Allzu hart wollte Kahler mit seinen Spielern nach Spielende nicht ins Gericht gehen: „Mit der ersten Hälfte war ich nicht so unzufrieden. Wir hatten allerdings Schwierigkeiten, in die Zweikämpfe zu kommen. In der Kabine haben wir uns dann gesammelt. Die Jungs haben gezeigt, dass sie das Ruder noch herumreißen wollen. Man hat dabei gemerkt: Sie haben das Herz am rechten Fleck.“
Was Kahler allerdings Anlass zur Kritik gab, war das falsche Schuhwerk, das einige seiner Schützlinge gewählt hatten. Auf dem kurz gemähten, stellenweise schmierigen Rasen des Salmtalstadions rutschten die Wissener in entscheidenden Situationen weg und bahnten so den bissigen Gastgebern den Weg. Besonders gravierend war eine Aktion Mitte der ersten Hälfte: Nach einer Hereingabe von Alex Kirsch über links kippte Nicklas Fuchs weg, plötzlich hatte Noah Wrusch freie Schussbahn und ließ Schlussmann Philipp Klappert aus kurzer Distanz keine Abwehrchance (27.).
Nach verhaltener Anfangsphase, in der „Wissen nicht so recht wusste, was sie mit uns anfangen sollten“, so die Einschätzung von Salmrohrs Trainer Frank Meeth, war es der VfB, der die ersten offensiven Momente verzeichnete. So scheiterte Til Cordes aus spitzem Winkel an FSV-Torwart Philipp Basquit (15.), ging ein Fernschuss von Armando Grau knapp vorbei (17.) und traf Jakov Jancek nach feinem Diagonalball von Felix Arndt nur das Außennetz (18.). Auch nach der Salmrohrer Führung hatten die Wissener Mühe mit dem Geläuf. Anders ist die vergebene Großchance von Jancek, der den Ball nach Rechtsflanke von Mario Weitershagen am Fünfmeterraum nicht unter Kontrolle brachte, nicht zu erklären (29.).
So richtig flüssig war das Spiel des VfB nicht. „Wir sind zu nervös“, kritisierte Kahler am Spielfeldrand. Chancen gab es aber weiter für seine Elf gegen eine Salmrohrer Mannschaft, die nach dem Abstieg umgekrempelt sowie stark verjüngt wurde und der es in Druckphasen mitunter noch an Souveränität fehlt. Während Marvin Munzel kurz vor der eigenen Torlinie nach einem Schuss von Cordes klärte (39.), war der FSV im Angriff aber erneut effektiver. Einen von der Wissener Abwehr zu kurz abgewehrten Ball nahm Leon Schmid fünf Minuten vor dem Seitenwechsel auf und hämmerte ihn platziert ins rechte untere Eck.
Zur zweiten Hälfte musste Kahler die verletzten Jancek (Oberschenkelbeschwerden) und Julian Wienold (Zerrung) auswechseln und stellte defensiv von Vierer- auf Dreierkette um. Als der eingewechselte Lukas Becher nach sehenswerter Einzelleistung erfolgreich abgeschlossen hatte (57.) und Salmrohrs Louis Thul nach wiederholtem Foulspiel mit Gelb-Rot vom Platz musste (70.), schien die Partie zugunsten der Siegstädter zu kippen. Die Gäste hatten ein klares Übergewicht im Mittelfeld, flankten immer wieder und verbuchten auch einige Standards. Doch so richtig gefährlich wurde es vorm Salmrohrer Tor nicht mehr. Als Ruhepol erwies sich einmal mehr der viel Souveränität ausstrahlende Basquit.
„Es hat am Ende leider einfach nicht mehr gereicht. Der Sieg von Salmrohr geht in Ordnung“, gab Kahler zu. Keeper Klappert wusste, dass „wir im ersten Durchgang zu große Abstände zwischen den Mannschafsteilen hatten. Und wenn du dann schon nach 45 Minuten mit 0:2 hinten liegst, wird es halt sehr schwer. Schließlich ist Salmrohr ja auch kein Kanonenfutter.“ Um ganz oben in der Tabelle mitzuspielen, so die Erkenntnis des Torwart-Routiniers, reiche es offenbar in dieser Saison (noch) nicht: „Aber im oberen Tabellendrittel wollen wir uns schon festsetzen.“
Salmrohr: Basquit – Abend, L. Thul, Munzel, Lautwein – Modeste, Meyer, Schmid (69. Haas), Kirsch (62. H. Thul) – Wrusch (79. Edafe), Mennicke.
Wissen: Klappert – Krauß, Weitershagen, Pirsljin, Wienold (46. Becher) – Arndt, Weber (65. Bayram), N. Fuchs (69. Leidig), Cordes – Grau, Jancek (46. Groß).
Schiedsrichter: Marlon Manderfeld (Birgel).
Zuschauer: 130.
Tore: 1:0 Noah Wrusch (27.), 2:0 Leon Schmid (40.), 2:1 Lukas Becher (57.).
Besonderheit: Gelb-Rot gegen Salmrohrs Louis Thul (70., wiederholtes Foulspiel).