Sie rannten jubelnd in Richtung ihrer Fans, Ersatzspieler Ahmed Cheriff Midjiyawa zückte das Handy, um die Momente des Glücks festzuhalten. Der TuS Immendorf feierte durch seinen 3:2 (2:0)-Erfolg in der Fußball-Rheinlandliga bei der SG 99 Andernach einen ganz wichtigen Dreier und vielleicht sogar noch mehr. Wie Trainer Torben Kühl-Decker seine Einschätzung schilderte, galt die Freude einem „vielleicht schon lebensrettenden Auswärtssieg“. Rechnerisch war der Klassenverbleib zu diesem Zeitpunkt zwar noch nicht final eingetütet, aber nach den sechs Zählern aus den beiden Partien gegen den VfB Linz und nun gegen die „Bäckerjungen“ müsste es schon mit dem Teufel zugehen, wenn der TuS die Klasse nicht hält.
„Wir haben aus dreieinhalb Chancen drei Tore gemacht.“
TuS-Trainer Torben Kühl-Decker freute sich über die Effizienz seines Teams.
Wie schon vor Wochenfrist spielte Immendorf gnadenlos effektiv. „Wir haben aus dreieinhalb Chancen drei Tore gemacht“, nannte Kühl-Decker einen Schlüssel zum Erfolg. Der passte in den ersten 20 Minuten schon zweimal ins Schloss. Nach einem langen Ball von Schlussmann Marcel Behr war die SG-Abwehr gegen Robin Reichert nicht auf der Höhe. Reichert hob den Ball mit Gefühl über Luca Jordi Bolz (3.). Das 0:2 musste sich der 20-jährige Andernacher Torhüter ankreiden lassen. Er klärte einen Ball vor die Füße von Jan Knopp, der aus großer Distanz abzog und die Führung verdoppelte. „Es hat sich ausgezahlt, Druck auf den Gegenspieler aufzubauen. Wir haben diese Fehler erzwungen“, kommentierte Immendorfs Trainer die wegweisenden Aktionen.
SG 99 gefällig, aber harmlos
Wegweisend, weil die Gastgeber ihrem Trainer Kim Kossmann spielerisch zwar gefielen („Mit dem Ball war das heute gut“), aber so gut wie keine gefährliche Aktion kreierten. Nach einer Freistoßvariante kam Gafur Seker im Zentrum zum Abschluss (17.), aber diese Aktion als Chance zu bezeichnen, sagt einiges darüber aus, wie niedrig die Messlatte lag, in dieser Partie bezüglich Tormöglichkeiten aufgeführt zu werden. Kurz vor der Pause stockte den Gästen noch einmal kurz der Atem, als Mattis Thörner eine Hereingabe von Darian Dshabrailow gerade so neben den Pfosten ins Toraus entschärfte (42.).

Neue Hoffnung kam bei der Kossmann-Elf auf, als Robin Reichert in der 54. Minute nach einem taktischen Foul im Mittelfeld nur kurz nach seiner Verwarnung die Ampelkarte sah. Postwendend verkürzten die „Bäckerjungen“ durch Gian Luca Dolon, der von halbrechts flach ins lange Eck traf (55.). Der zu Beginn des zweiten Abschnitts eingewechselte Filip Reintges hatte den Ball in die Tiefe gespielt. Was danach folgte, war ein Andernacher Anrennen, das auf Höhe des Strafraums permanent endete. „Wir haben den Ball so gut wie überhaupt nicht in die Box gebracht. Das war vielleicht gefällig, aber im vorderen Bereich ungefährlich“, ärgerte sich SG-Trainer Kossmann. „Mit dieser Leistung haben wir verdient verloren.“
Gasper sorgt für die Entscheidung
Immendorf war bei seinen wenigen Aktionen gefährlicher als Andernach mit deutlich mehr Ballbesitz. Bolz vereitelte gegen Knopp mit dem Fuß (60.) und Jan Bruker (74.), während die SG 99 kaum einen Ball in Richtung des Ziels bekam. Indem Julian Maria Gasper einen zunächst scheinbar verpufften Konter mit Geduld und Köpfchen zu Ende brachte, machte Immendorf den Deckel drauf. Auf das Spiel und wahrscheinlich auch auf den Klassenverbleib.
Der Anschlusstreffer durch Nils Wambach, der in der fünften Minuten der Nachspielzeit gefoult wurde und den anschließenden Strafstoß verwandelte, änderte nichts mehr am Spielausgang. Einen weiteren Andernacher Angriff ließ Schiedsrichter Jonas Schäfer nicht mehr zu.
„Momentan vermisse ich die typische Andernacher Mentalität.“
SG 99-Trainer Kim Kossmann
Für Andernach endet die Saison bereits am kommenden Wochenende in Morbach, weil das Heimspiel vom letzten Spieltag gegen die bereits als Absteiger feststehende SG Malberg/Elkenroth/Rosenheim/Kausen auf kommenden Mittwoch, 20 Uhr, vorverlegt wurde. „Ich bin froh, wenn Samstag ist und wir in die Sommerpause gehen. Momentan vermisse ich die typische Andernacher Mentalität. Wir müssen füreinander da sein und brauchen keine gegenseitigen Schuldzuweisungen. Das sind nicht wir, wie es momentan ist“, kritisierte Trainer Kossmann.
SG 99 Andernach – TuS Immendorf 2:3 (0:2)
Andernach: Bolz – Schmitz, Neunheuser, Saftig (69. Herbst) – Schiffers, Demiraj (46. Reintges), Weidenbach, Dshabrailow – Dolon (90.+1 F. Weber) – Seker (52. Wingenbach), Wambach. Immendorf: Behr – Fischer (82. Jochem), Pitsch (64. Gasper), M. Weber, Thörner (81. Jarski) – Kilian, Nicolay – Knopp (65. Ferdinand), Gimm, Bruker (90.+3 Chirico) – Reichert. Schiedsrichter: Jonas Schäfer (Buchholz). Zuschauer: 100. Tore: 0:1 Robin Reichert (3.), 0:2 Jan Knopp (21.), 1:2 Gian Luca Dolon (55.), 1:3 Julian Maria Gasper (88.), 2:3 Nils Wambach (90.+5, Foulelfmeter).
Gelb-Rote Karte: Robin Reichert (54., Immendorf).