Karbach – Entgegen aller Ankündigungen hat der Fußball-Rheinlandligist FC Karbach auf dem Transfermarkt kräftig zugeschlagen und den Regionalliga-Kicker Stefan Haben verpflichtet. Der 27-jährige Innenverteidiger von TuS Koblenz unterzeichnete am Mittwoch beim FCK einen Vertrag.
Eigentlich wollte der FC Karbach nach dem enttäuschenden fünften Tabellenplatz in der abgelaufenen Saison in der nächsten Spielzeit kleinere Brötchen backen. Nach acht Abgängen und der deutlichen Verkleinerung des zuvor für die sechste Liga opulenten Kaders wollte beim FC in näherer Zukunft eigentlich keiner mehr vom Aufstieg in die Oberliga reden. Doch nach der Verpflichtung des Salmrohrer Linksverteidigers Mathias Fischer und nun von Regionalliga-Kicker Stefan Haben dürfte bei der Suche nach dem Titelkandidaten wieder als allererstes der Name FC Karbach fallen.
Warum zwei Klassen tiefer?
Bleibt die Frage: Warum wechselt ein Stammspieler von TuS Koblenz zwei Etagen tiefer zu einem Rheinlandligisten? Die Antwort gibt Karbachs Vorsitzender Daniel Bernd: „Das ist ganz einfach: Stefan hat sein Studium abgeschlossen und hat ab dem 1. Juli einen Job, der es ihm nicht möglich macht, zweimal am Tag – wie es in der Regionalliga üblich ist – zu trainieren. Deshalb hat er sich vor einigen Tagen an Thomas Klasen gewandt und gefragt, ob wir Bedarf hätten.“
Klasen ist bekanntlich der spielende Co-Trainer beim FC – und hat bis vor einem Jahr mit Haben bei der TuS zusammengespielt. Klasen informierte Bernd – und dann ging alles fix. „Wir hatten die Möglichkeit, einen Spieler von diesem Niveau zu holen oder zwei entwicklungsfähige Spieler zu verpflichten“, erzählt Bernd: „Die Entscheidung fiel schnell, dass wir den einen Mann holen. Stefan Haben ist trotz seiner langjährigen Zeit in den höheren Ligen ein bodenständiger Typ, der sich für den FC Karbach ins Zeug legen wird.“
Der in Bendorf geborene Haben wurde in der Jugend bei TuS Koblenz ausgebildet. Nach zwei Jahren an einem College in den USA wechselte Haben 2008 zum Regionalligisten SSV Reutlingen, ein Jahr später ging es zur Regionalliga-Reserve von Eintracht Frankfurt. Haben stand in der Saison 2009/2010 sogar einmal im Bundesliga-Kader, wurde aber vom damaligen Frankfurt-Coach Michael Skibbe nicht eingesetzt. Haben wechselte am 1. Juli 2010 in die 3. Liga – und zwar zurück zu seinem Heimatverein. Dort hielt er es wieder nur ein Jahr aus und folgte dem Ruf von Fortuna Köln – doch nach nur sechs Monaten ging es am 1. Januar 2012 wieder zurück zur TuS, für die er in der abgelaufenen Runde 27 Spiele bestritt. Auch bei all seinen anderen Stationen war Innenverteidiger Haben (insgesamt 180 Einsätze in den vergangenen sechs Jahren) immer Stammspieler.
Abwehrsystem wie Holland?
In Karbach wird schon über eine Systemstellung umgedacht, denn mit Haben sowie Julian Hohns und David Eberhardt hat der FC nun „drei überdurchschnittliche Rheinlandliga-Innenverteidiger“ (Bernd). Eine Abwehr mit drei zentralen Verteidigern, wie es unter anderem bei der WM Holland und Chile spielen, könnte das System der Zukunft auch in Karbach werden.
Ob es so kommt, wird sich ab dem 2. Juli weisen, denn dann beginnt der FC mit der Vorbereitung. Das erste Testspiel bestreitet Karbach am 6. Juli auf dem Sportfest in Bärenbach gegen den A-Klasse-Vizemeister SG Sohren. Die Kaderplanungen sind laut Daniel Bernd nach dem Haben-Coup übrigens nun abgeschlossen. „Wir haben einen 20-Mann-Kader, da wird sich nichts mehr tun“, sagt der Vorsitzende, der bewusst alle Fragen nach einem erneuten Angriff auf die Oberliga abblockt: „Wir werden keinen Druck aufbauen wie im Vorjahr mit hochgesteckten Zielen.“
Von unserem Redakteur
Michael Bongard