„Da hat uns die Überzeugung gefehlt“, sagte Joerg. Tatsächlich wirkte es so, als habe sich der TuS allzu sehr auf die Partie gegen Ahrweiler fokussiert und es nicht geschafft, den Fokus gegen einen vermeintlich schwächeren Gegner ähnlich hochzuhalten. Es fehlte die letzte Konsequenz in den Zweikämpfen, im Spiel nach vorne und vor allem vor dem gegnerischen Tor. Alles wirkte zu behäbig, zu ideenlos, zu wenig bissig. Und damit fehlte eben auch ganz viel von dem, was das Kirchberger Spiel in den vergangenen Wochen und Monaten ausgemacht und so erfolgreich gemacht hatte.
Die Gäste unterdessen waren unter ganz anderen Voraussetzungen in die Partie gegangen. Der FC hatte am vergangenen Wochenende beim Tabellenletzten Ellscheid verloren – und war gewillt, es dieses Mal deutlich besser zu machen. Die Gäste wirkten wacher in den Zweikämpfen und spielten schnörkellos und schnell nach vorne. Nicht aus dem Spiel heraus, sondern ein wenig glücklich kam allerdings das 0:1 daher. Carsten Wans zog den Ball aus dem linken Halbfeld auf den zweiten Pfosten, von wo er, ohne dass jemand Kopf oder Fuß dazwischen bekam, ins lange Eck segelte (12.).
Anschließend kamen zwar auch die Gastgeber zu einigen Halbchancen, doch bei einem Kopfball von Torsten Resch nach einem Freistoß durch Artem Sagel (17.), bei einer Flanke von Florian Daum, die Resch und Yannik Kerzan verpassten (18.), fehlte die letzte Konsequenz. Die legten die Gäste an den Tag: Nach Balleroberung kombinierten sie sich über die linke Seite schnell nach vorne, Moritz Pies spielte den Ball in die Mitte, wo ihn Tobias Lommer auf Jan Simek ablegte, der aus rund 16 Metern einschob (26.) – 0:2 und das war keinesfalls unverdient.
Bis zur Pause gelang es Kirchberg nicht mehr, sich nennenswerte Möglichkeiten herauszuspielen. Stattdessen hatten die Gäste noch die Chance, die Führung auf 3:0 auszubauen. Nach einem TuS-Ballverlust in der Vorwärtsbewegung ging Lommer über die linke Seite in den Strafraum, doch statt selbst abzuschließen, versuchte er den Ball auf Simek querzulegen. Tim Müller grätschte in höchster Not dazwischen und klärte zur Ecke (35.).
Nach Wiederanpfiff zeigten die Gastgeber dann das Gesicht, das eines Tabellenführers würdig ist. Sie gewannen die entscheidenden Zweikämpfe im Mittelfeld, spielten ihrerseits schnell nach vorne – und belohnten sich dafür bereits nach fünf Minuten und mit einem Traumtor. Nach einem Querpass von Daum zog Sagel aus 16 Metern ab und setzte den Ball direkt in den Winkel. Zwei Minuten später folgte eine Situation, die für eine Menge Diskussionsstoff sorgte. Nach einem langen Pass von Kerzan spielte Metternichs Emre Simsek den Ball mit der Hand. Weil er letzter Mann war und eine klare Torchance durch sein Eingreifen verhindert hatte, forderten die Gastgeber Rot. Der Unparteiische zeigte Gelb. „Auf die Erklärung bin ich wirklich gespannt“, sagte Joerg. Sein Gegenüber Patrick Kühnreich konnte den Unmut zwar verstehen, fand aber, dass es vor dem 1:2 im Mittelfeld ein nicht geahndetes Foulspiel gegeben hatte und dass es sich unterm Strich so ausgeglichen habe. Simsek blieb jedenfalls und Sagel setzte den Freistoß knapp neben das Tor (54.).
Fünf Minuten später durften die Gastgeber dann aber doch den Ausgleich bejubeln: Durch einen satten Schuss von Patrick Sehn-Henn, den Joerg aus der Viererkette nach vorne beordert hatte. Anschließend drängten die Gastgeber auf den Siegtreffer, waren dadurch defensiv teilweise sehr offen – und liefen in Konter. Einer davon führte zum 2:3 (80.), als Simek Philipp Brittner bediente, der den Ball mit der Picke an Reifenschneider vorbei im Tor unterbrachte. Den Schlusspunkt setzte Florian Panny in der vierten Minute der Nachspielzeit. Dass die Gastgeber durchaus Moral haben, zeigten sie mit zwei Aluminiumtreffer durch Lukas Gohres und Leon Görgen im Anschluss – doch die hatten für den Ausgang keine Bedeutung mehr.