Herr Hammel, willkommen zurück im Fußball-Geschäft. Wie sah Ihre Planung nach dem Aus im hessischen Hadamar Ende April eigentlich aus?
(lacht) Danke. Im Prinzip wollte ich bereits im vergangenen Jahr, nach meiner Zeit als Spielertrainer beim FC Dorndorf, eine Pause einlegen. Dann kam aber die Anfrage aus Hadamar. Nach dem Aus dort, wusste ich aber: Jetzt brauchst du erst einmal ein paar Monate Pause zum Abschalten und, um Zeit mit der Familie zu verbringen.
Hat es nicht schon früher gekribbelt?
Doch, natürlich. Immer mal wieder. Im Sommer war ich aber durch die Arbeit in meiner Fußballschule (Hammel ist Gründer von „Young Football Talents“, eine Fußballschule, die Fußballcamps in Rheinland-Pfalz, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Österreich und Luxemburg sowie Individualtrainings anbietet; Anm. d. Red.) auch gut eingespannt.
Nachdem das Trainerduo der SG Malberg/Elkenroth/Rosenheim/Kausen, Torsten Gerhardt und Dominik Neitzert, am Freitag gehen musste, kündigte Rainer Zeiler, 1. Vorsitzender des SV Malberg, bereits am Samstagmittag im Gespräch mit unserer Zeitung an, dass das Rheinlandliga-Schlusslicht möglichst ...Florian Hammel soll Wende in Malberg einleiten – SG-Vorsitzender Rainer Zeiler über Gründe und Abläufe
Und jetzt also doch schon die Rückkehr, nach etwas mehr als vier Wochen in der neuen Spielzeit.
Dass es so schnell geht, hätte ich auch nicht gedacht. Ich habe mich schon darauf eingestellt, dass die ersten Anfragen vielleicht in Richtung November kommen. Jetzt kam es anders.
Nehmen Sie uns bitte mit: Wann kam die Anfrage aus Malberg und wie liefen die Gespräche ab?
Am Sonntagvormittag wurde ich kontaktiert, ich wusste natürlich um die Situation dort. Ich war dann am Sonntagnachmittag beim Spiel in Mülheim-Kärlich, habe mir vor Ort ein Bild gemacht und auch weitere Spiele auf Video geschaut. Am Dienstag habe ich mich dann mit dem Vorstand getroffen und Gespräche geführt.
... ,die gefruchtet haben.
Ja, es war ein sehr gutes Gespräch. Natürlich habe ich mir vorher schon meine Gedanken gemacht. Es hat direkt gepasst und daher haben wir das schnell fix gemacht. Das Gespräch ging im Prinzip nur zwei Stunden und dann ging es los.
Sie haben direkt eine Einheit auf dem Platz übernommen.
Die Zeit läuft ja auch ein bisschen (lacht). Ich habe relativ spontan mit den zwölf Mann, die einsatzbereit waren, trainiert. Außerdem habe ich natürlich Worte an meine neue Mannschaft gerichtet.
... die da wären?
Dass es eine große Herausforderung ist, die wir gemeinsam meistern müssen. Es bringt aber nichts, die Flinte jetzt schon ins Korn zu werfen. Eins ist klar: Die Mannschaft ist nun in der Pflicht.
Es ist keine leichte Situation, in die Sie hereinkommen. Haben Sie nicht auch überlegt, das lieber sein zu lassen?
Fünf Spiele, null Punkt, 2:20 Tore – das ist natürlich eine Hausnummer. So etwas fließt in die Gedanken mit ein, keine Frage. Ich kenne aber den ein oder anderen in der Mannschaft und sehe viele Jungs, die willig sind und sich weiterentwickeln wollen.
Das wollten Sie unter dem ehemaligen Trainerduo wohl nicht mehr. Unter unserem Facebook-Post zu den Gründen der Trennung wird unter anderem Teilen der Mannschaft der Charakter abgesprochen. Ist diese Situation, dass sich die Mannschaft gegen die Trainer ausgesprochen hat, für einen Nachfolger nicht schwierig?
