sommer, nachdem er seine Schuhe an den Nagel gehängt hatte, Kandidat Nummer eins gewesen auf den Trainerposten, aber Sagel wollte erst mal Abstand zu den Jungs, mit denen er so lange zusammen gekickt hatte. „Artem hatte ja Gründe, es im Sommer nicht zu machen. Für mich ist er einer der besten Trainer im Hunsrück, ich bin zu 100 Prozent überzeugt, dass es die einzige und richtige Lösung ist. Die Spieler stehen jetzt in der Pflicht, Artem ist mit der Hälfte dick befreundet“, sagt Schneider.
Haubst: Ich habe alles gegeben
Ob Sagel die richtige Lösung ist, darüber hat sich Haubst „noch gar keine Gedanken gemacht“. Erst einmal musste er die Entscheidung verdauen, denn zum ersten Mal musste er als Trainer früher gehen. Generell sagt er: „Ich kann das nachvollziehen, wer kann schon von 16 Spielen 12 verlieren?“ Der Zeitpunkt überraschte ihn dennoch. „Ich habe ja Artem schon mal gesagt, dass es einen Plan B geben muss oder irgendeinen anderen Weg. Von daher hat es mich nicht überrascht. Als mich Christian angerufen hat, habe ich in dem Moment aber nicht damit gerechnet.“ Weil: „Ich habe schon eine kleine Entwicklung gesehen, wenn auch nicht in dem Maße, wie ich es mir vorstelle. Aber wir waren körperlich in einer besseren Verfassung und auch spielerisch besser als zu Beginn. Was fehlt, ist so bisschen der Pep und die Leidenschaft.“
Wie groß seine Enttäuschung über das Aus war? „Das gefällt ja keinem, das ist doch klar. Beide Seiten hatten sich etwas voneinander versprochen, Kirchberg von mir, ich von Kirchberg. Sie haben Oberliga gespielt, ich dachte, wir könnten an diese guten Zeiten anknüpfen.“ Groll hegt er nicht großartig: „Ich wünsche dem Verein auf jeden Fall, dass es funktioniert, dafür war ich zu sehr mit dem Herz dabei. Ich kann auch damit leben, weil ich weiß, dass ich die letzten vier, fünf Monate alles gegeben habe. Wenn mein Bestes nicht das Beste für die Mannschaft war, muss ich es so nehmen.“
Es kam viel zusammen, wir hatten nicht so die Typen, die es auf dem Platz regeln wie Artem vorher. Das muss sich noch finden, vielleicht habe ich das nicht hingekriegt.
Thorsten Haubst
Dass diese Mannschaft natürlich auch gravierende Abgänge vor der Saison hatte – und dann noch Verletzungen wie die des spielenden Co-Trainers Yannik Kerzan – spielt natürlich auch in die Misere rein. „Es kam viel zusammen, wir hatten nicht so die Typen, die es auf dem Platz regeln wie Artem vorher. Das muss sich noch finden, vielleicht habe ich das nicht hingekriegt“, sagt Haubst.
Sein Sohn Matthias wäre sicherlich ein Typ auf dem Feld, aber er war wie sein Vater, mit dem er aus Morbach mit vielen Erfolgen zuletzt kam, neu, verletzt zwischendurch und muss nun das Aus auch verkraften. Bleibt er beim TuS? „Matthias macht völlig losgelöst von mir seine Sache, das entscheidet er alles selbst.“ Wann Thorsten Haubst sich dazu entscheidet, ins Trainergeschäft zurückzukehren, ist für ihn auch noch keinen Gedanken wert: „Ich war jetzt neun, zehn Jahre am Stück Trainer, davon acht in Morbach. Eine kleine Pause wird mir garantiert nicht schaden.“