Im relativ ereignislosen ersten Durchgang hatte Kirchberg eigentlich alles im Griff. Die Top-Offensive der Gäste um Almir Porca und Leon Waldminghaus hielt man geschickt im Zaum. Nach einer vergebenen Doppelchance von Erik Milz und Jonas Heimer (10.) schlug die Heimelf ihrerseits alsbald eiskalt zu, allerdings unter großer Mithilfe des Gegners.
Jonas Heimer flankte von rechts, Gästekeeper David Weidner wollte das Leder nach vorne hechtend fangen und verlor das Spielgerät wieder, Lukas Gohres staubte zum 1:0 ab (13.). Aber auch das nahmen die Ahrtaler nicht zum Anlass, aus der Lethargie zu erwachen. „Was ist denn das für eine Körpersprache?“, entfuhr es Ahrweilers Trainer Julian Feit (coachte zuvor den TSV Emmelshausen in der Oberliga) an der Seitenlinie. Denn lediglich Kirchbergs Niklas Schneider zielte noch mal zu hoch (38.), und Milz verhunzte eine Ballmitnahme und verbaute sich damit eine „Hundertprozentige“ (43.).
Pause. Trotz aller lautstarker Warnungen von TuS-Trainer Thorsten Haubst („Männer, wach sein, direkt“) spielte fortan nur noch der Gast. Kirchbergs Maximilian Jannasch lieferte maximal Geleitschutz für Linksaußen Saint Batantou, der flach in die Mitte passen durfte. Und da ein Porca nicht viel für ein Tor braucht, nutzte der Mittelstürmer den entstandenen Raum, um mit links zum 1:1 einzuschießen (48.).
Jetzt rollte der Gäste-Angriff. Nach einem langen Waldminghaus-Einwurf brachte Porca Kopf und Fuß nur leicht – aber entscheidend – in die Szene und bediente Rico Wagner, der per Vollspann die 1:2-Führung erzielte (60.). Den Deckel drauf machte dann der Ex-Karbacher und Einwechsler Luca Marx per Kopf, Flankenläufer Waldminghaus assistierte perfekt zum 1:3 (85.). Schneiders Kopfballtor bedeutete nach Flanke des eingewechselten Silas Wilbert zwar das 2:3, allerdings geschah das tief in der Nachspielzeit (90.+3) – zu tief.
Sieger-Trainer Feit war freilich nur von der zweiten Hälfte seiner Mannschaft angetan: „Die erste Halbzeit war das Schlechteste, was wir in dieser Saison bisher gespielt haben. Kein Wille, kein Freilaufverhalten. Aber auch Kirchberg war ja nicht gut, ein schwaches Spiel halt. Mit dem zweiten Durchgang sind wir dann aber total zufrieden, haben richtig was investieren müssen. Denn momentan fällt uns nicht alles vor die Füße, nicht alles läuft von selbst.“
In TuS-Coach Haubst brodelte es: „Ich verstehe die Mannschaft nicht. In der Halbzeit habe ich noch gewarnt, wie Ahrweiler aus der Kabine kommen wird – und dann gehen solche erste zehn Minuten ins Land. Einer Mannschaft, die eine Führung unbedingt nach Hause bringen will, sieht man das an – ich habe das nicht gesehen. Im Vorfeld sprach ich von Tugenden im Fußball. Nur 45 Minuten reichen nicht, so gewinnst du nichts. Das muss in die Köpfe der Spieler, das muss die Mannschaft lernen und hat nichts mit Training oder Taktik zu tun. Da geht es um Überwindung und es geht darum, an die Schmerzgrenze gehen.“
Kirchberg: Kappel – Jannasch, Reifenschneider, Haubst, Özer – Schneider, Müller (55. J. Auler) – J. Heimer – Milz (80. S. Wilbert), F. Daum, Gohres.
Ahrweiler: Weidner – Abranches, Scheu, Bermel, Harden – Habscheid (87. Voloshchuk), Fichtl, Waldminghaus (90. Berhausen) – Wagner (66. Marx), Porca (90. Haj), Batantou (83. Ampadu).
Schiedsrichter: Isabella Krah (Elkenroth); Zuschauer: 110.
Tore: 1:0 Gohres (13.), 1:1 Porca (48.), 1:2 Wagner (60.), 1:3 Marx (85.), 2:3 Schneider (90.).
Besonderheit: Gelb-Rote Karte für Özer (86., Kirchberg).