Wenn ein Spieler des TuS Immendorf beim Eckstoß die Arme seitlich ausstreckt, dann ist dies das Zeichen dafür, dass der Ball an den vorderen Pfosten kommen soll. Eigentlich. „Vielleicht hat Jan das heute verwechselt“, lächelte Trainer Torben Kühl-Decker nach dem Abpfiff der Fußball-Rheinlandliga-Partie zwischen seinem Team und dem VfB Linz. Mit Jan meinte er seinen Spieler Jan Bruker und die Szene, auf die sich Kühl-Decker bezog, ereignete sich in der 80. Minute: Es war die entscheidende beim Immendorfer 2:1 (1:1)-Heimsieg im Sechs-Punkte-Spiel. Gemäß der Zeichensprache wollte Bruker den Ball von der linken Seite eigentlich kurz bringen, doch die Kugel segelte und segelte, wurde lang und länger und senkte sich direkt vor dem langen Pfosten ins Netz. Kühl-Deckers Ecken-Erklärung beantwortete indirekt auch die bei solchen Aktionen häufig gestellte gefragte nach der Absicht: Nein, Jan Bruker war nicht so schlitzohrig, es direkt versuchen zu wollen.
Linz rutscht wieder unter den Strich
„Wir sagen uns seit Wochen, dass wir mal wieder gewinnen müssen. Heute galt das mehr denn je“, schilderte der TuS-Coach, was auf dem Spiel stand. Mit einer Niederlage wäre die Abstiegszone nur noch ein Zähler entfernt gewesen. Durch Immendorfs Sieg hingegen treibt das Abstiegsgespenst rund um den Kaiserberg sein Unwesen. Der Aufsteiger steht erstmals seit dem vierten Spieltag wieder unter dem Strich. „Wir müssen weiterhin an uns glauben und an unserem Spiel festhalten, weil wir so den größtmöglichen Erfolg haben können“, sagte VfB-Trainer Thomas Schuster nach der intensiven und zweikampfbetonten, aber chancenarmen Begegnung.

Die begann mit einem Paukenschlag. Etwas mehr als eine halbe Minute war nach dem Anpfiff des erst 18-jährigen Schiedsrichters Luis Herrig, der mit einer souveränen Spielleitung zeigte, warum er bei den Verantwortlichen des rheinländischen Schiedsrichterwesens zu den Hoffnungsträgern für die Zukunft zählt, vergangen, als Linz bereits führte. Nach einem Fehler von Sebastian Fischer auf der rechten Abwehrseite brachte Luca Kirschbaum den Ball in die Mitte und Fabio Schopp erzielte sein 17. Saisontor. „Ich bin stolz auf die Mannschaft, wie sie sich nach diesem frühen Dämpfer gewehrt und reagiert hat“, so Kühl-Decker.
Die Rot-Weißen egalisierten die Spielstärke der Gäste mit großem Einsatz und viel Leidenschaft. „Wir haben Linz nicht richtig zur Entfaltung kommen lassen“, ergänzte der TuS-Coach. Der Ausgleich durch Jan Knopp nach Brukers Pass in die Tiefe (8.) war deshalb nicht unverdient. Nachdem die Einheimischen durch Mattis Thörner (31.) knapp das lange Eck verfehlt hatten, startete der VfB vor der Pause eine Druckphase, in der Marcel Behr mit einer guten Parade Schopp sein zweites Tor klaute (45.+1) und ein von Adis Siljkovic getretener, von der Mauer abgefälschter Freistoß knapp am Winkel vorbeiflog (45.+2).
„Beide Mannschaften waren engagiert und schließlich ging Immendorf mit dem glücklichen Ende als Sieger vom Platz.“
Linz-Trainer Thomas Schuster
Im zweiten Abschnitt besaß die Heimmannschaft, die durch Knopp in der 53. Minute den Pfosten traf, leichte Feldvorteile. Die erneute Linzer Führung verhinderte Behr im erneuten Duell mit Schopp. Diesmal entschärfte der Immendorfer Torhüter einen Flachschuss auf die lange Ecke (65.). „Es war eigentlich ein typisches Unentschieden-Ding. Beide Mannschaften waren engagiert und schließlich ging Immendorf mit dem glücklichen Ende als Sieger vom Platz“, kommentierte Schuster den außerplanmäßigen Bruker-Eckstoß. An der Leistung seines Teams hatte er wenig auszusetzen.
Gute Ausgangsposition für Immendorf
„Das hat alles gestimmt. Wir wussten, dass es hier nicht einfach wird. Die Köpfe müssen jetzt oben bleiben“, fordert Schuster für den Abstiegskampf, in dem der VfB mittendrin steckt, wonach es vor einigen Wochen kaum ausgesehen hatte. Und Immendorf? Mit 39 Punkten befindet man sich seit Sonntagnachmittag in einer guten Ausgangssituation bei noch drei ausstehenden Partien. Der Sieg gegen Linz dürfte die halbe Miete gewesen sein. Dass Bruker den Eckstoß eigentlich kurz schlagen wollte, interessiert auf dem Dörnchen mit diesem Ergebnis und dem Blick auf die Tabelle niemanden mehr.
TuS Immendorf - VfB Linz 2:1 (1:1)
Immendorf: Behr – Fischer (90.+4 Ferdinand), Nicolay, Weber, Thörner – Kilian, Chirico (80. Jochem) – Knopp (60. Gasper), Bruker, Midjiyawa – Reichert (71. Gimm).
Linz: Lück – J. Kirschbaum (73. Sahlan), Schlebach, Klein (76. Juniku), M. Siljkovic – Tücke (84. Manuel Rott), Becker – Schopp, A. Siljkovic, Mamuti (88. Fiebiger) – L. Kirschbaum (84. Ritz).
Schiedsrichter: Luis Herrig (Salmrohr). Zuschauer: 190. Tore: 0:1 Fabio Schopp (1.), 1:1 Jan Knopp (8.), 2:1 Jan Bruker (80.).