Doch alle Überlegungen, die der Coach der SG HWW Niederroßbach/Emmerichenhain im Vorfeld angestellt hatte, liefen am Mittwochabend ins Leere. Wissen dachte nicht an potenzielle Gegner von morgen, sondern untermauerte beim 4:0 (1:0)-Auswärtserfolg seinen Favoritenstatus.
Als Knackpunkt erwies sich eine Phase des Spiels, der gerne eine tiefere psychologische Wirkung zugesprochen wird. Der VfB ging kurz vor der Pause durch Felix Arndt in Führung, der, selbst im Laufduell mit seinem Gegenspieler, davon profitierte, dass HWW-Schlussmann Jan Kiefer etwas überhastet sein Tor verlassen hatte, um zu klären. Der Weg war frei, sodass Arndt nur noch einschießen musste (42.), was er dankend tat.
Entscheidung in nur sechs Minuten
Diese Szene nannte HWW-Trainer Wörsdörfer später „einen der Lernprozesse“, die seine Elf durchmache. „Unser junger Torwart ist am Boden zerstört. Diese Niederlage tut richtig weh, auch wenn Wissen andere Ambitionen hat.“ Als Paul Christian nach einem Freistoß von Nicklas Fuchs per Kopf für die Gäste erhöhte (50.) und Armando Grau (51., 56.) postwendend die Treffer drei und vier nachlegte, waren alle Hoffnungen des Aufsteigers dahin.
Dabei hatte es bis zum ersten Gegentreffer gar nicht so schlecht ausgesehen für die Einheimischen, was auch VfB-Trainer Kahler wurmte: „Mit der ersten Halbzeit bin ich unzufrieden, weil wir gegen einen gut gestaffelten Gegner keine zündenden Ideen hatten.“
Niederroßbach fehlt die spielerische Note
Ohne Keigo Matsuda, der an einer Oberschenkelverletzung laboriert, mangelte es Niederroßbach ganz offensichtlich an einer spielerischen Note. Sich dieses Mankos bewusst, konzentrierte sich Wörsdörfers Elf aber mit Erfolg darauf, defensiv stabil zu stehen und den beiden beweglichen VfB-Stürmern Arndt und Grau das Leben so schwer wie möglich zu machen.
Darunter litten freilich die Gestaltungsmöglichkeiten im Spiel nach vorne. Hier waren lange Bälle das Mittel der Wahl, was Wissens Defensive keine allzu großen Sorgen bereitete. Einen ersten Warnschuss für den VfB gab Jakov Jancek in der 18. Minute ab – eine Chance, aus der der Offensivmann mehr hätte machen können. Aus acht Metern in zentraler Position setzte er den Ball über das Tor.
Pausenansprache rüttelt Wissen auf
Wenig später leitete Tim Christian eine der wenigen Niederroßbacher Offensivaktionen ein. Über die linke Seite kommend, passte er zu Robin Moosakhani, dessen Versuch jedoch zur Ecke abgefälscht wurde (20.). In der Folge wirkte das Spielgeschehen etwas ausgeglichener als zu Beginn, wobei Niederroßbach durchaus stabil wirkte – bis kurz vor der Pause Kiefer patzte und Arndt traf.
Bitter aus Sicht der Gastgeber war vor allem der dritte Treffer, als sie auf einen Freistoß zu ihren Gunsten warteten, der entsprechende Pfiff aber ausblieb und Grau den Konter zum 3:0 nutzte. Mit Graus viertem Treffer war Niederroßbachs Glaube erloschen, wodurch sich Wissens Trainer bestätigt fühlen durfte. „Die Pausenansprache war wohl ganz sinnvoll“, sagte Thomas Kahler, während Thorsten Wörsdörfer eine neue Hoffnung hat: „Vielleicht wird der April uns den Frühling bringen.“
Niederroßbach: Kiefer – Weber (46. Künkler), Blech, S. Moosakhani, Christian – De. Besirovic (80. Walkenbach) – Ramb, Schellenberg, R. Moosakhani (58. Reichmann), Haller (68. Da. Besirovic) – Quandel (72. Thomaser).
Wissen: Klappert – Krauß, Weitershagen, Christian, Wienold – Weber, Fuchs (83. Freudenberg), Winzenburg (30. Leidig) – Jancek (75. Cordes) – Arndt (75. Wagner), Grau (65. Stühn).
Schiedsrichter: Christopher Groß (Münchenroth).
Zuschauer: 160.
Tore: 0:1 Felix Arndt (42.), 0:2 Paul Christian (50.), 0:3, 0:4 Armando Grau (51., 56.).