Meuer-Rücktritt nimmt Alibi
In Ahrweiler ist Westerburgs Mannschaft in der Pflicht
Als Matthias Wengenroth im Heimspiel gegen den FSV Trier-Tarforst per Foulelfmeter auf 1:4 verkürzte, keimte nach einer desolaten ersten Halbzeit noch einmal Hoffnung auf bei der SG Westerburg. Doch trotz zweier weiterer Treffer blieb das Happy End beim 3:6 aus - und zwei Tage später folgte der Rücktritt von Trainer Oliver Meuer.
Horst Wengenroth

Schweißt der Rücktritt von Oliver Meuer bei Rheinlandliga-Neuling SG Westerburg die Spieler zusammen? Die Antwort gibt es am Samstag im Apollinarisstadion.

Westerburg. An den Gedanken, bei der SG Westerburg/Gemünden/Willmenrod ohne Oliver Meuer auskommen zu müssen, hat sich Steffen Dörner in den ersten Tagen nach dem Rücktritt des Trainers noch nicht gewöhnt. „Ich persönlich finde es traurig, dass es so gekommen ist“, sagt der Co-Trainer, der die Mannschaft am Samstag im Spiel beim Ahrweiler BC (17.30 Uhr) und in den beiden folgenden Rheinlandliga-Partien vor der Winterpause gemeinsam mit dem verletzten David Gläser betreuen wird. „Ich glaube, wir sind alle ein bisschen mitgenommen.“

Dass Dörner die Konsequenz Meuers besonders schmerzt, ist verständlich. „Er war vor vielen Jahren der Grund, warum ich nach Westerburg gekommen bin“, erzählt er. „Es wäre schön gewesen, wenn wir unsere insgesamt dritte Zusammenarbeit bis zum Saisonende gemeinsam durchgezogen hätten. Oder wenigstens bis zur Winterpause.“ Doch am Montagabend kam es anders – und jetzt gehe es darum, die Situation anzunehmen. „Das Alibi Oliver Meuer gibt es für keinen mehr.“

„Jeder muss von seinem Ego zurücktreten, nur gemeinsam haben wir eine Chance.“
Steffen Dörner, Interimstrainer der SG Westerburg

Die Mannschaft sei in der Pflicht, wozu er auch sich und Gläser zählt. „Jeder muss von seinem Ego zurücktreten, nur gemeinsam haben wir eine Chance“, legt Dörner den Finger in die Wunde. Nicht zuletzt die Annahme, nicht mal ein halbes Jahr nach dem Aufstieg kein Kollektiv mehr zu sein, hatte zur Trennung geführt. „Geschlossenheit“, fordert Dörner jetzt, dass „jeder für jeden“ da ist. Denn nur „in unserer Gesamtheit“ habe man in Ahrweiler eine Chance.

Nach sechs Spielen ohne Sieg sei sportlich gar nicht viel passiert. „Es waren ja auch zwei Unentschieden dabei“, merkt der Interimscoach an. Noch entscheidender für ihn: „Wer nach dem Aufstieg dachte, dass wir von solchen Phasen verschont bleibt, dem ist nicht zu helfen.“ Zum ersten Mal in dieser Saison sei man nach dem jüngsten 3:6 gegen Trier-Tarforst auf einen Abstiegsplatz gerutscht „Wir stehen als Neuling immer noch im Soll“, findet Dörner. Trotzdem, das ist ihm bewusst, habe es Gründe für das Ende der Ära Meuer gegeben. Und die Lehre daraus müsse sein, sportlich zusammenzurücken.

Laufeinheit und Ahrweiler-Spezialprogramm

Dass sich in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag eine Schneedecke über das Westerburger Land gelegt hat, unterbrach die gewohnte Trainingsroutine ebenfalls. Weil die Plätze gesperrt wurden, stand am Donnerstag nur eine Laufeinheit auf dem Plan – und ein „Ahrweiler-Spezialprogramm“, wie Dörner es nennt. Kopfarbeit war angesagt, viele Gespräche. Der Tabellenachte, der gegen Westerburg den dritten Anlauf nimmt, um im Apollinarisstadion den ersten Ligasieg seit der Rückkehr dorthin zu feiern, war dabei ein Thema. Die Bestandsaufnahme in eigener Sache dürfte aber (mindestens) genauso viel Raum eingenommen haben in der Vorbereitung auf Spiel eins nach dem Rücktritt, der auch die Gastgeber von der Ahr hat aufhorchen lassen. „Für uns ist das eine zusätzliche Warnung“, sagt ABC-Trainer Julian Feit. „Westerburg wird mit Sicherheit alles aus sich herausholen nach dem Wechsel. Und wir müssen das ohnehin auch. Nur dann werden wir dieses Spiel gewinnen.“

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