Im Endeffekt darf es die Mannschaft nicht entscheiden, aber wenn es innerhalb des Teams so rumort, dann muss eine Entscheidung getroffen werden. Ich halte es nicht für richtig, dass die Mannschaft jetzt so an den Pranger gestellt wird. Ich kenne einige Charaktere und durfte jetzt die anderen kennenlernen. Ich gehe da ganz entspannt an die Sache. Was war, ist Vergangenheit. Nur so viel: Man sieht an der vergangenen Saison, dass gut Arbeit geleistet wurde. Nun beginnt aber die Zukunft.
Es klang in der Analyse von Torsten Gerhardt nach dem Pokal-Ausscheiden beim Bezirksligisten TuS Montabaur schon ein wenig durch. „Es gibt Gesprächsbedarf“, kündigte der Trainer einen Austausch zwischen dem Trainerduo, der Mannschaft und den Verantwortlichen der SG ...Malberg reagiert nach Horror-Start: Trainerduo Gerhardt/Neitzert muss gehen – Entscheidung aus der Mannschaft
Wie soll die nahe Zukunft aussehen. Was sind Ihre Ziele?
Wir müssen schnellstmöglich Punkte sammeln, ganz einfach (lacht). Wie gesagt: es wird eine große Herausforderung. Kurzfristig müssen wir sehen, dass die Langzeitverletzten schnellstmöglich zurückkehren. Wichtig wird jetzt sein, als Mannschaft zusammenzustehen. Aus der Ferne betrachtet war das in Malberg aber die letzten Jahre ohnehin gegeben.
Und das war's?
Das ist der erste, hauptsächliche Punkt. Die Grundtugenden und 'Basics' zählen nun, der Rest muss sich mit der Zeit entwickeln. Stück für Stück wollen wir über das Training auch das Taktische, so wie ich mir unseren Fußball vorstelle, in die Köpfe bekommen. Jetzt einfach gesagt: wir müssen hinten kompakter stehen und uns nach vorne mehr Torchancen herausspielen.
Blicken wir auf den kommenden Samstag zum Heimspiel gegen die SG Hochwald. Was wissen Sie über den Gegner?
Es kam natürlich jetzt alles sehr spontan. Ich kenne ein paar Trainer aus der Liga und werde mir da Infos einholen. Zunächst einmal müssen wir uns aber auf uns konzentrieren, da ist es mir gerade erst einmal egal, wer kommt. Wir wollen in jedem Heimspiel Punkte holen und dort wieder eine Macht werden. Ich muss aber abwarten, welche Spieler mir zur Verfügung stehen. Das ist eine zusätzliche Mammutaufgabe – mit den vielen Verletzten. Da kannst du taktisch auch nicht so arbeiten, wie du willst. Aber das ist jetzt nun mal so. Daher sage ich, dass nun erst einmal wieder die Grundtugenden stimmen müssen.
Zum Abschluss: Ihr kleiner Bruder Nick stand bisher über die volle Distanz der Spiele im SG-Tor. Gab es da vorher auch Gespräche mit ihm oder hat die familiäre Situation eine Rolle bei der Entscheidung gespielt?
Ich musste ja zusagen, das ist doch eine Familienangelegenheit (lacht). Nein, im Ernst: das ist tatsächlich kurios. Ich habe ihn im Sommer zu diesem Schritt nach Malberg ermutigt, denn es ist eine gute Station, um in den Senioren Minuten zu sammeln. Dass wir jetzt zusammen arbeiten, ist eine schöne Sache. Er erhält damit aber keinen Bonus. Ich habe gute Torwarttrainer zur Verfügung, die bei mir mitentscheiden. Der beste von unseren drei Torhütern spielt, das hat nichts mit der Familie zu tun. Im Endeffekt hatte er sich ja auch jetzt schon vor meiner Zeit durchgesetzt und gehörte mit zu den Konstantesten in den ersten Wochen.
Das Gespräch führte Moritz Hannappel